Überblick Korruption bei WM-Vergaben
Gekaufte Stimmen bei der WM 2006? Angesichts der alles andere als rühmlichen Geschichte der WM-Vergaben beim Weltverband Fifa wäre das eigentlich kaum noch überraschend. Wir listen die vergangenen fünf Endrunden auf – welche war sauber, welche nicht? Viele WM-Endrunden stehen im Zwielicht.
WM 1998 FrankreichIn den US-Protokollen der Vernehmung des "Whistleblowers" Chuck Blazer taucht die Endrunde in Verbindung mit einem sogenannten "Mitverschwörer Nummer eins" auf. Dieser soll mit Blazer in den frühen 90er Jahren nach Marokko gereist sein, wo Schmiergeld angeboten und akzeptiert worden sein soll. Vermutlich ist der Mitverschwörer Blazers ehemaliger Boss Jack Warner, Ex-Präsident des Verbandes für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik CONCACAF und immer mittendrin, wenn es um Schmiergeld geht. Dennoch siegte bei der Vergabe-Abstimmung des Fifa-Exekutivkomitees, in dem zumindest Warner an jenem 2. Juli 1992 saß, am Ende Frankreich.
WM 2002 Südkorea und JapanDie WM in Fernost war lange frei vom Korruptionsverdacht – aber auch hier sollen Stimmen gekauft worden sein. Unter anderem hat der südamerikanische Kontinentalverband CONMEBOL seine Unterstützung für 1,5 Millionen Euro verkauft haben. Die angebliche Zahlung ist allerdings auf das Jahr 2000, also vier Jahre nach der Vergabe datiert. Der damalige CONMEBOL-Präsident Nicolas Leoz gehört zu den insgesamt 14 von der US-Justiz verdächtigen Ex-Funktionären. Zudem sollen die Entscheider im Fifa-Exekutivkomitee mit Geschenken regelrecht überhäuft worden sein. Dem ehemaligen Brasilien-Boss Ricardo Teixeira, Schwiegersohn von Ex-Fifa-Präsident Joao Havelange, wurde damals die Hyundai-Generalvertretung für Brasilien übertragen. Die Entscheidung fiel durch einfachen Beschluss.
WM 2006 DeutschlandAuf dem Sommermärchen liegt ein dunkler Schatten. Das Nachrichtenmagazin Spiegel hatte von schwarzen Kassen berichtet, die deutsche Steuerfahndung geht den "verschwundenen" 6,7 Millionen Euro nach, die angeblich an die FIFA gezahlt worden sind. Im Zentrum steht Lichtgestalt Franz Beckenbauer, der beharrlich schweigt. Laut Bild-Zeitung steht Beckenbauers Unterschrift unter einem Vertragsentwurf, der den versuchten Stimmenkauf nahelegt. Bei dem Vertragspartner soll es sich um den von der Fifa mittlerweile lebenslang gesperrten Warner handeln - es geht um erhebliche Zusagen aus Deutschland.
WM 2010 SüdafrikaFür die Endrunde 2010, sagte Blazer, habe er "zusammen mit anderen Exko-Mitgliedern in Verbindung mit der Vergabe der WM an Südafrika Bestechungsgelder angenommen". Es geht um eine dubiose Zahlung von zehn Millionen Dollar, die über ein Fifa-Konto in die Karibik geflossen war. Während die Fifa und der südafrikanische Verband Safa sowie die Regierung des Landes jede Beteiligung an einer Bestechung dementieren – das Geld sei für ein Entwicklungsprogramm überwiesen worden – verstand Blazer die Zahlung als Gegenleistung für die Stimmen von ihm und den "Mitverschwörern eins und drei". Vom marokkanischen WM-Komitee sei ebenfalls ein Angebot gekommen - allerdings nur über eine Million Dollar. Südafrika holte sich die WM bei der Exko-Abstimmung mit 14:10 Stimmen.
WM 2014 BrasilienDer brasilianische Verband erhielt den Zuschlag ohne Gegenkandidat am 30. Oktober 2007 unter der Führung von Ricardo Teixeira - später im Zentrum mehrerer Korruptionsvorwürfe. Ein Großteil der Milliarden-Investitionen soll auf privaten Konten gelandet sein. Spekuliert wird, dass Baufirmen das Fifa-Exekutivkomitee bestochen haben, um am Zuckerhut die lukrativen Aufträge an Land schaffen zu können.