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Picasso, Spione, Putin Fifa gerät erneut unter Beschuss

Manila · Erneute Skandalberichte zu den WM-Vergaben an Russland und Katar bringen den Weltverband Fifa schwer in Bedrängnis. Die Ermittlungen der eigenen Ethikkommission in den vergangenen beiden Jahren scheinen so gut wie wertlos.

Sepp Blatter: 17 Jahre an der Spitze der Fifa
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Das ist Sepp Blatter

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Foto: dapd, Alessandro Della Bella

Ein geschenkter Picasso, britische Spione im Auftrag ihrer Majestät, politischer Druck von Wladimir Putin: Die Skandalberichte um die WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 haben wieder die Schärfe erreicht, die den Fußball-Weltverband Fifa schon vor dem Abschluss der eigenen Ethik-Ermittlungen tief in die Krise gestürzt hatte. Auch der Name von Franz Beckenbauer taucht in den brisanten Dokumenten wieder auf.

Ändern aber kann sich nicht viel. "Die WM 2022 wird in Katar stattfinden", stellte Fifa-Präsident Joseph S. Blatter (78) klar, nachdem die britische Sunday Times - mit Rückendeckung durch das Parlament - erneut von Korruption und Betrug berichtet hatte. In einer dubiosen, bislang geheimen Datenbank der gescheiterten englischen WM-Bewerber, die am Montag Thema eines Ausschusses in London war, tauchen Anschuldigungen auf, die Stoff für jeden Hollywood-Film bieten - wäre das Thema nicht so traurig.

So soll Michel Platini (59), Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa) und bekennender Katar-Wähler, vor der Entscheidung am 2. Dezember 2010 aus Russland ein Pablo Picasso zugeschriebenes Gemälde erhalten haben. Als kleinen Denkanstoß.

Der Franzose wies das natürlich umgehend zurück, er sprach von "Anfeindungen" und einem "lächerlichen Gerücht", mit dem sich nun seine Anwälte befassen würden. "Es gibt keinen einzigen Beweis", sagte Platini dem SID. Nur Tage zuvor war bekannt geworden, dass der Uefa-Chef in den internen Ermittlungen der Fifa-Ethikkommission offenbar davongekommen ist. Einzelne Verfahren wurden gegen andere eingeleitet, darunter hochrangige Mitglieder des Exekutivkomitees.

Verwickelt in die Ermittlungen ist auch Franz Beckenbauer (69), der auf Times-Anfrage über einen Sprecher mitteilen ließ, "zum Thema WM-Bewerbung keine Aussagen oder Interviews" machen zu können. Zumindest "solange die Untersuchungen laufen". Es geht um eine angebliche Absprache mit Australien in Zusammenhang mit dem deutschen Sommermärchen 2006 und zwei enge Berater des Kaisers, die dessen Stimme feilgeboten haben könnten. Kurz nach der Vergabe an Russland war Beckenbauer Werbefigur der russischen Gasindustrie.

In England kocht das Thema vor allem deswegen hoch, weil das Material der Sunday Times, welches das Sportministerium selbst veröffentlichte, die gescheiterte Bewerbung des Königreichs für 2018 schwer unter Beschuss nimmt. Britische Spione sollen die Datenbank durch systematisches Ausspähen der Mitwerber erstellt haben - auch aus Angst, dass Russland genau das Gleiche macht. Es klingt ein wenig nach Kaltem Krieg im Fußball.

Der russische Präsident Putin (62) soll Blatter als Stimmensammler im Exekutivkomitee angeheuert haben. Beweise gibt es nicht. Ob Fifa-Chefermittler Michael Garcia (USA), dessen Bericht von dem deutschen Richter Hans-Joachim Eckert (München) vermeintlich unzureichend ausgewertet worden war, dazu etwas beitragen kann, ist höchst fraglich. Blatter kündigte an, das Exko werde sich mit dem Fall während der nächsten Sitzung in Marokko kurz vor Weihnachten befassen.

Den Schweizer persönlich lassen die Vorwürfe relativ kalt. Zwar steht auch sein Name in der Sunday Times - dass aber vor allem sein schärfster Kritiker Platini so hart angegangen wird, kann Blatter nur recht sein. Im nächsten Jahr will er in seine fünfte Amtszeit gewählt werden, am Wochenende genoss er bei der Versammlung der asiatischen Föderation AFC warmen Applaus. "Glauben sie mir - was so erzählt wird, kommt von denen, die nicht in den Fußball involviert sind", sagte Blatter vor den 400 Delegierten. Die meisten glauben ihm offensichtlich.

In Russland und Katar laufen die Vorbereitungen auf die Großereignisse derweil weiter auf Hochtouren. "Wir kümmern uns um unseren Job und schenken dem Ganzen nicht viel Aufmerksamkeit", sagte Nasser Al-Khater, Kommunikationschef des katarischen WM-Organisationskomitees: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Thema die Leute langsam ermüdet." Allein die Tatsache, dass die britische Zeitung erst mit parlamentarischer Rückendeckung veröffentlicht habe, "sagt mir, dass sie Schutz brauchen", sagte Al-Khater.

(sid)
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