Brasilien probt die WM Die wichtigsten Fragen zum Confed-Cup

Düsseldorf · Wenn die Titelträger des Weltfußballs ein Turnier spielen, ist Deutschland außen vor. So verhält es sich zumindest ab Samstag, wenn in Brasilien der Konföderationenpokal, kurz: Confed Cup, ausgespielt wird. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Turnier.

Die bisherigen Sieger des Confed-Cups
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Warum fehlt Deutschland?

Für den Confed Cup qualifizieren sich seit der Erstaustragung 1997 der Europa-, der Afrika-, der Asien- und Ozeanienmeister, der Sieger der südamerikanischen Copa América, der Gewinner des Gold Cup in Nord- und Mittelamerika und der Karibik (Concacaf). Zudem ist seit 2001 der Ausrichter der nächsten WM gesetzt. Da Deutschland nichts von alledem ist, sind die einzigen deutschen Aktiven in diesen Tagen Dr. Felix Brych, der gerade vom Deutschen Fußball-Bund zum "Schiedsrichter des Jahres" gekürt wurde, und seine Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp.

Warum starten in Spanien und Italien zwei Mannschaften aus der europäischen Konföderation?

Da Spanien sowohl Welt- als auch Europameister ist, rückte der EM-Zweite Italien nach, um das Teilnehmerfeld zu komplettieren.

Okay, aber wieso ist Tahiti dabei?

Der Inselstaat aus Französisch-Polynesien, der flächenmäßig so groß ist wie Berlin, ist als amtierender Ozeanienmeister qualifiziert.

Ernsthaft . . . Tahiti?!

Ja. Und die Amateur-Kicker, von denen zehn arbeitslos sind und der Rest als Strandverkäufer oder Supermarkt-Gehilfe arbeitet, nehmen das Turnier ernst: "Jetzt haben wir die Gelegenheit, uns überall bekannt zu machen und nicht nur unser Land, sondern den Amateurfußball in aller Welt zu repräsentieren", sagt Steevy Chong Hue, der das 1:0-Siegtor im Ozeanien-Finale gegen Neukaledonien schoss. "Zuhause spielen wir vor 100 bis 200 Zuschauern, in Rio werden es 80 000 sein", sagt Nationaltrainer Eddy Etaeta. Den Spielern erklärte er: "Ihr erlebt ein Märchen, aber schnappt nicht über, denn es endet auch wieder."

Nach den Exoten — welche Stars laufen bei dem Turnier auf?

Brasilien stellt seine Top-Mannschaft — die umfasst unter anderem die Profis Daniel Alves vom FC Barcelona, Thiago Silva (Paris St. Germain), Hulk (bald AS Monaco) oder Neymar (bald Barcelona). Die Spanier haben ebenfalls ihre besten Leute gemeldet: Xavi, Iniesta, David Villa (alle Barcelona), Fernando Torres (Chelsea) und Iker Casillas (Real Madrid), um nur einige zu nennen. Für Japan soll der Ex-Dortmunder Shinji Kagawa (Manchester United) eine Schlüsselrolle einnehmen, für Italien wie so oft Andrea Pirlo (Juventus Turin) und Mario Balotelli (AC Mailand). Für Mexiko sollen Giovani dos Santos (Tottenham) und Javier Hernández (Manchester United) Tore schießen, bei Uruguay soll Torwart Fernando Muslera (Galatasaray Istanbul) Treffer verhindern und Luis Suarez (FC Liverpool) einige erzielen. Nigeria setzt im Mittelfeld auf John Obi Mikel (Chelsea) und Ogenyi Onazi (Lazio Rom).

Sind Bundesliga-Stars am Start?

Ja, 13, davon zwölf aus der Ersten und einer aus der Zweiten Liga (Anthony Ujah/1. FC Köln/Nigeria). Aus der deutschen Eliteliga sind die Brasilianer Luiz Gustavo und Dante sowie der Spanier Javi Martínez (alle Bayern München) dabei, zudem der Nigerianer Joseph Akpala (Werder Bremen). Die Japaner haben gleich acht Profis mitgenommen, die ihr Geld in der Bundesliga verdienen: Kapitän Makoto Hasebe (Wolfsburg), Atsuto Uchida (Schalke), Shinji Okazaki, Gotoku Sakai (beide Stuttgart), Hirsohi Kyotake (Nürnberg), Takashi Inui (Frankfurt), Gotoku Hiroki (Hannover) und Hajime Hosogai (bald Berlin).

Zu guter Letzt: Welche Bedeutung hat der Confed Cup?

Hochoffiziell testet der Weltverband Fifa bei dem Turnier die Torlinientechnik "Goal Control". Damit sollen auch bei der WM zu Unrecht gegebene Tore vermieden werden. Für Brasilien ist der Cup die Generalprobe, es unterzieht sich damit nicht nur sportlich, sondern vor allem infrastrukturell einem Härtetest: Sind die Verkehrswege ausgebaut, die Stadien sicher? Solche Befürchtungen hatte Deutschland als Ausrichter des Confed Cup 2005 nicht, aber das Turnier brachte eine Erkenntnis: Spielerisch hatte sich die Mannschaft vom "Rumpelfußball" der Vorjahre entfernt. So feierte Deutschland eine große Party ein Jahr vor dem "Sommermärchen".

(ame)
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