Angreifer in der Kritik Podolski legt für WM Zusatzschichten ein

München (RPO). 1390 Minuten in der Bundesliga nicht getroffen, mit seinem Klub 1. FC Köln im Abstiegskampf, bei der Nationalmannschaft einst Stammspieler und nunmehr Wackelkandidat: 100 Tage vor dem Start der WM in Südafrika steht Lukas Podolski mit dem Rücken zur Wand.

Der Podolski-Aussetzer in Augsburg
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"Das ist sicher keine angenehme Situation, aber ich muss es jetzt so nehmen, wie es ist. Ich werde weiterhin versuchen, gute Leistungen zu bringen, werde auch irgendwann wieder treffen und Zusatzsschichten einlegen, damit ich wieder meine Topform erreiche. Alles andere entscheidet der Bundestrainer", sagte der 24-Jährige kämpferisch und selbstkritisch zugleich im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Dass der beste Nachwuchspieler der WM 2006, der sich bei dem Turnier in Deutschland vor Superstars wie Cristiano Ronaldo und Weltfußballer Lionel Messi durchgesetzt hatte, das Turnier am Kap der guten Hoffnung nur als TV-Zuschauer verfolgt, ist zwar unwahrscheinlich, von einem Stammplatz im Sturm ist "Poldi" derzeit aber meilenweit entfernt.

Podolski behält die Ruhe

"Es ist doch klar, dass bei einem Stürmer die Minuten gezählt werden, aber solche Phasen haben fast alle Torjäger mal durchgemacht. Davon lasse ich mich nicht verrückt machen", sagte Podolski.

Zudem versicherte der frühere Münchner, der in der DFB-Auswahl in 69 Einsätzen schon 37-mal getroffen hat und in der ewigen Torjägerliste gemeinsam mit Teammanager Oliver Bierhoff auf Rang neun liegt, dass sein persönlicher Erfolg für ihn derzeit keine Rolle spiele: "Wichtig ist, dass der 1. FC Köln in der Bundesliga bleibt. Dazu will ich beitragen, dafür werde ich kämpfen. Wer bei uns die Tore schießt, ist dann völlig egal."

Dass die Ansprüche an ihn in Köln, das den verlorenen Sohn im Sommer für zehn Millionen Euro von der Isar zurück an den Dom geholt hatte, besonders hoch sind, ist Podolski bewusst. "Der Druck ist natürlich enorm. Das habe ich vielleicht ein wenig unterschätzt. Aber ich habe es nie bereut, zurückgekehrt zu sein. Köln ist mein Verein, für den ich alles gebe. Hier fühle ich mich zu Hause", beteuerte "Prinz Poldi."

Recht auf Kritik

Dass er zuletzt von den Klub-Oberen Kritik einstecken musste, sei bei der Tabellensituation normal. Er müsse mehr laufen, hatte FC-Manager Michael Meier gefordert. Er müsse den Kampf annehmen und als gutes Beispiel vorangehen, verlangte Klubpräsident Wolfgang Overath. "Sie haben das Recht, mich zu kritisieren", so der gebürtige Pole.

Im Kreis der Nationalmannschaft muss er solch kritische Töne nicht befürchten. "Lukas hat bei uns immer seine Leistung gebracht", sagte Bundestrainer Joachim Löw über Podolski, der beim Sommermärchen vor vier Jahren mit dem ebenfalls derzeit außer Form spielenden Miroslav Klose den deutschen Traumsturm gebildet hatte.

Mittelfeld oder Angriff?

"Die Frage ist ja, ob ich bei der Nationalmannschaft überhaupt weiter im Angriff spiele, oder wie zuletzt öfter hinter den Spitzen auf der linken Seite", sagte Podolski, der auch am Mittwoch im Härtetest des Vize-Europameisters in München gegen Argentinien (20.45 Uhr/Live-Ticker) vermutlich im linken Mittelfeld agieren wird. "Ich habe gezeigt, dass ich diese Position ganz gut ausfüllen kann. Mir macht diese Rolle auch sehr viel Spaß, zumal ich mit Philipp Lahm dahinter einen sensationellen Partner habe", berichtete Podolski.

Trotz der aktuellen Probleme will Lukas Podolski sein Naturell nicht ändern. "Ich will so bleiben wie ich bin, ich brauche nun mal den Spaß beim Fußball, deshalb lasse ich mich auch nicht verbiegen. Und Probleme sind dazu da, sie zu lösen", erklärte der zweitbeste Torschütze der EM 2008. Zudem verfüge er mittlerweile über eine gewisse Erfahrung, um mit Drucksituationen umgehen zu können: "Ich habe schon alles erlebt, deshalb weiß ich, wie ich mich verhalten muss. Zudem bin ich mittlerweile Familienvater und es ist gut zu wissen, dass die Familie einem den Rücken stärkt."

(SID/can)
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