Trainer des Jahres Weltmeister Jogi Löw ist jetzt einer der ganz Großen

Düsseldorf · Seit dem Titelgewinn steht der Bundestrainer in einer Reihe mit Herberger, Schön und Beckenbauer.

Deutschlands Trainer des Jahres 2014
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Joachim Löw kehrte gleich mal den Mannschaftsspieler heraus. "Es ist mir wichtig hervorzuheben, dass dies eine Auszeichnung für alle Trainer im deutschen Fußball ist. Ich nehme diese Auszeichnung nur stellvertretend an für alle", sagte der oberste Übungsleiter des Deutschen Fußball-Bundes. Er wurde bei der "Kicker"-Umfrage unter Deutschlands Sportjournalisten zum Trainer des Jahres gewählt.

Die Wahl ist natürlich ein Ergebnis des Weltmeistertitels. Seit dem 13. Juli und dem 1:0-Erfolg im Finale über Argentinien ist Löw bei den ganz Großen angelangt, in der Kategorie Herberger, Schön, Beckenbauer. Er hätte sich also auch ein selbstbewussteres Triumphgeheul leisten können. Und es ist eine Mischung aus Koketterie und Bescheidenheit, wenn er die werten Kollegen in den Bundesliga-Vereinen und seine Assistenten bei der Nationalelf mit ins Boot nimmt. Selbstverständlich schaffen die Amtsbrüder in den Klubs durch Alltagsarbeit mit den Spielern die körperlichen und taktischen Voraussetzungen. Deshalb hätte Löw unbedingt auch Arsène Wenger erwähnen können, der Per Mertesacker, Lukas Podolski und Mesut Özil betreut. Und ganz bestimmt trugen Löws unmittelbare Mitarbeiter zum Erfolg der Mission WM bei.

Der Bundestrainer aber bleibt die entscheidende Figur. Seine Mannschaft gewann die Weltmeisterschaft, weil Löw dem Erfolg sogar die eigenen Prinzipien unterordnete. Er begann das Turnier gegen seine Grundüberzeugung mit einer eher defensiven Aufstellung. Er ließ sich im Lauf der Veranstaltung überzeugen, dass es gute Gründe für die Rückversetzung von Philipp Lahm auf die Position des rechten Verteidigers gab. Und er sagte zum ersten Mal Sätze wie diesen: "Es ist nicht wichtig, fantastisch zu spielen. Wir müssen Spiele gewinnen." Das muss ihm körperliche Schmerzen bereitet haben.

Aber es bewies eine gewisse Wendigkeit im Denken und die Fähigkeit, Meinungen anzuhören und danach Entscheidungen zu treffen. Löw hing lange der Ruf nach, nicht gerade zu den Entscheidungsfreudigsten zu zählen. Vielleicht gehört er immer noch nicht dazu. Aber er hat gezeigt, dass er auf dem Weg zu großen Zielen auch über den eigenen Schatten springen kann.

Das macht ihn wiederum als Trainer groß. Deshalb ging bei der Wahl zum Trainer des Jahres kein Weg an Löw vorbei.

(RP)
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