Affäre um WM 2006 Streit zwischen Zwanziger und Netzer landet wohl vor Gericht

Düsseldorf · Der ehemalige DFB-Präsident will sich Vorwürfe um die möglicherweise gekaufte WM 2006 nicht verbieten lassen.

Zwanziger gegen Niersbach: Chronik einer Männerfeindschaft
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Foto: dpa

Theo Zwanziger hat heute einen Termin beim Deutschen Fußball-Bund. Die vom DFB beauftragten Ermittler der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer erwarten seine Aussage. Schon bald wird Zwanziger wohl auch einen Auftritt vor Gericht haben. Denn der 70-Jährige hat abgelehnt, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben.

Günter Netzer will dem ehemaligen DFB-Präsidenten eine brisante Behauptung verbieten lassen. Netzer (71) soll ihm laut Zwanziger gestanden haben, dass vor der WM-Vergabe 2006 vier stimmberechtigte Fifa-Funktionäre aus Asien bestochen worden seien. Netzer bestreitet diese Darstellung vehement. Als Zeugin wird Netzers Ehefrau angeführt, die beim Gespräch dabei gewesen sein soll. Das wiederum hat Zwanziger ganz anders in Erinnerung.

Der Kampf um die vermeintliche Wahrheit ist längst zu einem Wettstreit der Eitelkeiten geworden. Angeblich geht es allen Handlungsbeteiligten nur um die Sache. Das sieht in der praktischen Umsetzung allerdings in den meisten Fällen ganz anders aus: Es sind persönliche Abrechnungen.

Es vergeht jedoch auch kein Tag, an dem nicht neue Ungereimtheiten ans Licht kommen. Nun sind erhebliche Zweifel aufgekommen, ob die vom DFB beauftragte Wirtschaftskanzlei Freshfields über die notwendige Unabhängigkeit in diesem Fall verfügt. Es geht um eine private Verbindung zwischen einem engen Mitarbeiter von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und einem Partner der Kanzlei. "Es ist korrekt, dass Dr. Friedrich Curtius und Prof. Dr. Christian Duve bis zum 30. Juni dieses Jahres gemeinsam im Vorstand des Rotary Clubs Frankfurt Skyline tätig gewesen sind und sich über diese Verbindung kennen", teilte der DFB auf Anfrage mit. Curtius ist Leiter des Präsidialbüros beim Deutschen Fußball-Bund. Freshfields-Partner Duve schied Ende Juni aus dem Rotary-Vorstand aus. Beide Seiten betonten umgehend, dass diese Verbindung auf die Arbeit der Anwälte keinerlei Auswirkungen hätte. Die Ermittlungen würden "ohne Ansehen der Person" von mehreren Anwälten geführt, sagte Freshfields-Sprecher Jan Beßling der "Zeit".

Mittlerweile steigt die Nervosität auch in der politischen Landschaft. Das Bundesinnenministerium will nun doch etwas intensiver die noch vorhandenen Unterlagen prüfen, um dem Verdacht einer mutmaßlichen Täuschung des damaligen Bundesinnenministers Otto Schily als Mitglied des OK-Aufsichtsrates nachzugehen. Schily hat sich unlängst in der Causa zu Wort gemeldet und den Verdacht von Unregelmäßigkeiten zurückgewiesen.

(gic)
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