WM-Kommentar Der Bundestrainer greift nicht ein

Es darf zunächst mal wieder an die ehernen Gesetze des Fußballsports erinnert werden. Wer im Viertelfinale einer Weltmeisterschaft steht und sein Achtelfinale trotz aller damit einhergehenden Rumpelei letzten Endes verdient gewonnen hat, der kann nicht alles falsch gemacht haben.

Alle Joker-Tore der WM
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Insofern hat unser aller Bundes-Jogi Löw Recht, wenn er auf viele Torchancen gegen Algerien verweist und die Tatsache, dass der Fußball ein Ergebnissport ist.

Den miserablen Start seiner Mannschaft in die Begegnung mit den Nordafrikanern, die in einer seltsamen Mischung aus Überheblichkeit und mangelhafter Konzentration ins Spiel ging, hat er ebenfalls erwähnt. Ausreichend hart ist er mit ihr dabei allerdings nicht ins Gericht gegangen. Was er als "ein paar überflüssige Ballverluste, die zu Kontern führten", bezeichnet, hätte ganz leicht einen entscheidenden Rückstand in diesem K.o.-Spiel bedeuten können.

Und über die wiederum von der Einstellung zum Spiel und damit zum Beruf verursachte miserable Vorstellung seiner leitenden Kreativkräfte Mesut Özil und Mario Götze deckte er zu Unrecht den Mantel der Barmherzigkeit. Bayern-Profi Götze wechselte er zumindest aus, das ist ja auch schon ein Kommentar. Das Denkmal Özil aber tastet er nicht an. Verständlich ist das unter objektiven Gesichtspunkten ganz bestimmt nicht.

Auch seinen Kapitän Philipp Lahm lässt er in Ruhe. Der Münchner gab erst nach der durch eine Verletzung von Shkodran Mustafi erzwungenen Rückkehr auf den Verteidigerposten der Mannschaft richtige Impulse. Lahms ständige Versetzung auf diese Position muss eine der Lehren aus der Partie gegen Algerien sein. Dann endet auch die alberne "Es-kann-nur-einen-geben"-Geschichte im Mittelfeld mit Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira. Es kann ja nicht sein, dass Lahm über seine Lieblingsposition und über die beste Aufstellung entscheidet, was er in Wirklichkeit aber tut, weil ihn der Bundestrainer gewähren lässt.

Dass Löw ein Problem mit dem Eingreifen in Abläufe hat und lieber das freie Spiel der Kräfte für sich wirken lässt, ist eine weitere Erkenntnis aus einem fußballerisch enttäuschenden Achtelfinale von Porto Alegre. Darüber hat der Bundestrainer natürlich nicht gesprochen. Andere sollten es tun.

(RP)
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