Steuer-Razzia Zwanziger: DFB soll Ansprüche gegen Beckenbauer überprüfen

Diez · In der WM-Affäre hat der frühere Verbandspräsident Theo Zwanziger den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zur Überprüfung von finanziellen Ansprüchen gegen WM-Chef Franz Beckenbauer aufgefordert. Einen entsprechenden Brief vom Montag bestätigte Zwanziger am Dienstag in einem Hintergrundgespräch in Diez.

Theo Zwanziger (3.v.l.) fordert den DFB dazu auf, die finanziellen Ansprüche gegen Franz Beckenbauer (l.) zu überprüfen.

Theo Zwanziger (3.v.l.) fordert den DFB dazu auf, die finanziellen Ansprüche gegen Franz Beckenbauer (l.) zu überprüfen.

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Der frühere DFB-Chef hält Beckenbauer für den Nutznießer der ungeklärten Millionen-Zahlung der WM-Organisatoren an den Weltverband Fifa in Betracht, da die Überweisung einen anderen Zweck als angegeben gehabt habe. Mit der Summe sollte nach bisherigen Erkenntnissen ein Darlehen des ehemaligen adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus ausgeglichen werden, das der Franzose angeblich 2002 dem deutschen WM-OK gegen einen Schuldschein Beckenbauers gewährt haben soll. Mutmaßlich hat Dreyfus das Geld seinerzeit an die Fifa geschickt.

Zwanziger monierte in seinem Brief außerdem die Untersuchungen beim DFB. "Es bestehen erhebliche Zweifel, ob die vom DFB veranlassten Aufklärungsmaßnahmen objektiv und unabhängig sein können", hieß es in dem Schreiben. In diesem Zusammenhang verwies Zwanziger explizit darauf, dass DFB-Präsident Wolfgang Niersbach weiterhin im Amt sei, obwohl er Beckenbauer sehr nahe stehe und als enger Wegbegleiter der WM-Bewerbung persönlich betroffen sei. Außerdem wies Zwanziger auf persönliche Kontakte zwischen Mitarbeitern des DFB und der mit der Prüfung beauftragten Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer hin.

Deswegen hatte Zwanziger dem Verband bereits zu Wochenbeginn, einen Tag vor der Razzia in der DFB-Zentrale und bei Beteiligten der Vorgänge, zur Einschaltung der zuständigen Finanzbehörden geraten. Zudem empfahl der 70-Jährige dem Verband, gegebenenfalls steuerrechtlich relevante Angaben im Zusammenhang mit der WM 2006 in Deutschland zu korrigieren.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in der WM-Affäre sieht Zwanziger als wichtigen Schritt in Richtung Wahrheitsfindung — obwohl er selbst von der Razzia der Steuerfahndung am Dienstag betroffen war. "Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ich habe gar keine Sorgen in diesem Zusammenhang. Ich weiß, dass ich die Wahrheit sage, dass ich nichts zu befürchten habe", sagte Zwanziger.

So reagiert das Netz auf die Steuer-Razzia beim DFB
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Er habe "schon früher damit gerechnet", sagte Zwanziger außerdem. Das Eingreifen der Justiz sei ohnehin sein Wunsch gewesen: "So ist es besser als durch irgendwelche Untersuchungskommissionen und Leute, die abhängig sind." Damit bezog er sich auf DFB-interne Untersuchungen und die Prüfungen durch die externe Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer.

(seeg/sid)
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