Teamchef der 90er-Weltmeister Beckenbauer verzichtet auf Maracana und glaubt an DFB-Elf

Düsseldorf · Für Fußball-Idol Franz Beckenbauer steht der Sieger im Finale der WM in Brasilien zwischen Deutschland und Argentinien bereits fest. "Der neue Weltmeister kann nur Deutschland heißen,", sagte der "Kaiser" im Interview auf dfb.de und lieferte auch die Begründung: "Allein schon wegen der größeren Klasse als Mannschaft insgesamt." Hinzu komme, dass er sich nicht vorstellen könne, "dass die brasilianischen Zuschauer am Sonntag die Argentinier unterstützen."

WM 1990: Das machen die Weltmeister heute
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Das ist aus den WM-Helden von 1990 geworden

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Der Weltmeisterspieler von 1974 und Weltmeistertrainer von 1990 erhofft sich vom Endspiel (21 Uhr/Live-Ticker) den Höhepunkt eines Turniers mit vielen guten Spielen "voller Spannung und auf hohem Niveau". Jetzt müsse noch "das Tüpfelchen auf das 'i' drauf. Aus deutscher Sicht heißt das: Sieg in einem hoffentlich hochklassigen Finale".

Erstmals seit Jahrzehnten wird Beckenbauer bei einem WM-Endspiel nicht vor Ort sein. Natürlich wäre er gern dabei, bestätigte der Ehrenpräsident von Bayern München. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach habe am Tag nach dem Halbfinale noch einmal angerufen und ihn eindringlich gebeten, doch noch nach Rio zu kommen. "Ich sagte ihm, dass ich anders geplant habe, weil ich einige Leute dort einfach nicht sehen kann und will."

Über die Ungerechtigkeit, "die mir kürzlich widerfahren ist (Sperre der Fifa, Anm. d. Red.) habe ich mich sehr geärgert. Daraus resultiert meine Entscheidung, nicht dorthin zu fliegen." Er werde wie bisher mit der Familie vor dem Fernseher sitzen, total verkleidet mit Hut, Trikot, Schal und allem Drum und Dran. "Das passt wunderbar".

Deutschland gegen Argentinien ist für Beckenbauer eine "hochkarätige Spielpaarung mit langer Rivalität, einer gesunden Rivalität. Ich habe das als Trainer selbst miterlebt bei den WM-Endspielen 1986 und 1990".

Ein Duell mit den Niederlanden hätte laut Beckenbauer zu viele zusätzliche Emotionen, "möglicherweise mit einem gewissen Sprengsatz, in dieses Endspiel gebracht". Andererseits wäre ein rein europäisches Endspiel in Brasilien aber ein starkes sportliches Argument gewesen, um die Bestrebungen innerhalb des Weltverbandes Fifa, die europäischen Startplätze künftig zu reduzieren, einen deutlichen Riegel vorzuschieben.

Laut Beckenbauer erwarte das DFB-Team im Endspiel Argentinier, die in der Defensive besser und zweikampfstärker als Brasilien seien. Aber die deutsche Mannschaft strotze vor Selbstvertrauen, ohne überheblich zu sein. "Sie wissen, dass dieses 7:1 nicht für sich stehen bleiben darf. Dass es übergreifen muss auf ein erfolgreiches Finale."

"Eine typische Turniermannschaft"

Grundsätzlich stellte der 68-Jährige der DFB-Auswahl ein exzellentes Zeugnis aus. "Sie ist überhaupt die einzige Mannschaft bei diesem Turnier, die sich gesteigert hat. Eine typische Turniermannschaft, wie schon so oft", sagte Beckenbauer und lobte auch Bundestrainer Joachim Löw: "Ich denke, er hat alles richtig gemacht. Bei der Beurteilung der Mannschaftsaufstellung muss man ausschließlich dem Trainer vertrauen."

Beckenbauer ist zudem der Meinung, dass Löw unabhängig vom Ausgang des Endspiels Bundestrainer blieben sollte. "Das liegt an ihm. Wenn er Lust hat, im Trainergeschäft zu bleiben, dann muss er als Bundestrainer weitermachen. Das ist der beste Job der Welt. Bundestrainer in diesem geordneten Verband. Unter diesen Voraussetzungen. Zudem hast du aktuell eine Weltklassemannschaft."

(sid)
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