Weltmeisterschaft Adler als Nummer eins nach Südafrika

München (RPO). 101 Tage vor dem WM-Start sind die Würfel in der seit knapp zwei Jahren andauernden Torwart-Diskussion gefallen. Rene Adler steht bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zwischen den deutschen Pfosten und tritt damit in die Fußstapfen ganz großer Nationaltorhüter wie Toni Turek, Sepp Maier, Toni Schumacher, Oliver Kahn und auch Jens Lehmann. Nach dem Rücktritt des Stuttgarter Keepers im Sommer 2008 hatte es keine klare Nummer eins mehr in der DFB-Auswahl gegeben.

Die deutschen WM-Torhüter
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Foto: ap, MS

"Es ist für mich keine Bürde, dass ich so große Vorgänger habe. Es ist in erster Linie eine Herausforderung für mich, für ein Land zu spielen, in dem es seit Generationen herausragende Torhüter gibt. Ich arbeite daran, selbst ein großer Name zu werden", sagte der achtmalige Nationalspieler am Montagmittag mit breiter Brust.

Der 25-Jährige von Bayer Leverkusen war wenige Stunden zuvor nach dem Frühstück von Bundestrainer Joachim Löw und Torwarttrainer Andreas Köpke über die Entscheidung informiert worden, dass er am Mittwoch im Länderspielklassiker gegen Argentinien in München (20.45 Uhr/Live-Ticker) das deutsche Tor hüten wird und damit auch bei der WM die Nummer eins sein wird.

"Rene hat sich diese Stellung in den WM-Qualifikationsspielen erarbeitet, vor allem seine beiden herausragenden Leistungen in den beiden Spielen gegen Russland haben den Ausschlag gegeben", berichtete Köpke, der sich am Sonntagabend noch einmal mit Löw zusammengesetzt hatte, um das Thema zu diskutieren. "Rene hat es nun selbst in der Hand", sagte der Europameister von 1996 weiter. Nur ein gravierender Formeinbruch oder eine Verletzung kann Adlers Traum noch gefährden.

"Man weiß ja, was alles passieren kann", sagte auch Adler, der aber fest davon überzeugt ist, dass er seinen Status bis zum Saisonende mit guten Leistungen für den Meisterschaftsaspiranten Leverkusen untermauern wird: "Da bin ich zuversichtlich und auch selbstbewusst, dass mir das gelingt. Ab Mitte Mai lenke ich dann den Fokus auf die WM."

"Es gibt absolut kein Problem"

Für ihn persönlich sei es aber gut, frühzeitig zu wissen, woran er ist: "Ich kann mich dann besser auf eine Situation einstellen." Adler bekräftigte zudem, dass er auch nach dieser Entscheidung zu seinen Gunsten ein kollegiales Verhältnis zu seinen Konkurrenten Manuel Neuer und Tim Wiese habe: "Es gibt absolut kein Problem zwischen uns."

Köpke hatte am Montagmorgen auch den Schalker Neuer, der sich ebenfalls Hoffnungen auf einen Einsatz gegen die von Diego Maradona trainierten Gauchos und somit auf das WM-Trikot mit der Eins auf dem Rücken gemacht hatte, informiert. "Das sind Gespräche, die nicht so angenehm sind. Manuel hat aber Verständnis gezeigt, auch wenn er nicht erfreut und logischerweise sehr enttäuscht war", sagte Köpke, der diesen Gemütszustand aus "eigener Erfahrung" kennt.

Mit dem Bremer Wiese, der wegen einer Muskelverletzung nicht nach München anreisen konnte, hat die sportliche Leitung dagegen nicht gesprochen. "Wir haben in alle drei Torhüter Vertrauen und wissen, dass wir uns auf sie verlassen können. Deshalb haben wir auch keine weitere Reihenfolge festgelegt", antwortete Köpke auf die Frage, wer in Südafrika die Nummer zwei sein wird. Bis zu seinem Selbstmord im November war eigentlich Robert Enke als Nachfolger von Lehmann favorisiert worden.

Kein Thema waren nach den Kontroversen im vergangenen Monat die geplatzten Vertragsgespräche zwischen der DFB-Führung sowie Löw und seinem Mitarbeiterstab. "Wir sind froh, dass es wieder um Fußball geht und konzentrieren uns auf das Wesentliche", sagte Köpke.

Auch Philipp Lahm unterstrich die sportliche Bedeutung des Klassikers. "Es ist zwar ein Freundschaftsspiel gegen Argentinien, aber es geht für beide Mannschaften um sehr viel. Es geht um die Stammplätze und die Plätze im WM-Kader", sagte der Münchner.

Wichtig sei auch, dass die Mannschaft mit ihrer Leistung genau 100 Tage vor dem WM-Start für Ruhe sorge. "Wir wollen ein gutes Spiel machen, damit nicht wieder so eine Unruhe aufkommt wie vor vier Jahren nach dem Italien-Spiel", erinnerte Lahm an das 1:4 in Italien, nach dem kurz vor der Heim-WM in Deutschland der Trainerstuhl von Jürgen Klinsmann noch einmal ins Wackeln geraten war: "Wir brauchen vor so einem großen Turnier keine Unruhe und keine Diskussion um einzelne Personen."

(SID/seeg)
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