Die besten WM-Momente unserer Leser

Gaby Matenaar: "Ich habe noch sehr gute Erinnerungen an das Endspiel 1974. Wir wohnen in Bedburg-Hau und somit natürlich sehr grenznach zu den Niederlanden. Alleine deshalb war dieses Endspiel schon was ganz besonderes. Ich war damals 8 Jahre und bei uns im Dorf war Kirmes. Meine Großeltern kamen traditonell zum Kirmesbesuch und an diesem Sonntag natürlich auch zum Endspiel gucken. Es war super spannend, aber meine Schwester (9 Jahre) und mich reizte die Kirmes (da gabe es noch Fahrgeschäfte, wie die Raupe, Selbstfahrer u.ä. auf einer Dorfkirmes!) erheblich mehr und wir warteten voller Ungeduld auf das Spielende, damit wir nun doch endlich Karusell fahren konnten. Auf dem Kirmesplatz war dann natürlich eine euphorische Stimmung und am nächsten Tag beim Krönungsball der Schützen, zogen diese mit der Deutschlandfahne vorweg zum Krönungsball ins Festzelt."

Claudio Mastio: "Ich erinnere mich noch gerne an den WM Titel 1990. Ich war zu jener Zeit in Süditalien im Urlaub und alle Italiener hatten sich schon auf ein Finale mit italienischer Beteiligung eingestellt. Da wurden schon ganze Autos in Grün Weiss Rot umlackiert. Leider hatten die Argentinier mit ihrem Anführer Diego Maradona etwas dagegen. Erstaunlich war für mich das ausnahmslos alle Italiener für die Deutschen waren (einige Milanista hatten zwar ein Problem mit den Inter Legionären Matthäus, Brehme und Klinsmann), aber man hatte nach dem bitteren Halbfinal-Aus im Elfmeterschießen noch eine Rechnung mit den Argentiniern offen. Was nach dem späten Elfmetertor und nach dem kurz darauf folgenden Schlusspfiff kam war sensationell. Eine Gruppe von deutschen aus Mönchengladbach sang a capella eine Endlosschleife des Queen-Klassikers "We are the champions". Die Italiener, im diesem Falle die Sarden verstanden nur Bahnhof und fragten sich, warum es keine Siegeshymne im deutscher Sprache gab. Aber man trank zusammen Vino und feierte bis in frühen Morgen. Eine Sache haben die deutschen Schlachtenbummler von dieser WM in die eigenen Stadien mitgebracht: Der Triumpfmarsch der Aida von Giuseppe Verdi. Alles im allem eine sehr schöne Erinnerung."

Elmar Kremers: "Da ich seit langer Zeit täglich meine Befindlichkeiten in Tagebüchern aufschreibe, kann ich nachverfolgen was ich an jenen Tage gemacht habe. Also 1) 4.Juli 1954: Die erste Familie auf dem Mecklenburgerweg in Unterrath hatten bereits ein TV Gerät (ich glaube das war ein Phillips Gerät) Da haben wir dann mit mindestens 12 -14 Personen gesessen und begeistert zugesehen.. Ich war zu dem Zeitpunkt 13 Jahre alt. 2.) Am 7.Juli 1974 war ich bereits sonntags auf einer Dienstreise nach London gefahren. Dort habe ich das TV Duell gegen Holland in einem Hotel in EPPING (nördlich London) unter ausschließlich britischen weiteren Gästen im TV verfolgt. 3) Am 8.Juli 1990 war ich beschäftigt einen Fitnessraum in unserem Haus auszubauen. Weil Sonntag war konnten ich ohne Lärm zu veranstalten Wand- und Bodenfliesen verarbeiten und dabei lief dann das Endspiel im TV (der stand natürlich während der Arbeit in der Ecke auf einem Stuhl."

Hubert Müller: "Natürlich habe ich als Fussball-verrückter alle WM Endspiele verfolgt. In bester Erinnerung ist mir 1954. Hier die Story: Ich war 11 Jahre alt, wohnte in Elfgen, einem Dorf mit damals 1000 Einwohnern, welches später dem Braunkohlentagebau weichen musste. Im Dorf gab es natürlich nur wenige (nur einen?) Fernseher. Alle waren im kleinen Saal der Dorfkneipe versammelt wo der Wirt den Fernseher auf einen 2 Meter hohen Ständer gestellt hatte. Wir Kinder mussten direkt unterhalb des Fernsehers ganz vorne Platz nehmen. Entsprechend war die Sicht, Kopf in den Nacken und den aus der Perspektive sehr kleinen Bildausschnitt betrachten. Gleichwohl ein wunderbares Erlebnis was natürlich mit zunehmender Dauer dem Spielverlauf entsprechend, zuerst aus Frust, später aus Hoffnung, zum Ende aus Freude von den Erwachsenen reichlich begossen wurde. Bei mir reichte das Geld gerade für die eine Limonade."

Heinz und Ulla Schöndelen: "Am 08.Juli 1990 waren wir, meine Frau Ulla und unsere drei Kinder in Dänemark/Grønhøj im Sommerurlaub. Wir haben alle zusammen das Endspiel in unserem Ferienhaus verfolgt. Als dann in der 85.min. Elfmeter für Deutschland gepfiffen wurde, war ich sehr, sehr nervös und bin in der Wohnung auf und ab gegangen. Unser jüngster Sohn -Benedikt 5 Jahre- sagte mir dann: Papa, du brauchst keine Angst zuhaben?ich helfe dir. Er ging dann nach draußen und hat sich eine Wimper ausgezogen, mir diese mit seinen kleinen Händchen gebracht und gesagt?.Papa die Wimper bringt dir Glück?.
Der Elfmeter wurde verwandelt und wir haben uns alle riesig gefreut. Wir waren Weltmeister!!!!!! Wenn heute bei einem Spiel ?Elfmeter? gepfiffen wird dann denken wir alle sehr oft an Dänemark?. weist du noch als Benedikt sich die Wimper ausgerissen hat?..schallt es dann durch die Runde."

Horst Nilges: "Den WM-Triumph am 07.07.1974 habe ich im Zug von Düsseldorf nach Hamburg erlebt. Ich war auf dem Weg zur Bundeswehr in meine Kaserne nach Hamburg-Rahlstedt. Da ich am 28.06.1974 geheiratet habe und zum 01.07.1974 zur Bundeswehr eingezogen wurde, hatte ich die Wahl: A) in der Kaseren bleiben und das Endspiel schauen oder B) am ersten Wochenende gleich nach Hause fahren. Obwohl ich natürlich ein großer Fußballfan bin habe ich mich für Möglichkeit B entschieden und bin frisch verliebt und verheiratet natürlich zu meiner Liebsten gefahren. Das Endspiel habe ich dann mit einem Transistorradio im Zug verfolgt und natürlich später noch diverse Zusammenfassungen in der Kaserne geschaut. Das es sich gelohnt hat nach Hause zu fahren spiegelt sich darin wieder, dass wir in diesem Jahr unser 40-jähriges Ehejubiläum feiern können."

Dr. Hansjörg Döpp: "Sonntag, 4. Juli 1954, später Nachmittag: Im Berner Wankdorf-Stadion spielt Deutschland gegen die "unschlagbaren" Ungarn. Im Haus gab es eine Familie, die schon ein Fernsehgerät besaß. Mein Freund und ich, damals 14 Jahre alt, durften uns in dem überfüllten Wohnzimmer einen Platz suchen - es blieb nur der Teppichboden direkt unter dem Fernsehgerät, wo wir, die Beine weit unter den Fernsehtisch geschoben, aus unmöglicher Perspektive das Spiel verfolgten. Als Helmut Rahn das 3:2 schoss, holte der Hausherr aus der Badewanne (!) die ersten wassergekühlten Sektflaschen und wollte schon den Sieg feiern. In diesem Moment schoss Puskas das Tor zum 3:3! Ich vergesse nie den enttäuschten Aufschrei unseres Gastgebers, der erst mit Verzögerung registrierte, dass das Tor wegen Abseits nicht gegeben wurde. Danach brachen die Dämme - die Aufräumungsarbeiten sollen Tage gedauert haben."

Dieter Bruening: "4.7.1954 Mein Vater besaß ein Radio- und Fernsehgeschäft in meiner Geburtsstadt Rheine/Westf. Wir hatten zu dieser Zeit wohl mit als erste in der Stadt ein Fernsehgerät (kleines Bild/großes Gehäuse). Anläßlich des Endspiels wurde das Wohnzimmer rund um den Fernsehapparat ausgeräumt und mit Stühlen für Freunde, Verwandte und Nachbarn bestückt. Als damals 6 jähriger Junge wurde ich von allen reich mit Bonbons und Schokolade beschenkt. Hieran erinnere ich mich mehr als an das Spiel. 7.7.1974 Das Endspiel hatten meine Frau und ich vor einem Fernseher in einem Hotel in Spanien an der Costa Brava zusammen mit vielen Landsleuten und auch Holländern verbracht. Die Spannung war unerträglich, teilweise haben wir auf dem Fussboden gelegen. Unendliche Freude nach dem Sieg, viele sind in voller Montour in den Swimmingpool gesprungen. Unvergesslich !!! 8.7.1990 Das Endspiel hatten wir uns bei Freunden in Eller angesehen. Auch hier war die Spannung während des Spiels fast mit Händen zu greifen. Nach dem Schlusspfiff sind wir auf die Kö gefahren, wo ein großer Autokorso stattfand. In ewiger Erinnerung bleibt mir das Bild, auf dem Franz Beckenbauer nach dem Schlusspfif, vom Vollmond angestrahlt, mutterseelenallein über den Rasen des Olympiastations in Rom ging."

Inge Lindemann: "Am 07. Juli 1974 saß ich im Olympiastadion in München und habe das einmalige Erlebnis, Weltmeister im eigenen Land zu werden, genossen. Meine Endspiel-Eintrittskarte, die ich ein Jahr vorher im Vorverkauf für ca. 120.-DM erwarb, hatte auf den ?Wiesn? an diesem Tag einen Wert von über 320.-DM. Dieses riesige Glück gehabt zu haben, dass das Endspiel Niederlande gegen die Bundesrepublik Deutschland hieß, war einfach unbeschreiblich. Die GRÖSSEN, die Idole, die Halbgötter dieser beiden Fußballländer live zu sehen, die ich eigentlich nur aus dem Fernsehen kannte, durfte ich jetzt auf dem Rasen in Aktion erleben. Unvergesslich bleibt das 2:1 von Gerd Müller und der darauf folgende Torjubel. Aber bis zum Abpfiff dauerte es noch über eine Halbzeit. Bei jeder holländischen Offensive begleiteten mich Ängste und Zweifel und unwillkommene Schweißausbrüche - schaffen das unsere Jungs, werden wir Weltmeister? Und dann der Schlusspfiff des Schiedsrichters, die Erlösung, der Schrei, die Freude, die Tränen....Wunderschön."

Klaus Stockfisch: "4.Juli 1954: Ich war damals knapp 8 Jahre. Die Stamm-Gastwirtschaft meines Vaters hatte einen Veranstaltungsraum, in dem ein Fernsehgerät aufgestellt wurde und der mit dichten Stuhlreihen ausgestattet wurde. Man mußte sich frühzeitig anmelden, was mein Vater auch tat. Am Tag des Spieles war lange vor Anpfiff der Raum bis auf den letzten Platz belegt. Ich durfte vor der ersten Stuhlreihe mich auf den Boden setzen und hatte dadurch einen exclusiven Logenplatz. Von dort aus habe ich dann mit Riesenbegeisterung wie die Erwachsenen auch das Fußballspiel gesehen. Die Gaststätte gibt es heute noch im gleichen Familienbesitz und man kennt mich dort heute noch: Gaststätte Schrey, Friedrich-Ebert-Straße in Rheydt. 7.Juli 1974: Ich war auf Hochzeitsreise in St.Martins-Zee an der Küste in den Niederlanden. Wir beide hatten nicht viel Geld und hatten deswegen ein wohl etwas größeres Zelt auf einem Campingplatz aufgestellt. Es gab eine Kantine und in der wurde jedes Spiel verfolgt. Nach einigen Tagen besuchte uns mein Schwiegervater und blieb bis Urlaubsende. Sowohl meine Frau als auch mein Schiegervater hatten keine Ahnung vom Fußballspiel. Sie erklärten sich solidarisch mit mir und sahen mit mir zusammen jedes Fußballspiel der Deutschen Mannschaft und wurden von Spiel zu Spiel begeisterter. Unvergeßlich dann das Endspiel gegen die Niederlande. Deutsche und Holländer saßen friedlich zusammen vor dem Fernseher und verfolgten mit großer Begeisterung das Endspiel. Nach dem Sieg unserer Mannschaft war die Freude bei uns Deutschen riesengroß, wir trösteten unsere holländischen Freunde und tranken mit ihnen zusammen noch einige Biere."

Dr. Herbert Schriever: "Als Hochzeitsdatum hatten Rowitha und Herbert Samstag, den 3.7.1954 festgelegt. Die Trauung fand in Ratingen, dem Wohnort von Roswithas Eltern statt. Am Vormittag gaben sie sich vor dem Standesbeamten, am Mittag vor Pastor Bredt und den Familien in der evangelischen Kirche das Jawort. Um 13 Uhr verließ ein strahlendes Ehepaar über einen von zwei Nichten gestreuten Blumenteppich die Kirche. Gefeiert und getanzt wurde bis kurz vor Mitternacht. bis das junge Ehepaar zum Hotel Kronenthal in Ratingen aufbrach. Am 4.7. starteten sie zu ihrer Hochzeitsreise nach Mittenwald. Herbert wollte Roswitha die Alpen zeigen, wo er nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft endlich seine Eltern wiedergefunden hatte. Sie bummelten durch Düsseldorf über die Kö. Am Schaufenster eines Elektrogeschäfts wurden sie aufgehalten. Zuschauer ballten sich vor einem Fernseher, um den Anstoß zur Fußballweltmeisterschaft nicht zu verpassen. "Wir müssen weiter," drängte Roswitha, "der Nachtzug nach München wartet nicht." "Bist Du ein Fußballfan?", setzte die junge Ehefrau das Thema im Abteil fort. - "Na hör mal, Berni Klodt spielt mit; der ist mein Jahrgang und kommt aus unserem Nachbarstadtteil Bismarck. Mit Herbert Burdenski habe ich Straßenfußball gespielt, wir wohnten beide in der Schulstraße und waren Nachbarn. Im Mai 1937 bin ich als 11-Jähriger zur Glückauf-Kampfbahn nach Schalke marschiert, als die Schalker den englischen Meister Brentford 6:2 geschlagen haben." Roswitha lernte ihren Herbert von einer neuen Seite kennen. "Und wer wird heute gewinnen?" - "Ich fürchte, die Ungarn. Deutschland wird verlieren," war Herberts düstere Prognose. "Ich bin heute nur Optimist. Wir gewinnen", hielt Roswitha dagegen. "Ich wette um eine Tafel Schokolade!" Als der Zug am frühen Morgen in München ankam, hatte Herbert eine Tafel Schokolade verloren, Deutschland aber die Weltmeisterschaft gewonnen."

Martin Temme: "Beim WM-Finale 1974 war ich sieben Jahre alt und hatte noch nicht genügend ?Sitzfleisch? für ein ganzes Spiel. Außerdem war schönes Wetter. Noch während der ersten Halbzeit, beim Stand von 1:1, ging ich raus und stromerte durch unser noch nicht ganz fertig gestelltes Neubaugebiet. Ich entdeckte einen Rohbau, dessen Keller bereits knietief unter Wasser stand und in den es aus einem Wasseranschluss munter weiter plätscherte. Ist doch klar, dass ich meinen Vater zur Hilfe rufen musste. Es war ja schließlich ein Notfall! Als mein wenig begeisterter aber pflichtbewusster Vater das Wasser gestoppt hatte und mit nassen Füßen nach Hause kam, hatte kurz zuvor unser Mittelstürmer gerade den Ball zum WM-Titel auf seine unnachahmliche Art ?reingemüllert?. Noch Jahre später verfinsterte sich die Mine meines Vaters, wenn ein Gespräch auf das für ihn vermasselte Finale zu sprechen kam."

Oskar Gerdom: "Da ich mit dem Erreichen des Endspiels in Bern der Deutschen Mannschaft nicht rechnen konnte, hatte ich für den 04.07.1954 eine Eintrittskarte für die Oper im Aachener Stadttheater "Tannhäuser" von Richard Wagner gekauft. Es war eine Nachmittagsvorstellung. Auch meine damalige Freundin hatte eine Karte für die Vorstellung. So konnte und wollte ich nicht auf den Besuch dieser Vorstellung verzichten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich alle Achtel-, Viertel-Finalspiele und das Halbfinale der Deutschen Mannschaft gesehen, und zwar in der Gaststätte meines Vereinskameraden Hans Robert von Borussia Brand (heute Aachen), dem Verein des berühmten Mönchengladbacher Borussen Herbert Wimmer. Als ich nach der Theatervorstellung, die 5 Stunden gedauert hatte, erfuhr, dass Deutschland gegen die favorisierten Ungarn Weltmeister geworden war, habe ich mich sehr geärgert; jedoch wurde das Spiel einige Tage später vom Fernsehen wiederholt, und ich konnte den deutschen Triumph dann doch noch sehen. Das Spiel am 07.07.1974, das in München ausgetragen wurde, habe ich im Fernsehen bei meinen Eltern in Brand verfolgen können. Schon allein wegen der Zugehörigkeit unseres Mitbürgers Herbert Wimmer durfte ich das Spiel nicht versäumen. Obwohl die Niederländer besser als die deutsche Mannschaft waren, haben unsere Spieler das spannende Spiel für sich entschieden. Zur Rückkehr des Herbert Wimmer wollten die Brander Borussen und die Politiker von Brand ihm einen triumphalen Empfang bereiten. Da ich damals für die Regelung des Straßenverkehrs in der Stadt zuständig und ebenfalls Brander Bürger war, hatte man mich gebeten, für eine kurze Zeit die Straßen, die zum Rathaus führten, für kurze Zeit in einer Richtung zu sperren, was ich selbstverständlich veranlasste. Die Brander Bevölkerung bereitete dem Nationalspieler einen herzlichen Empfang. Was ich am 08.07.1990 gemacht habe, kann ich noch genau beschreiben. Morgens habe ich mit meiner Familie und meinem Dackel einen Waldspaziergang unternommen, und zwar in Vollerbach bei Zweifall. Anschließend habe ich meinen ältesten Sohn besucht, der einen neuen Hund namens Felix angeschafft hatte. Als ich diesen Felix kennen gelernt hatte, konnte ich noch nicht ahnen, dass er uns abends in Rom Glück bringen sollte. Das Spiel in Rom begann um 20,00 Uhr. Dass das Spiel schwach war, tat unserer Freude ob des Sieges in den Schlussminuten keinen Abbruch. Auf den Sieg der deutschen Mannschaft und Franz Beckenbauer haben wir in unserem Brander Haus ein Glas Champagner getrunken."

Peter Backhaus: "1954. Sommer. Sonne. Wind. Es war ideales Segelwetter. Ich war 16 Jahre und als frisch gebackener Segler der Marinekameradschaft im Rehbach am Edersee machte ich an diesem Tag meine erste Tour. Ich hatte mich schon gewundert, dass an einem so schönen Tag ein Boot frei war. Später wusste ich warum. Mit halbem Wind ging es bis zu der Spitze, von wo aus man Schloss Waldeck sehen konnte. Jetzt mit achterlichem Wind Richtung Sperrmauer und dann zurück, um das Fußballspiel des Jahres mit den anderen Vereinsmitgliedern zu sehen. Aber es kam anders. Nachdem ich die Sperrmauer querab hatte, schlief der Wind ein. Es war zum verrückt werden. Die Zeit lief und ich kam kaum noch vorwärts. Ein Paddel hatte ich natürlich auch nicht und von einem Motorboot konnte ich mich doch nicht abschleppen lassen. Das ließ der Stolz nicht zu. So kam ich erst wieder an den Steg zurück, als das Spiel vorbei war. An der ausgelassenen Stimmung konnte ich sofort erkennen, dass Deutschland Weltmeister war. Den Spott meiner Vereinskameraden musste ich zwar über mich ergehen lassen, aber der wunderschöne Segeltag hat mich dann doch entschädigt."

Hans-Diether Fischer: "Eigentlich wollten wir 1990 unseren Urlaub im Sarntal verbringen. Nachdem aber Italien bei der WM ausgeschieden war, hatten wir große Hoffnung eine Endspielkarte zu ergattern. Also fuhren wir spontan nach Rom. Da wir kein Quartier hatten, übernachteten wir auf dem Parkplatz vor dem Polizeipräsidium. In einer nahe gelegenen Jugendherberge duschten und frühstückten wir. Dann ging es Richtung Stadion. Die Karten wurden uns überteuert angeboten, aber wir übten uns in Geduld. Das machte sich bezahlt! Am Tag des Endspiels sprach uns ein Herr vom polnischen Schiedrichterverband an. Er hatte noch 2 Karten "beste Kategorie" die wir für 50 DM bekamen. Natürlich waren wir uns nicht sicher ob es sich um Originalkarten handelte, deshalb freuten wir uns um so mehr als wir endlich ins Stadion konnten. Dort trafen wir den netten Herrn wieder. Die Stimmung, die im Stadion herrschte kann man nicht beschreiben. Nach dem Endspiel fuhren wir über Pisa, Parma und Toscana ins Sarntal und verbrachten dort den Rest unseres Urlaubs. Dieses Endspiel wird uns immer in toller Erinnerung bleiben."

Karin Schriefers: "Im Juli 1990 war ich mit meiner Arbeitskollegin in Italien. Wir fuhren mit meinem VW-Cabrio vom Lago Maggiore durch schöne Landschaften nach Rom. In allen Städten und Dörfern erlebten wir eine ausgelassene Stimmung und überall gab es Public Viewing. Als Italien im Halbfinale gegen Argentinien ausschied, sympathisierten alle Italiener mit den Deutschen. Uns gönnten sie das Weiterkommen und von allen Seiten hörten wir nun "viva Germania", begleitet mit einem Hupkonzert, sobald wir über unser Autokennzeichen als Deutsche erkannt wurden. Wir fühlten uns von der ital. Bevölkerung getragen und in meinem ganzen Leben habe ich nie mehr ein so emotionales und freundliches Willkommen als Deutsche im Ausland erlebt. Lasse ich nun die Italienreise Revue passieren, stellt sich automatisch bei mir ein wohliges Gefühl ein. Beim Sport ist es nun mal egal, welcher Nation man angehört. Sport verbindet über alle Grenzen hinweg. Es kommt halt doch auf die Leistung an und wie man mit ihr umgeht."

Karl-Heinrich Lange: "Unseren Sommerurlaub 1974 verbrachten wir in Südfrankreich. Da war es nicht einfach, eine Gaststätte mit Fernseher für das zu finden, denn in einfachen Hotels war dieser damals noch keineswegs Standard. Endlich fanden wir in Fréjus eine urige Kneipe. Gerammelt voll, man musste unter einer gewaltigen Rauchwolke stehen, es stand auch die Luft. Je ein geschätztes Drittel Franzosen, Holländer und Landsleute. Über den Köpfen wanderten die Franc-Scheine zum Tresen, über die Köpfe wanderten die vollen Biergläser samt Wechselgeld zurück und fanden immer ihren Adressaten. Es war Mini-Public-Viewing in Reinkultur; die Stimmung war großartig, viele Menschen in Urlaubslaune. Von Hooligans keine Spur. Wir Deutschen wussten, so lange ein Gerd Müller auf dem Platz war, konnte Deutschland nicht verlieren. Nach dem erlösenden Schlusspfiff kamen die Holländer zu uns, gratulierten "uns" und wir versicherten ihnen, dass sie sicher beim nächsten Mal dran wären, was ja auch fast geklappt hat."

Gisela Schöttler: "Faktisch Unmögliches möglich zu machen, hat mich mein Leben lang gereizt. So wollte ich auch als Nicht-Fußball-Fan im Sommer 1974 wenigstens die zweite Hälfte des Endspiels der Weltmeisterschaft - deutsche Elf gegen die Niederlande - miterleben. Ich war mit meinem damaligen Freund auf Mineraliensammel-Tour in Südnorwegen. Unser Standquartier war eine Holzhütte im Setesdal oberhalb von Evje. Es gab dort kein fließend Wasser, keinen Stromanschluss. Licht spendete eine Petroleumlampe, gekocht wurde auf einem Gaskocher, und an den meist kühlen Abenden konnten wir wenigstens das reichlich vorhandene Holz in einen primitiven Ofen stopfen und hatten bald 26 Grad in der Bude. Weit und breit gab es keine Gaststätte, geschweige denn mit Fernsehen. Also blieb das Autoradio die einzige Chance, am Welt-Ereignis teilzuhaben. Das Tal war eng, und ich hatte beim ersten Versuch auf unserem Abstellplatz keinen Empfang. Meinen Freund interessierte die WM absolut nicht, so fuhr ich alleine mit voll aufgedrehtem Radio immer ein Stück weiter auf dem Zufahrtsweg, dann gegenüber auf den Hang vor dem Campingplatz am kleinen See und drehte an den Knöpfen. Endlich hatte ich einen Deutschen Sender und bekam gerade noch die letzten 10 Minuten des Spiels und den großen Jubel mit. Beruhigt, doch noch "auf der Höhe der Zeit" zu sein, und erfreut über "unseren" Sieg, genoss ich den Abend des 7. Juli beim letzten Gläschen unseres mitgebrachten Weinbrandes ganz besonders."

Hans Hausmann: "Meine Frau Paula und ich, Hans Hausmann, verlebten während der Weltmeisterschaft 1990 unseren Jahresurlaub auf der Insel Ischia in Italien. Das Wetter war herrlich und die Stimmung war einmalig. Im Hotel, beim Essen, am Strand und abends im Standrestaurant, überall war das Thema Weltmeisterschaft. Jeder Urlauber wurde von den Einheimischen im Fußball Taumel mitgerissen. Beim Glas Wein, beim Frühstück, am Strand herrschte Fußballfieber. Die Menschen waren damals in guter Stimmung, es gab nie irgendwo ein Krawall. Am Tag des Endspiels saßen wir im Strandrestaurant mit einem anderen Ehepaar am Tisch und wir jubelten lautstark dem Endspiel Deutschland gegen Argentinien zu. Selbst die Italiener am Nebentisch waren gut gelaunt und wir sprangen gemeinsam bei jeder dramatischen Situation vom Stuhl. Wir blickten herüber und schrien alle und waren temperamentvoll erregt, aber immer in einer tollen Atmosphäre. Der Wein schmeckte, Deutschland wurde Weltmeister, es war einer der schönsten Urlaubstage in unserem Leben."

Theo Mäschig: "Das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 konnte im Gesellschaftsraum der Gaststätte Hauser in Schaephuysen an einem kleinen Fernsehgerät verfolgt werden. Soweit ich mich noch erinnern kann, begann das Spiel wohl um 17 Uhr. Um einen guten Platz zu bekommen, fand ich mich mit meinem Freund Heinz Elbers - wir waren damals 18 Jahre alt - schon mehr als eine Stunde vor Spielbeginn in der Gaststätte ein. Wir bekamen so tatsächlich Plätze ganz in der Nähe des Fernsehgerätes. Schon bald waren alle Stühle besetzt. Kurz vor Spielbeginn kamen dann noch zwei etwa 40 Jahre alte Brüder aus unserem Dorf, die sich bis in die vorderen Reihen begaben und dann meinen Freund und mich aufforderten, ihnen unsere Stühle zu überlassen. Sie waren der Ansicht, wir jungen Leute müssten ihnen als den Älteren Platz machen. Übersehen hatten sie dabei, dass in unserer Nähe der Leiter der Schaephuysener Volksschule, Andreas Giesen, seinen Platz hatte, der auch unser Lehrer gewesen war und der sich jetzt vehement für seine ehemaligen Schüler einsetzte. Er gab den beiden Herren zu verstehen, dass wir uns schon sehr früh unsere Plätze gesichert hätten und diese deshalb jetzt auch behalten dürften. So geschah es dann auch und das Spiel wurde für uns zu einem großen Erlebnis. Nach dem bejubelten Sieg der deutschen Mannschaft war es dann auch Lehrer Giesen, der alle Anwesenden veranlasste, sich von ihren Plätzen zu erheben und die 3. Strophe des ?Liedes der Deutschen?, die die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland geworden war, mitzusingen."

Brigitte Neujean: "4.Juli 1954,gerade 12 Jahre alt geworden,durfte ich in einem Cafe im Essener Süden die Sahne für den sonntäglichen Besuch-meine Schwester mit Mann ,mein Bruder mit Freundin,meine Tante-holen. Mit der" berüchtigten" ,weil sehr teuren Kristallschüssel ausgestattet, schaute ich dem Konditor immer gerne und fasziniert bei seinem Sahne-Spritz-Kunstwerk zu. Doch heute war alles anders: Das Cafe " berstend voll",bis auf den letzten Platz besetzt,sonst nur leises Klicken der Kaffeelöffel an der Tasse,heute laute ,aufgeregte Stimmen-nur ich, die Ahnungslose aus einer total Fußball-desinteressierten Familie verstand überhaupt nicht,was hier los war-alles starrte auf diesen Fernseher,klein und ganz oben-zu Hause hatten wir natürlich auch keinen-doch schnell packte mich das " Fieber" der Menschen,denn es fiel der Name Helmut Rahn-der war ja Essener und diesen Namen hatte ich durchaus schon beim Völkerball-Spielen mit den Jungs unserer Straße gehört-und da erst dämmerte mir,dass es das Endspiel in der Weltmeisterschaft war...das Sahnekunstwerk in der Schüssel in meinen " aufgeregten" Händen schmolz leise zu Undefinierbarem,aber ich hörte "life": " Rahn schießt-Tooooor,Toooooooooooor,Tooooooooor" Menschen schrien ,fielen sich in die Arme,weinten vor Freude,liefen auf die Straße,ich wurde fast vor der Glastheke erdrückt,fielen wieder anderen Menschen in die Arme, riefen ,schrien........ und ich eilte hocherfreut nach Hause: "Deutschland hat gewonnen,Deutschland ist Weltmeister!"-eine Ohrfeige links und rechts- die Sahne in der Schüssel war beleidigt,ich auch."

Thomas Killenberg: "Meine Erinnerungen an das WM-finale 1990 Deutschland-Argentinien bleiben mir im Gedächtnis, weil ich es als einziger Deutscher unter Engländern in Manchester gesehen habe. Meine englischen Freunde und Verwandten meiner Frau litten noch unter dem Ausscheiden Englands gegen Deutschland im Halbfinale nach Elfmeterschießen, wo sie teilweise mit Gascoigne mitgeheult hatten und ich den großzugigen Tröster spielen musste, der sich allerdings auch einige weniger freundliche Bemerkungen hatte anhören müssen. Aber die 'Argies' (Argentinien) waren doch noch wesentlich unbeliebter bei den Briten als wir, wobei auch noch die Folgen des Falklandkrieges nachwirkten. So war bei dem Endspiel sogar eine deutsche Flagge zu sehen und die Erleichterung und Freude groß, dass Argentinien mit dem Betrüger Maradonna (in Anspielung auf sein irreguläres Tor mit der 'Hand Gottes' im Viertelfinale Argentinien-England beider WM 1986) geschlagen worden war. Da Deutschland ja dann noch einmal bei der Europameisterschaft 1996 in England, also im eigenen Land im Elfmeterschießen das Halbfinale gegen England gewann, konnte ich mir bei jeder der nachfolgenden Europa- und Weltmeisterschaften die Vorhersage erlauben, dass das arme England ja spätestens im Viertel- oder Halbfinale gegen Deutschland nach Elfmeterschießen ausscheiden würde."

Josef Aengenheister: "Zum Zeitpunkt der WM 1974 (Endspiel Deutschland-Niederlande) Weilte ich mit meiner Familie auf der Insel Texel in Holland. Das Endspiel habe ich mir in einer kleinen holländischen Kneipe ( es waren ca. 30 holländische Fans und 3 deutsche Fans anwesend) Angesehen. Die Holländer waren sehr überzeugt von einem Sieg. Als das O zu 1 fiel durch den Elfmeter von Neeskens Waren die Holländer aus dem Häuschen und wir paar Deutsche Wurden immer kleiner. Aber von Minute zu Minute wurden die Deutschen immer besser und kamen schließlich durch einen Foulelfmeter Zum 1 zu 1. Dann konnten wir uns etwas bemerkbar machen. In der 45. Minute fiel das 2 zu 1 durch Gerd Müller und wir drei Deutschen Jubelten und die Holländer wurden immer ruhiger. Der Endstand blieb dann beim 2 zu 1 für uns und wir konnten unsere Fahnen Auspacken und jubeln. Die Holländer waren sehr fair und haben uns Zum Weltmeister gratuliert."

Ulrich Tuisel: "Im Juli 1974 war ich mit meinen Eltern und Geschwistern auf einem Zeltplatz am Gardasee im Sommerurlaub. Da wir keinen transportablen Fernseher besaßen, waren wir darauf angewiesen, die WM-Geschehnisse bei Zeltplatz-Nachbarn zu verfolgen. Wie gut war es, dass eine niederländische Familie in der Nähe nicht nur Kinder in unserem Alter, sondern auch einen Fernseher hatte. Schnell hatten wir uns mit der Familie angefreundet. Jedes niederländische und deutsche Spiel wurde gemeinsam mit Spannung verfolgt. Als die Paarung des Endspiels feststand, kam postwendend die Einladung unserer Freunde, dass wir doch auch das Endspiel gemeinsam verfolgen sollten. Im ersten Augendblick waren wir aber nicht gerade begeistert, weil wir aufgrund der starken Form mit einem deutlichen Sieg der Niederländer rechnen mussten. Unser Familienrat tagte, um zu klären, was zu tun sei. Wir kamen aber recht schnell zu dem Schluss, dass wir die Einladung keinesfalls ausschlagen konnten. Und so erschienen wir dann auch am 7. Juli 1974 am Zelt unserer Freunde. Das Spiel begann genau wie befürchtet: Paukenschlag in der zweiten Spielminute: Elfmeter Neeskens - Holland führte 0:1! Doch das Blatt wendete sich noch in der ersten Halbzeit. Durch Tore von Breitner und Müller stand es 2:1 zur Halbzeit. In der zweiten Halbzeit gab es zwar eine Dauerbelagerung des deutschen Tores, aber das Ergebnis änderte sich zu unserer großen Freude nicht mehr. Die Enttäuschung unserer Gastfamilie dagegen war riesig. Sie haderte mit der Ungerechtigkeit des Ergebnisses. Der Freundschaft hat es aber nicht geschadet. Am Ende haben doch alle gemeinsam gefeiert."

Helmut Kölzer: "Mein Onkel betrieb ein Elektrogeschäft an der Vennhauser Allee in Düsseldorf. Zum Endspiel 1954 in Bern hatte er 2 Fernseher aufgestellt, einen im Verkaufsraum und einen im Schaufenster und hatte die Übertragung durch einen Aushang im Fenster angekündigt. Wir Kinder - ich war damals 9 Jahre alt - saßen auf einer Bank direkt vor dem Fernseher. Mehr als 100 Erwachsene verfolgten das Endspiel im und vor dem Geschäft. Nach dem Sieg der deutschen Mannschaft war die Hölle los: Noch nie hatten wir Kinder erwachsene Menschen in einem solchen Freudentaumel erlebt, hatten wir sie bis dahin immer als sehr ernst und auch verschlossen erlebt. Und jetzt lachten sie, freuten sich und lagen sich in den Armen. Wir Kinder standen verwundert da und konnten das Erlebte kaum fassen. Im Nachhinein war der WM-Sieg der deutschen Nationalelf 1954 für mich symbolisch der Start in eine neue Gesellschaft und Impuls für Aufschwung und Wirtschaftswunder."

Heinz Einmal: "Ich, Jahrgang 1943, war also damals 11 Jahre alt und wie jeder Junge Fussball-begeistert. WM und Deutschland im Endspiel, dass mußte man sehen. Nun gab es zu dieser Zeit nicht in jedem Haushalt einen Fernseher ! Bei uns (in Breyell) kamen nur 2 Möglichkeiten in Frage, wo man das Spiel sehen konnte. Eine beim Funk-und Fernsehhändler und eine Möglichkeit in einer Gaststätte. Bei Beiden musste man einen Obulus in Höhe von damals 50 Pfennigen entrichten. Ich war ein äußerst "liebes Kind" hatte kurz vor dem Finale mal wieder etwas kaputt geschmissen - was meine Eltern bezahlen mussten. Daher wurde ich verdammt, das Spiel nur im Radio zu hören. Da ich ein liebes Kind war, war ich stinke sauer !! . Alle Männer der Verwandtschaft - vor allem mein Vater und mein 4 Jahre älterer Vetter - konnten das Spiel im Fernsehen betrachten, während ich mit meiner Mutter im Wohnzimmer vor dem Radio saß. So was von stinkig - es gab dann noch Steigerungen ! Ungarn schoss das 1:0 - schlimm. Noch schlimmer: Ungarn schoss das 2:0 - da war es mit meiner Beherrschung entgültig vorbei -es musste raus: ich tat die verhängsvollen Worte: "na Prima "!!! Im gleichen Augenblick flog mir der Kopf zur Seite - meine Mutter hatte mit eine recht saftige Ohrfeige versetzt. Ich höre noch heute ihre Worte : Wat bist dur für ne fiese Jung - ich kenn nix von Fussball - aber wenn Deutschland mal um die Weltmeisterschaft spielt, brauchst du nicht bravo zu sagen, wenn die blöden Ungarn 2 Tore schießen "! Um so größer war unsere Freude, als dann Deutschland das Spiel 3:2 gewann ! Noch heute kenne ich die Namen der Spieler, die dieses Wunder von Bern vollbracht haben - und an die Ohrfeige kann ich mich auch noch gut erinnern."

K. H. Hoffmann: "1954 war ich in den USA, Washington, D. C.. 1953 hatte ich ein Stipendium bekommen. Bekannt war, dass Deutschland sich für die WM qualifiziert hatte, aber vom Wankdorfstadion nie was gehört. Das Ergebnis erfuhr ich ein paar Tage später nach dem Endspiel aus der Washington Post auf der 4. oder 5. Seite als 6 Zeiler! 1974 Damals hatte mich Stadtdirektor Hermann Dornscheidt beurlaubt, um auf Bitten meines Klassen- und Sportkameraden Dr. Wilfried Gerhardt - Pressechef DFB - das Pressezentrum in der Halle 8 der Messe Düsseldorf zu planen, aufzubauen und zu leiten. W. G. und ich spielten beide Handball im DSC 99, in dem Club auch Wolfgang Niersbach - der heutige DFB Präsident - Fußballer war. Mit dem Düsseldorfer Sportjournalisten K. H. W. hatte ich übrigens eine Wette abgeschlossen: Deutschland verliert gegen die DDR, und wenn es durch einen Elfmeter ist. Und Düsseldorf wird die Spiele der Zwischenrunde bekommen (Schweden und Jugoslawien). Das Endspiel habe ich dann im Stadion in München mit Sohn Andreas, der mit seinem Bruder Peter als ?Presseläufer? die Medienvertreter in Düsseldorf versorgt hatte, erlebt. Unvergesslich. 1990 saß ich im Kreise meiner Familie im Düsseldorfer Wohnzimmer. 2014 werde ich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Seniorenresidenz Grafenberger Wald auf der großen Leinwand das Endspiel verfolgen."

H. Finger: "Im Jahre 1954 war ich Schüler in Jever, Friesland. Weder bei uns noch bei meinen Großeltern gab es ein Fernsehgerät. Im Juli hatten wir schon Schulferien und ich fuhr zu den Großeltern nach Bad Säckingen, Baden-Würthemberg. Die Fahrt übrigens mit einem D-Zug Wilhelmshaven - Basel in der dritten Wagenklassen mit Holzbänken, allerdings auf "Würmeling" zum halben Preis! In Bad Säckingen entdeckte ich ein kleines Gasthaus, das auf eine Fernsehübertragung des Fußballendspiels hinwies. In dem kleinen Gastsaal hing ein kleines Fernsehgerät, sicher das größte das es damals gab, unter der Decke. Der Raum war eng gefüllt mit Gästen. Es wurde geraucht und getrunken. Das Bier kostete 30 Pfennig. Hier habe ich die Übertragung des Endspiels in Wort (der Kommentator sprach wie im Rundfunk) und Bild erlebt. Nach dem dritten Tor gab es kein Halten mehr. Bis zum Ende des Spiels war kein Wort mehr zu verstehen. Es ging hoch her. Wie ich nach Hause gekommen bin, weis ich nicht mehr so recht. An die anderen Endspiele der deutschen Nationalmannschaft kann ich mich nicht mehr so deutlich erinnern, wie an dieses erste."

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