Interview mit Joachim Löw "Wir haben die richtige Mischung"

Mönchengladbach · Bundestrainer Joachim Löw hat am Montagmittag den endgültigen WM-Kader der deutschen Nationalmannschaft bekannt gegeben. Drei Spieler haben den Sprung nicht geschafft: Shkodran Mustafi, Marcel Schmelzer und Kevin Volland. Im Interview erklärt Löw, wie die drei Ausgebooteten auf ihr Nicht-Nominierung reagiert haben und warum er sich weiterhin die Variante der "falschen Neun" offen hält.

DFB: Löws Abwehrketten seit der WM 2010
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Foto: AP

Herr Löw, Sie haben Shkodran Mustafi, Marcel Schmelzer und Kevin Volland aus dem Kader für die WM gestrichen. Wie fiel deren Reaktion aus?

LÖW: Natürlich sind Shkodran, Marcel und Kevin nun sehr enttäuscht. Ich verstehe das, auch sie hatten berechtigte Hoffnungen, in Brasilien dabei zu sein. Alle drei sind Spieler, die in ihren Karrieren noch die Möglichkeit haben, einige große Turniere zu spielen.

Was hat den Ausschlag gegeben?

LÖW: Wir haben die richtige Mischung aus vielen jungen und hochbegabten Fußballern und Spielern mit viel Turniererfahrung, die wissen, worauf es ankommt. Unser Kader ist ausgewogen, jede Position ist doppelt besetzt. Unsere Spieler haben Charakter, die Mannschaft hat Charakter. Mit diesem Kader fliegen wir selbstbewusst nach Brasilien, wir haben dort große Ziele.

Wie beurteilen Sie das 2:2 gegen Kamerun?

LÖW: Das war ein sehr, sehr guter Test für uns. Kamerun war körperlich sehr präsent, sehr zweikampfstark. Woran wir arbeiten müssen, ist die Chancenverwertung. Außerdem haben wir im Laufe des Spiels zu viele Bälle verloren.

Neben den noch nicht fitten Philipp Lahm, Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger kam auch Miroslav Klose nicht zum Einsatz. Lag es bei ihm auch an der Fitness?

LÖW: Er ist nach dem intensiven Programm in den letzten Tagen und den Zusatzeinheiten in ein körperliches Loch gefallen. Von daher war mir das Risiko zu groß. Er hat gesagt, er brauche noch ein paar Trainingseinheiten, um richtig fit zu werden.

Auch Sami Khedira schien noch nicht wirklich wettkampffest...

LÖW: Dass ihm zum jetzigen Zeitpunkt die Frische und Leichtigkeit fehlen, ist klar. Er wird die letzten zwei Wochen intensiv nutzen, dann wird er um einiges besser sein.

Ist Mesut Özil nach dieser Leistung gegen Kamerun ebenfalls ein Sorgenkind?

LÖW: Mesut hatte nicht seinen besten Tag, keine Frage. Ihm sind Fehler unterlaufen, die er normalerweise nicht macht. Man hat gemerkt, dass die Spritzigkeit bei ihm nicht ganz vorhanden ist.
Aber auch das werden wir hinbekommen.

Sie haben Jerome Boateng als Rechtsverteidiger aufgeboten. Ist das eine Alternative für die WM?

LÖW: Es war ein Versuch und ein Test. Boateng hat in der Vergangenheit immer mal wieder auf der Außenverteidiger-Position gespielt. Ob es seine endgültige ist, müsen wir sehen.

Sie haben angekündigt, Ihr Wechsel-Kontingent auf jeden Fall auszureizen und sechs neue Spieler zu bringen. Warum waren es nur vier?

LÖW: Ich hatte das Gefühl, dass es keinen Sinn mehr macht. Außerdem hätte es das Spiel nur verzögert.

Wie hat Ihnen Erik Durm als linker Außenverteidiger gefallen?

LÖW: Er hat seine Sache sehr gut gemacht.

Ist die falsche Neun nach dem erneut gescheiterten Experiment mit Mario Götze noch ein Thema?

LÖW: Mario kann das auf jeden Fall spielen. Das hat er bei uns und bei den Bayern gezeigt. Für mich ist das nach wie vor eine Variante, die durchaus denkbar ist.

(sid)
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