90 Tage Sperre für den "Kaiser" Fifa erteilt Beckenbauer Stadionverbot bei WM

Düsseldorf · Der vom Weltverband für 90 Tage gesperrte Franz Beckenbauer ist bei der WM in Brasilien nicht willkommen und verzichtet auf die geplante Reise zum Zuckerhut.

Korruptionsvorwürfe: Welche Rolle spielt Beckenbauer?
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Foto: dpa

Franz Beckenbauer ist praktisch über Nacht vom weltweit verehrten Fußball-Kaiser zur Persona non grata erklärt geworden. Die am Freitag vom Weltverband Fifa verhängte Sperre von 90 Tagen hat für den 68-Jährigen weitreichende Konsequenzen. "Franz Beckenbauer kann an keiner Fußball-Aktivität teilnehmen. Das schließt andere Dinge ein, wie eine Einladung zum Besuch eines Fußballspiels oder den privaten Besuch einer jeglichen Partie", sagte Alan Sullivan, stellvertretender Chef der Fifa-Ethikkommission, am Samstag der Nachrichtenagentur dpa.

Beckenbauer darf also nicht nur für drei Monate kein Amt im Fußball ausüben, sondern ist auch bei keiner Veranstaltung erwünscht. Er habe deshalb angeblich schon am Vortag nach Bekanntwerden der Sperre seine persönlichen Konsequenzen gezogen, wie die "Bild" schreibt. "Die WM ist für mich gestrichen, auf die geplante Reise nach Brasilien werde ich verzichten. Ich gehe davon aus, dass ich bei der Fifa nicht mehr willkommen bin."

Allerdings dementierte Beckenbauers Manager Marcus Höfl am Samstag die Meldung, Beckenbauer reise nicht zur WM. Beckenbauer habe lediglich gesagt, dass er die Entwicklung der nächsten Tage abwarten werde, schrieb Höfl bei Twitter.

Klarstellung: @beckenbauer hat nicht! gesagt, dass er nicht! zur WM reisen wird, sondern, dass er die Entwicklung der nächsten Tage abwartet

Beckenbauer wollte ursprünglich zum Halbfinale und Finale nach Brasilien reisen. Nun bleibt er zu Hause bei Frau und Kind. Für die Familie verzichtete er bereits nach der Heim-WM 2006 auf eine Karriere in der Fifa, mit der er nun über Kreuz liegt.

Ob sich der Fifa-Bann auch auf Beckenbauers Aktivitäten als WM-Medienexperte auswirkt, war zunächst unklar. Die Strafe war auf Antrag von Chefermittler Michael Garcia wegen der mangelnden Kooperation des "Kaisers" bei der Untersuchung der brisanten WM-Doppelvergabe an Russland 2018 und Katar 2022 ausgesprochen worden.

Beckenbauer, der weltweit einen hervorragenden Ruf genießt, hatte Korruptionsvorwürfe energisch zurückgewiesen. "Ich habe mit Korruption nichts zu tun. Wer sollte an mich herantreten und zu Dingen verleiten? Das ist doch lächerlich. Ich bin der falsche Ansprechpartner", sagte er.

Die Fifa lastet Beckenbauer ein Vergehen gegen das Ethikreglement an. Sie wirft ihm vor, auf Fragen der Ethikkommission, die unter anderem die brisante WM-Doppelvergabe 2018 und 2022 an Russland und Katar untersucht, nicht reagiert zu haben, "obwohl er wiederholt angefragt wurde, in einem persönlichen Interview oder durch die Beantwortung schriftlicher Fragen, die in Englisch und Deutsch gestellt wurden, Informationen zu liefern", hieß es am Freitag in einer Pressemitteilung des Weltverbandes.

Die englische Zeitung "Sunday Times" hatte in ihrer jüngsten Ausgabe von Reisen Beckenbauers nach Katar auf Einladung des mittlerweile lebenslang gesperrten Ex-Funktionärs Mohamed bin Hammam berichtet. Beckenbauer soll 2009 und 2011 im Emirat gewesen sein, bei der zweiten Reise als Berater zu Geschäftsgesprächen einer Hamburger Firma. Beckenbauer wies Korruptionsvorwürfe gegen ihn erneut zurück. "Ich habe mit Korruption nichts zu tun. Wer sollte an mich herantreten und zu Dingen verleiten? Das ist doch lächerlich. Ich bin der falsche Ansprechpartner", sagte Beckenbauer.

(dpa)
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