Reaktionen WM 2006 gekauft? Pressestimmen
Der Bericht des "Spiegel" über die mutmaßlich gekaufte WM 2006 wirft einen Schatten auf den DFB. Wir haben die Pressestimmen gesammelt.
"Daily Mail" (Großbritannien): "Englands (Bewerbungs-)Team für die WM 2006 ist 'doppelt frustriert' von den Behauptungen zur deutschen Bewerbung, weil es damals versucht hat, Schiebung nachzuweisen."
"The Independent": "Damit ist jetzt jedes Bietverfahren seit Italien '90 mit irgendeiner finanziellen Unregelmäßigkeit verbunden."
"The Sun": "Deutsche WM von Vorwürfen erschüttert"
"Sunday Times" (Südafrika): "Die deutsche Bande schweigt, während die Geister der Vergangenheit rund um die WM 2006 an die Oberfläche kommen. (...) Die Dinge werden ziemlich hässlich bei dem schönen Spiel – der Gestank des Skandals liegt dick in der Luft."
El Pais (Spanien): "Die Korruption macht nun auch dem deutschen Fußball zu schaffen. Der mächtige DFB steht vor dem größten Skandal seiner langen und glorreichen Geschichte."
El Mundo (Spanien): "FIFA-Gate: Die WM 2006 in Deutschland gerät unter Verdacht. War der deutsche Sommertraum gekauft?"
El Periodico (Spanien): "Die von Skandalen strapazierte Welt des Fußballs wird erneut erschüttert. Nun gerät Deutschland ins Visier wegen des Verdachts, die FIFA bestochen zu haben."
Corriere dello Sport (Italien): "Der Schatten der Korruption in Zusammenhang mit der Vergabe der von den Italienern gewonnenen deutschen WM 2006 droht die Großen des Fußballs in Deutschland wegzureißen. Unter Beschuss sind das lebende Mythos Franz Beckenbauer, sowie DFB-Chef Wolfgang Niersbach geraten, der als Kandidat für die Nachfolge Blatters und Platinis im Rennen ist. Der Skandal ist ein äußerst harter Schock für die Deutschen, die am schärfsten gegen Blatter vorgegangen waren."
Gazzetta dello Sport (Italien): "Die FIFA kommt einfach nicht zur Ruhe. Aus Brasilien und aus Deutschland sammeln sich Bestätigungen und weiterer Verdacht auf Korruption. Doch auch in Zusammenhang mit ihrer Vergangenheit kommt die FIFA nicht zu Ruhe. Jetzt erhärtet sich der Verdacht, dass Deutschland vier entscheidende Stimmen gekauft haben soll, um den Auftrag für die Vergabe der WM 2006 zu erhalten."
Il Giornale (Italien): "Der letzte Betrug der Deutschen: Sie haben sich angeblich die WM 2006 gekauft. Mit 6,7 Millionen Euro soll sich Deutschland die WM 2006 gesichert haben. Der Skandal wirft jedoch keinen Schatten auf Italiens Sieg beim Finale in Berlin, das historisch und sauber in Erinnerung bleiben wird."
Corriere della Sera (Italien): "Niemand kann sich sicher fühlen. Jetzt zittert der DFB, sein Präsident Wolfgang Niersbach und ein Mythos wie Franz Beckenbauer. Das vom Volkswagen-Skandal erschütterte Deutschland ist mit neuen Vorwürfen konfrontiert."
Krone (Österreich): "WM 2006 offenbar gekauft: Skandal in Deutschland."
Standard (Österreich): "Fußball-WM 2006 unter Korruptionsverdacht."
Kurier (Österreich): "Deutschland soll sich WM 2006 erkauft haben."
Österreich (Österreich): "WM 2006: Ex-Blatter-Sprecher wittert Verschwörung."
Telegraaf (Niederlande): "Schmiergeldskandal schreckt Deutschland auf."
Algemeen Dagblad (Niederlande): "Deutsche kauften WM 2006!"
Het Nieuwsblad (Belgien): "FIFA untersucht Vorwürfe gegen Deutschland, wonach die WM 2006 gekauft worden sei."
Grenzecho (Belgien): "Spiegel: Vergabe der Fußball-WM 2006 mutmaßlich gekauft"
Blick (Schweiz): "Spiegel: WM 2006 gekauft! Blatters Rache? Bevor der Neuaufbau der maroden Fifa in Angriff genommen werden kann, sollte zuerst aber der ganze Keller ausgeräumt werden. Derzeit haben eh die Juristen und Anwälte die Fifa übernommen."
Tagesanzeiger (Schweiz): "Der Schatten über dem Sommermärchen. Das Sommermärchen war gekauft - mutmaßlich. Das angehängte Wort ist entscheidend, die Indizienkette des Spiegels ist nicht lückenlos. Aber es gibt eine Vielzahl von Hinweisen."
NZZ (Schweiz): "Das nette 'Sommermärchen' mutiert kurzerhand zum Krimi: schwarze Kasse, Millionen-Transaktionen via Fifa, Mitwissertum, mutmaßlich gekaufte WM. Doch für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dessen Präsidenten Wolfgang Niersbach wird die Luft dünner. Und nach Platini droht mit Franz Beckenbauer der nächsten Fußball-Lichtgestalt Ungemach."
L'Equipe (Frankreich): "WM 2006: Ein Skandal in Deutschland?"
Le Parisien (Frankreich): "Deutschland steht unter Verdacht, die WM 2006 gekauft zu haben."
Luxemburger Wort (Luxemburg): "Skandal um Fußball-WM 2006: FIFA wird aktiv."
Die Welt: "Das verrottete System erreicht auch den DFB. Was wirklich erschreckt an der Veröffentlichung ist die Tatsache, dass sie so wenig erschreckt. Fast möchten wir mit den Schultern zucken und sagen: Warum sollte es bei der deutschen WM, im deutschen Verband anders gelaufen sein als anderswo? Warum sollte hier eine Insel der Redlichkeit sein in einem Meer aus Schmutz? Es ist wohl eine traurige Tatsache, dass es nicht anders geht. Wer von der Fifa – genauer: von den Mitgliedern des Exekutivkomitees – etwas will, muss schmieren und bestechen."
Die Zeit: "Dass die deutsche Bewerbung nicht ganz sauber lief, war lange bekannt. Aber dieser Fall hat neue Dimensionen. Er wird die Debatten verändern. Seit Jahren stöhnt die Fußballwelt aufgebracht über Katar und Russland sowie über die Fifa, das Syndikat des Schweigens und Schmierens. Doch der Fall, sollten die Anschuldigungen stimmen, zeigt: Korruption ist nicht nur die Sache von Diktatoren, Scheichs und Bananenrepubliken. Der Schlamm fließt mitten durch Deutschland. Deutschland wäre Teil der Fußballmafia."
Rheinische Post: "Schatten über dem Sommermärchen. Wenn stimmt, was der "Spiegel" berichtet, dann ist das Sommermärchen von 2006 ein Lügenmärchen, dann gab es die Fußball-WM in Deutschland nur, weil der Verband für viel Geld Stimmen gekauft hat. Geld, das überdies aus einem Kredit stammen soll, den ausgerechnet der damalige Chef des Ausrüsters Adidas gegeben hat. Der Vorwurf ist ungeheuerlich. Wenn er sich erhärtet, wird Präsident Wolfgang Niersbach darüber stürzen."
Berliner Morgenpost: "Gescheiterte Moralisten. Waren die Deutschen nicht gerade eben noch strahlendes Vorbild für die Welt? Dieses fleißige, zuverlässige Volk mit der krisenfesten Ökonomie und einer Kanzlerin, die sich geduldig für Friedensverhandlungen einsetzte, wo andere längst Schnellschüsse forderten. Dann kam VW. Und jetzt kommt, wenn die Berichte stimmen, die Fußball-WM 2006. Vielleicht wird wenigstens ein Trend gestoppt, der zuletzt etwas überhand nahm: Deutschland als moralische Instanz. Man muss nicht nur an Uli Hoeneß denken dabei. Auch manche Politiker finden es offenbar schick, überall in der Welt zu verkünden, was da und dort falsch läuft. Die Kritik ist oft richtig, aber bitte eines nicht vergessen: Die meiste Reinigungskompetenz besteht immer noch vor der eigenen Haustür.Und da gibt es gerade genug zu tun.
Mittelbayerische Zeitung: "Schon lange waberten Gerüchte durch die Fußballwelt, mal lauter und mal leiser, dass jenes eine Stimmchen Vorsprung, das bei der Verkündung 2006 "Deutschland" auf den WM-Zettel zauberte (damals sehr zum Missfallen von Sepp Blatter), vielleicht irgendwie seltsam zustande gekommen wäre. So schön das Sommermärchen auch war: Man muss den Wahrheiten ins Auge sehen, dass in Funktionärswelten andere Gesetze herrschen. Die Gibst-du-mir-geb-ich-dir-Mentalität ist weit verbreitet. Ob mit durch und durch fairen und sauberen Mitteln eine Großmeisterschaft überhaupt noch zu ergattern ist, scheint 2015 mehr als fraglich - genauso wie ein Olympiasieg in mancher Disziplin."
Weser Kurier: "Das Sommermärchen 2006 war hierzulande das Erlebnis einer nationalen Selbstentdeckung auf unbefangene Art und Weise. Es hat den Umgang der Deutschen mit ihrer Identität nachhaltig verändert - und auch den Blick des Auslands auf unser Land. Und jetzt? Alles nur gekauft, ein gigantischer Betrug? Hat der große Sommermärchenonkel uns ein Märchen erzählt, statt uns eines zu schenken? Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, folgt ein Albtraum für den DFB und seine Funktionäre. Tragisch wäre das nicht. So viel Selbstgefälligkeit und Scheinheiligkeit, wie die Clique der Fußballgranden weltweit und auch hierzulande zuletzt an den Tag gelegt hat, macht fassungslos. Es ist an der Zeit aufzuräumen, mit allen juristischen Mitteln. In der Fifa. In der Uefa. Im DFB. An das Gute in den Verbänden zu glauben, fällt schwer. Verdammt schwer."
Stuttgarter Zeitung: "Die Schlinge zieht sich zu. Hätten die Deutschen tatsächlich vier asiatische Stimmberechtigte bestochen, um dem von dem suspendierten Fifa-Präsidenten Sepp Blatter favorisierten Südafrika die Fußball-WM 2006 vor der Nase wegzuschnappen, dann wäre Wolfgang Niersbach als DFB-Präsident nicht mehr zu halten. Und Franz Beckenbauer, der als Spieler und Teamchef 1974 und 1990 Weltmeister wurde, der wäre als Lichtgestalt des deutschen Fußballs unwiderruflich vom Sockel gestoßen. Bewahrheitet sich der schwerwiegende Verdacht, der über den deutschen WM-Machern schwebt, dann wären dies allerdings nur zwei bemitleidenswerte Einzelschicksale. Denn der Gesamtschaden, den der deutsche Fußball bei Fans, Sponsoren und dem Ausland nehmen würde, er wäre unabsehbar."
Süddeutsche Zeitung: "Das Märchen vom Sommermärchen. Sollte der Verdacht einer schwarzen Kasse und eines angeblichen Stimmenkaufs zutreffen, hätte der deutsche Fußball eine Affäre neuer Dimension. Verglichen damit wäre selbst der legendäre Skandal um gekaufte Bundesligaspiele in den Siebzigerjahren fast eine Provinzgeschichte. "
Der Spiegel: "Der gute reiche Freund. Er war die zentrale Figur beim mutmaßlichen Kauf der WM 2006: Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus war einer der einflussreichsten Manager des internationalen Sports. Fußball und Geld waren seine Spielzeuge."
Der Tagesspiegel: "Das Sommermärchen war zu schön, um wahr zu sein. Es war dann eben doch nur ein Sommermärchen. Zu schön, um wahr zu sein. Und wie im Märchen kommen die Übeltäter am Ende nicht einfach so davon. All die Skandale im Welt-Fußballverband Fifa waren bisher weit weg. So weit weg wie Katar. Sie schienen immer auf Fifa-Präsident Joseph Blatter abzuwälzen zu sein oder zumindest auf sein System von gegenseitigen Gefälligkeiten. Der Deutsche Fußball-Bund hatte sich dabei nicht gerade an die Spitze der Protestbewegung gesetzt. Sein Präsident Wolfgang Niersbach hielt sich merkwürdig zurück. Franz Beckenbauer, immerhin auch mal Mitglied in der Fifa-Exekutive und wie Niersbach verantwortlich für die WM 2006, ebenfalls. Jetzt könnte klar werden, warum."
stern: "Es begann im Hinterzimmer: Sommermärchen unter Verdacht. Euphorie in schwarz-rot-gold, positiver Patriotismus, fünf Wochen voller Sonne und weltoffener "Schland"-Begeisterung - Deutschland zeigte sich in diesem Sommer 2006 von seiner besten Seite. Doch die Frage, wie es davor im Ringen um die größte Fußball-Messe der Welt wirklich zugegangen war, liegt schon lange als dunkler Schatten auf dem längst verklärten Sommermärchen."
FAZ: "Jetzt ist Niersbach dran. Es wäre eine Mega-Portion Naivität nötig, um zu glauben, der DFB könnte eine moralische Instanz inmitten all des korrupten Unrats im Fußball sein. Aber warum schämt sich keine der handelnden Personen?"
Focus online: "Schmutziges Sommermärchen 2006So funktioniert das Netzwerk Beckenbauer. Deutschlands Kaiser heißt Franz Beckenbauer: Kein anderer Deutscher reicht an die Beliebtheitswerte des Münchners heran. Doch nun soll Beckenbauer im Zentrum des Skandals um die Vergabe der WM 2006 stehen. Es sind heftige Vorwürfe."
Sportal: "Schatten über dem Sommermärchen-Heim-WM 2006 angeblich gekauft. Dunkler Schatten über dem Sommermärchen: Dem deutschen Fußball steht ein riesiger Skandal ins Haus. Das Bewerbungskomitee agierte angeblich mit einer schwarzen Kasse. Doch der Verband wehrt sich."
Bild: "Die WM 2006 haben wir alle in bester Erinnerung. Denn es war viel mehr als ein Fußball-Turnier. Es war ein wunderschönes Fest, bei dem wir Deutschen uns vier Wochen lang als weltoffene, tolerante, fröhliche Gastgeber präsentiert haben. Doch plötzlich fällt ein langer Schatten auf das Sommermärchen! (...) Es wäre ein Skandal, der unseren Fußball in seinen Grundfesten erschüttern würde. Der DFB mit Präsident Wolfgang Niersbach an der Spitze muss jetzt umgehend für Aufklärung sorgen. Die Fans haben ein Recht darauf zu erfahren, was an den schweren Vorwürfen dran ist."