1:0-Sieg im WM-Finale Götze holt den Titel nach Deutschland

Rio de Janeiro · In der 113. Minute des WM-Endspiels in Rio erzielt der eingewechselte Münchner den Treffer zum 1:0 gegen Argentinien.

WM 2014: Mario Götze schießt Deutschland zum Titel
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Mario Götze schießt Deutschland zum WM-Titel

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Foto: dpa, hm

Bundeskanzlerin Angela Merkel jubelte, Bundespräsident Joachim Gauck jauchzte auf der Tribüne, als Mario Götze den Ball artistisch ins Tor drückte. In der Verlängerung des WM-Finales gelang dem eingewechselten Münchner der einzige Treffer. Deutschland ist zum vierten Mal Fußball-Weltmeister. 1:0 - was war das für ein harter Kampf! "Irgendwann werden wir zu feiern aufhören", sagte der als bester Torwart ausgezeichnete Manuel Neuer, "aber wir werden immer mit einem Grinsen auf dem Gesicht aufwachen." Philipp Lahm nahm den Pokal in Empfang - wie vor ihm Fritz Walter, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus. "Ob wir die besten Einzelspieler haben oder nicht, zählt nicht, wir sind das beste Team", sagte er.

Das Spiel begann mit einem kleinen Schock. Sami Khedira, der im Halbfinale gegen Brasilien so groß aufgespielt hatte, klagte über Beschwerden in der Wade. Er konnte nicht auflaufen. Bundestrainer Joachim Löw ersetzte ihn durch den Mönchengladbacher Christoph Kramer, der in einem Jahr einen erstaunlichen Werdegang vom Zweitligaspieler beim VfL Bochum in die Startelf eines WM-Finalisten schaffte. Sein Glück blieb aber nicht vollkommen. Bei einem herben Zusammenprall mit Ezequiel Garay wurde der gebürtige Solinger am Kopf getroffen. Er zog sich offenbar eine Gehirnerschütterung zu und musste früh ausgetauscht werden.

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Es war die Aufgabe der Münchner Vereinskollegen Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger, einerseits Struktur in den Aufbau zu bekommen, andererseits das argentinische Konterspiel zu bremsen. Beides gelang nicht immer. Den gröbsten Klops hatte sich Kroos aber bereits vor der taktischen Umstellung geleistet. Mit einem als Rückgabe gedachten Kopfball brachte er den gerade aus dem Abseits spazierenden Gonzalo Higuain in eine hervorragende Position. Der argentinische Stürmer war offenkundig ziemlich überrascht. Er setzte den Ball am Tor vorbei.

Es war nicht der einzige Schreck, den die Mannschaft von Trainer Alejandro Sabella dem Favoriten einjagte. Das Umschaltspiel nach Ballgewinnen gegen die um Ballbesitz bemühten Deutschen war von Anfang an ein gefährliches Mittel. Die DFB-Auswahl hatte dagegen deutliche Vorteile im organisierten Spiel nach vorn, das sie häufig über den rechten Flügel unter Einbeziehung von Verteidiger Philipp Lahm vortrug. Sein Kollege von der linken Außenbahn hatte dafür die beste Torgelegenheit vor dem Wechsel. Nach einem Eckstoß von Kroos köpfte Benedikt Höwedes den Ball an den Pfosten. Höwedes hatte in der Defensive ansonsten genug Arbeit. Die Argentinier kamen mit viel Tempo aus ihrer Hälfte, und Laufduelle mit Lionel Messi oder Ezequiel Lavezzi und Sergio Aguero sind kein Vergnügen.

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Foto: dpa, ss ase

Löw hatte vor dieser Art von Angriffen ausgiebig gewarnt, und seine Mannschaft wirkte auch nicht so, als habe sie die Mahnungen auf dem Weg zum Arbeitsplatz vergessen. Sie kam eben nur manchmal zu spät. Diese Momente veranlassten sie zu noch mehr Vorsicht beim eigenen Spielaufbau, dem es dadurch gelegentlich an Tempo mangelte. Den besseren Kombinationsfußball zeigten sie trotzdem, auch weil sich Mesut Özil viel stärker und erkennbarer daran beteiligte als in den zurückliegenden Begegnungen in Brasilien. Eine Chancenflut wie gegen Brasilien erspielte sich das Löw-Team trotzdem nicht. Das war gegen die Argentinier auch nicht zu erwarten, die ihren Fußball seit jeher gern auf sehr kontrollierte Defensive aufbauen.

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Ebenso berühmt wie für ihre Härte und Abwehrkunst sind sie allerdings für ihre Fähigkeit, gegnerische Defensivreihen mit einem schnellen Pass durch die vielzitierten Schnittstellen auszuspielen. Messi scheiterte kurz nach dem Wechsel mit einem Schrägschuss nur um Haaresbreite. Es war das Duell auf Augenhöhe, das Löw vorhergesagt hatte. Und es blieb ein Spiel mit sehr unterschiedlichen taktischen Entwürfen.

Insgesamt zehn Staatsoberhäupter hatten sich auf der Tribüne eingefunden, darunter auch Bundespräsident Joachim Gauck, an seiner Seite Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie alle sahen eine intensive Begegnung zweier gleichwertiger Mannschaften, in der Schürrle kurz nach Beginn der Verlängerung mit einem scharfen Schuss scheiterte. Auf der anderen Seiten setzte Palacio einen Heber knapp neben das Tor. Blutig wurde es, als Kun Agüero den überragenden Bastian Schweinsteiger mit einem brutalen Einsatz eine blutende Wunde unter dem Auge zufügte.

(RP)
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