Kino-Premiere in Berlin Wurde "Die Mannschaft" von der Fifa zensiert?

Berlin · Bei der Premiere des WM-Films gab es viel Glamour, bewegende Worte vom DFB-Präsidenten und Lukas Podolski, der ein Geheimnis verrät.

"Die Mannschaft": Weltmeister sehen Film-Premiere mit Spielerfrauen
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Weltmeister sehen Premiere des WM-Films mit Spielerfrauen

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Foto: afp, ej

Wolfgang Niersbachs Stimme wurde brüchig, als er das Mikrofon nahm und an einen erinnerte, der an diesem Abend in Berlin nicht dabei war. Der nicht mit dem DFB-Präsidenten und den Nationalspielern über den roten Teppich lief, kreischenden Fans Autogramme gab und Selfies von sich bei Twitter veröffentlichte. Robert Enke fehlte.

"Die Mannschaft" im Kino: Die ersten Bilder des Films
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Erste Szenen aus WM-Streifen "Die Mannschaft"

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Auf den Tag genau fünf Jahre ist es her, dass sich der Nationaltorhüter das Leben nahm. "Wir hätten damals kurz darauf ein Freundschaftsspiel gegen Chile gehabt", sagt Niersbach in den betroffen schweigenden Kinosaal am Potsdamer Platz hinein: "Normalerweise wäre er heute noch bei uns." Für Niersbach soll der 10. November 2014 in Berlin daher nicht nur der Tag sein, an dem sich die Weltmeister vom Bundepräsidenten ehren ließen und im Kino die Premiere des WM-Films "Die Mannschaft" erlebten. Es soll auch der Tag sein, an dem der DFB einen Kranz an Enkes Grab niederlegte und sich erinnerte an einen beliebten Mitspieler, der die Welt viel zu früh verlassen hatte.

Niersbachs Auftritt war ein Bruch in den ansonsten wie üblich schönen Bildern, die es vom DFB gibt. Minuten vorher waren die Nationalspieler in schicken dunklen Anzügen über den roten Teppich geschlendert. Hin und wieder blieben sie stehen, um den kreischenden Fans, die sie wie Popstars begrüßten, ein Autogramm auf das Trikot oder einen Zettel zu kritzeln.

Bis auf die verletzten André Schürrle und Julian Draxler sind sie alle wieder da: Manuel Neuer, der frenetisch bejubelt wird, Mats Hummels, bei dem selbst unter den Journalisten einige Damen weiche Knie bekommen, und natürlich Philipp Lahm. Für einen Abend schlüpft er noch einmal in die Rolle als Kapitän, gibt geduldig ein Interview nach dem anderen, während die Kollegen schnell im Kino verschwinden, wo sie bereits von Fifa-Präsident Sepp Blatter begrüßt werden.

Dieser beglückwünscht die Mannschaft noch einmal zu ihrem Triumph und gesteht: "Ich freue mich auf den Film, ich bin sogar etwas nervös." Dass am Ende Deutschland den Pokal in den Himmel von Brasilien stemmen durfte, habe ihn auch persönlich gefreut: "Beim Turnier wurde von Anfang an offensiver Fußball gespielt und am Ende hat die Mannschaft gewonnen, die diesen auch permanent gespielt hat." Überhaupt sei das Turnier trotz der Demonstrationen und Proteste der brasilianischen Bevölkerung im Vorfeld ein riesen Erfolg gewesen, so der umstrittene Fifa-Präsident: "Obwohl im Vorfeld so viel Böses gesagt wurde, sind die 200 Millionen Menschen in Brasilien wieder zu Fußball-Fans geworden, sobald der erste Ball rollte."

Weltmeister bekommen das Silberne Lorbeerblatt
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Weltmeister bekommen das Silberne Lorbeerblatt

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Foto: dpa, hak

Bilder von Demonstrationen und Protesten passen schließlich nicht zum bunten Fifa-Zirkus, ganz im Gegenteil zu denen aus dem deutschen WM-Lager Campo Bahia. Dort herrscht, das sollen die 90 Film-Minuten zeigen, Friede, Freude, Eierkuchen. Auch deshalb taten Wolfgang Niersbachs persönliche Worte vor der Vorführung so gut, ermöglichten sie doch einen Blick hinter die Fassade des auf Hochglanz polierten Produkts "Nationalmannschaft".

Den soll freilich auch der Film ermöglichen, doch leider — das deutete zumindest Lukas Podolski an —sind einige Szenen der Fifa-Zensur zum Opfer gefallen. "Wir hätten noch Material für einen zweiten Film gehabt, die Fifa hat auch einiges rausgeschnitten". Dem Nationalspieler ist es egal: "Ich lass mir den Rest auf DVD brennen."

Und Fans bleiben dennoch 90 unterhaltsame Minuten, deren Ende hier schon mal verraten sei: Flanke Schürrle, Tor Mario Götze, Deutschland ist Weltmeister.

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