Rückt Löw von ihm ab? WM 2010: Podolski macht sich angreifbar

München (RPO). Bislang galt Lukas Podolski als gesetzter Spieler für die WM 2010 in Südafrika. Doch durch seine durchwachsenen bis schwachen Leistungen in der Bundesliga und auch durch die kleinen Skandale abseits des sportlichen Geschehens macht er sich angreifbar.

WM-Quali: Podolski watscht Ballack
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Nach der Ohrfeige für Teamkapitän Michael Ballack im April 2009 im Spiel gegen Wales hatte Joachim Löw den Kölner Lukas Podolski zurechtgestutzt und eine Geldstrafe verhängt. Diesmal gab es vom Bundestrainer einen Rüffel für den Stürmer, der sich nach dem Argentinien-Spiel in der Interview-Zone ein hitziges Wortgefecht mit einem Journalisten geliefert hatte und diesem das Handy aus der Hand schlagen wollte.

Dennoch darf man aus den Aussagen Löws ein Abrücken vom einstigen Lieblingsschüler ableiten. Zuvor war Podolskis Dasein in der Nationalmannschaft in Stein gemeißelt, doch durch seine Leistungen auf dem Platz und sein Verhalten neben diesem gerät womöglich die WM-Teilnahme in Gefahr — zumindest aber sein Stammplatz.

"Ich fühlte mich durch einige Anmerkungen zum Spiel provoziert und habe ihm deutlich meine Meinung gesagt. Wenn ich mich im Ton vergriffen habe, entschuldige ich mich dafür", schrieb der Kölner am Tag danach auf der DFB-Homepage. Ein unehrenhafter Rettungsversuch.

Podolski war nach der ersten Auseinandersetzung schon im Bus verschwunden, kam dann aber noch einmal wutentbrannt zurück und griff den TV-Reporter erneut verbal an. DFB-Mitarbeiter hielten den 24-Jährigen zurück, der die Angelegenheit "vor der Tür" austragen wollte.

"Natürlich war bei Poldi die Enttäuschung über die Niederlage groß, und dann reagiert man unmittelbar nach dem Spiel oft sehr emotional. Trotzdem ist seine unbeherrschte Reaktion nicht zu rechtfertigen", betonte Löw.

Rüffel hin oder her. Podolskis Leistungen in der laufenden Bundesliga-Saison sind nicht annähernd geeignet für einen Einsatz bei einem großen internationalen Turnier — abgesehen von seinem jüngsten Auftritt in Leverkusen. Dort schaffte er es zwar auch nicht, seine vielstündige Torflaute zu beenden, doch zumindest überzeugte er die Kritiker mit seiner Einstellung.

Podolskis Konkurrenz ist derweil längst erwacht. Mario Gomez darf sich bei Bayern München Stammspieler nennen, trifft regelmäßig und ist für die WM gesetzt. Der Stuttgarter Cacau traf zuletzt binnen einer Woche sieben Mal, durchaus beeindruckender als das eine Saisontor Podolskis. Leverkusens Stefan Kießling führt die Bundesliga-Toschützenliste mit 13 Toren an — ebenfalls ein aussagekräftiges Zeugnis.

Dahinter lauern die in Miroslav Klose und Patrick Helmes zwei Stürmer, die bei Löw ebenfalls auf dem Zettel stehen, sich aber sicher noch nicht an Podolski vorbei-empfohlen haben. Denn Klose sitzt meist auf der Bank, Helmes ist mal wieder verletzt. Womöglich biete sich da ein Hintertürchen für den suspendierten Kevin Kuranyi (Schalke 04), der sich mit Reue und vielen Toren für eine Rückkehr ins Nationalteam aufdrängt.

Dass Löw seinen kölschen Außenstürmer nicht vollends in Schutz nimmt, lässt ihm Spielraum für dessen Ausbootung. Löw ist bei weitem nicht mehr auf den besten Nachwuchsspieler der WM 2006 angewiesen, auch nicht auf der linken Offensivseite. Dem Bundestrainer stehen in Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller Marcell Jansen oder Toni Kroos diverse Alternativen für diese Position zur Verfügung.

Podolski gerät also nicht mehr nur beim 1. FC Köln unter Druck. Er muss endlich wieder treffen, was im kommnden Heimspiel gegen den großen FC Bayern (Samstag, 15.30 Uhr im Live-Ticker) schwierig genug werden dürfte. Danach stehen noch neun Spieltage auf dem Programm. Wenig Zeit, sein Leistungsimage aufzupolieren. Zumindest auf die Skandale am Rande sollte er ab sofort verzichten. Denn diese vergrößern seine Angriffsfläche zusätzlich.

(mit SID-Material)
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