WM-Affäre Fragen und Antworten zum Freshfields-Bericht
WAS STEHT AN?
Die Offenlegung der internen Untersuchungen zum Sommermärchen-Skandal. Endlich! Die Wirtschaftskanzlei Freshfields will am Freitag um 13.30 Uhr im Steigenberger Airport Hotel ein erstes Licht in die anscheinend dunklen Machenschaften von Machern der WM-Endrunde 2006 Deutschland bringen. Ob es gelingt? Hoffentlich!.
WER IST DABEI?
Prof. Dr. Christian Duve wird die Kanzlei vertreten. Der DFB fährt mit seiner aktuellen und wohl künftigen Verbandsspitze auf: Die Interimspräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball werden ebenso wie ihr designierter Nachfolger Reinhard Grindel auf dem Podium sein.
WELCHE FRAGEN SOLLEN BEANTWORTET WERDEN?
Im Kern geht es um drei Fragen: Wohin sind die 6,7 Millionen Euro, die verschleiert und tatsächlich nach bisheriger Darstellung als Rückzahlung für ein angebliches Darlehen von Ex-adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus an die Fifa überwiesen wurden, tatsächlich geflossen? Gab es 2000 vor der WM-Vergabe Bestechungsversuche aus Deutschland? Wer vom heutigen Weltmeister-Verband wusste seit wann was von welchen Vorgängen?
WER SIND DIE PROTAGONISTEN?
OK-Präsident Franz Beckenbauer und dessen Vize Horst R. Schmidt. Zudem stehen die späteren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie Beckenbauer-Intimus Fedor Radmann als Mitglieder des Organisationskomitees im Fokus.
UND WAS SAGEN SIE?
"Ich bin selbst mit mir im Reinen und werde mich nicht zu laufenden Ermittlungen äußern", sagt Niersbach: "Das haben andere getan." Vor allem Zwanziger. Der hatte die Lawine erst ins Rollen gebracht - und sieht sich als Unschuldslamm. "Wie soll denn derjenige, der aufklären wollte, seine Pflichten verletzt haben?" Und der Kaiser? "Ich habe meine Schuldigkeit getan. Ich habe ein reines Gewissen." Aha.
WAS DROHT DEN PROTAGONISTEN?
Niersbach sitzt in den Exekutivkomitees der Fifa und Uefa, er übt als einzige Person des Quintetts noch offizielle Fußball-Tätigkeiten aus und könnte bei folgenden Ermittlungen der Fifa-Ethikkommission gesperrt werden und seine Posten verlieren. Sollte er (schwer) belastet werden, könnte ihn der DFB auch zum freiwilligen Rückzug auffordern. Allerdings muss er dieser Forderung nicht Folge leisten. Dies hatte in der Vergangenheit auch Zwanziger nicht getan, als er 2014 vom DFB-Präsidium zum Rückzug aus dem Fifa-Exko aufgefordert wurde. Zwanziger, Niersbach und Schmidt müssen sich zudem mit dem Verdacht auf Steuerhinterziehung auseinandersetzen.
UND WAS DEM DFB?
Ein Millionenschaden und verdammt schlechte Reputation. Wegen der falschen Angabe der Zahlung als Beitrag zum Kulturprogramm für die Fifa in der DFB-Steuererklärung für 2006 muss der Verband die nachträgliche Aberkennung seiner Gemeinnützigkeit befürchten. In diesem Fall kämen Millionen-Ansprüche des Fiskus auf den DFB zu. Dies könnte mittelbar auch die DFB-Pläne, die EM 2024 zu organisieren, tangieren.
WIE GEHT ES DANACH WEITER?
Schwer zu sagen. Fakt ist bislang nur, dass DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel beim Außerordentlichen Bundestag am 15. April zum neuen DFB-Boss gekürt werden soll. Die Ermittlungen der Justiz und die finanziellen Folgen dürften den DFB empfindlich treffen - denn am Freitag geht es ja "nur" um interne Konsequenzen.