Deutschland fährt zur WM 2010 Rene Adler - der Held von Moskau

Moskau (RPO). Nein, an diesem großen Abend wollte er nicht über die Zukunft spekulieren. Als Rene Adler im Anschluss an das WM-Qualifikationsspiel der deutschen Mannschaft in Moskau gegen Russland gefragt wurde, wie das denn nun sei mit seinen Chancen auf einen Stammplatz in Südafrika, entgegnete er: "Müssen Sie sogar jetzt solche Fragen stellen?"

WM-Quali geschafft: So jubelt Deutschland
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Lieber sprach der Schlussmann, der seine Brötchen bei Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen verdient, über seine Gefühle. "Das war das emotionalste Spiel meiner Karriere", erklärte er. Auch seinen Teamkollegen fiel nach dem Spiel ein Stein vom Herzen.

Der ausgewechselte Torschütze Miroslav Klose rannte mit dem Schlusspfiff freudetrunken zurück auf den Kunstrasen, Bundestrainer Joachim Löw und sein Assistent Hansi Flick lagen sich in den Armen, Michael Ballack spendete den Verlierern Trost. Dann begab sich die Mannschaft zum Fanblock der Gäste und machte mit den 3000 mitgereisten Anhängern die La-Ola-Welle.

Adler indes zeigte sich vor dem Gang in die Kabine überglücklich, dass es für "mich persönlich" gut lief, aber über die Rangfolge im deutschen Tor habe er sich den Kopf nicht zerbrochen: "Ich wollte nur meinen Teil zum Sieg beitragen."

Das tat der 24-Jährige eindrucksvoll. Adler war der Matchwinner beim 1:0-Sieg, mit dem die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw vorzeitig das Ticket für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Südafrika löste.

Wie schon beim 2:1-Erfolg im Hinspiel in Dortmund brach das DFB-Team nach einer starken ersten Halbzeit im zweiten Durchgang fast komplett ein. Damals hatte es schon zur Pause 2:1 gestanden, im weiteren Verlauf war es Keeper Adler, der mit zahlreichen Reflexen den Sieg sicherte.

In Moskau wiederholte sich das Szenario: Die deutsche Abwehr hielt dem Druck der russischen Offensiv-Abteilung um Wirbelwind Andrej Arschawin in der zweiten Halbzeit nicht mehr stand und mussten mehrere hochkarätige Torchancen zulassen - vor allem zwischen der 50. und 70. Minute.

Da reagierte Adler zweimal glänzend gegen Arschawin (53., 55.) und einmal gegen Roman Pawljutschenko (70.). Zuvor hatte er schon das Eins-gegen-Eins-Duell gegen den heranstürmenden Alexander Kerschakow für sich entschieden (30.).

Der Torhüter wusste aber nicht nur durch seine Paraden zu gefallen, auch sein Stellungsspiel, seine Abschläge und seine Strafraumbeherrschung ließen am Samstagabend wenig bis gar nichts zu wünschen übrig.

Kurzum: So stellt man sich die deutsche Nummer eins vor. Nach dieser Leistung kommt Bundestrainer Löw wohl kaum daran vorbei, auch in den kommenden Länderspielen auf Adler zu bauen. Experimente auf der Torwart-Position wären in diesen Wochen jedenfalls absolut unnötig.

Der Leidtragende ist - wie schon beim Hinspiel gegen Russland - Robert Enke. Den Keeper von Hannover 96 hatte Löw vor den Länderspielen gegen Südafrika (2:0) und Aserbaidschan (4:0) zur neuen Nummer eins erkoren. Aber Enke leidet bis heute an einer rätselhaften Virusinfektion und verpasste die Chance, seine Ansprüche zu untermauern.

Nun ist Adler da, und es scheint so, als könnte ihn vor der WM nur noch ein Bagger von der deutschen Torlinie kratzen.

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