Handball-Team sorgt für Furore Kann Katar auch Fußball?

Düsseldorf · Die Handball-Mannschaft aus dem Emirat hat bei der Weltmeisterschaft gegen Deutschland gewonnen. Vielleicht gelingt das den Fußballern bei der WM 2022 auch. Katar baut sein Team systematisch auf.

 Das Handball-Team sorgt bei den (teils eingekauften) Fans für Begeisterung. Können Katars Fußballer 2022 nachziehen?

Das Handball-Team sorgt bei den (teils eingekauften) Fans für Begeisterung. Können Katars Fußballer 2022 nachziehen?

Foto: afp, ACR

Katars Handball-Nationaltrainer Valero Rivera fühlt sich "wie in einem Traum. Ein Traum, der immer weitergeht". Mit 26:24 hatte das Team des Spaniers gegen Deutschland gewonnen. Und das durchaus verdient - trotz einiger seltsamer Schiedsrichterentscheidungen zu Gunsten der Gastgeber. Erstmals steht eine Mannschaft aus Asien im Halbfinale der WM. Bundestrainer Dagur Sigurdsson traut der zusammengekauften Auswahl, in deren Reihen die vier gebürtigen Katarer eine Nebenrolle spielen, nun sogar den Titel zu. Unmöglich erscheint das nicht.

Aber ist es möglich, dass Katars Fußballer dem Beispiel der Handballer folgen, bei der umstrittenen Wüsten-WM 2022 ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen, Deutschland aus dem Turnier werfen und sich gar Hoffnungen auf den Titel machen dürfen? Kann ein Land, in dem nur 300.000 der zwei Millionen Einwohner die katarische Staatsbürgerschaft haben, im Fußball eine große Rolle spielen?

Klingt arg unwahrscheinlich, ist aber nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Katarer bauen systematisch eine Mannschaft auf, die in sieben Jahren auftrumpfen könnte - oder die sich zumindest nicht komplett blamiert.

Der wesentliche Unterschied zum Handball: Während die Hallensportler relativ einfach die Nationalität wechseln und sich Katar anschließen können, ist das im Fußball nicht möglich. Wer ein Pflichtspiel bestritten hat, darf nicht mehr für ein anderes Land kicken. Es ist also nicht möglich, fertig ausgebildete Spieler gegen hohe Gagen in die Wüste zu locken, sie wochenlang wie ein Vereinsteam trainieren zu lassen und in die weinroten Trikots der Auswahl zu stecken. Das kleine Land muss Talente entwickeln.

Dass Katar noch nie an einer Fußball-WM teilgenommen hat, nur auf Platz 92 der Weltrangliste steht und die aktuelle A-Nationalmannschaft international nicht wettbewerbsfähig ist, spielt beim Blick auf die Perspektiven keine Rolle. Die Gegenwart zählt nicht. Für Aufsehen sorgte zuletzt allerdings die Junioren-Auswahl unter 19 Jahren, die im vergangenen Jahr Asienmeister wurde. Diese Spieler sind 2022 alle Mitte 20 und damit im besten Fußballeralter. Mit dem Turniersieg in Myanmar ernten die Katarer die ersten Früchte einer achtjährigen, systematischen Aufbauarbeit.

Wesentliches Element der Sportoffensive ist die sportliche und schulische Ausbildung an der "Aspire Academy", wo sich mehrere hundert führende Trainer und Wissenschaftler aus der ganzen Welt auf erstklassigen Anlagen um die jungen Sportler kümmern. Auf der gigantischen Sportstätte bereitete sich Bundesligist Bayern München zuletzt auf die Rückrunde vor.

Die Akademie ist auch das Zentrum des größten Talentprojekts der Welt. 1500 Trainer und Scouts sichten jährlich rund 600.000 Jugendspieler vornehmlich in Schwarzafrika und holen die besten in Katars Hauptstadt Doha. Auch brasilianische Kinder wurden samt ihren Familien schon an den Golf geholt.

Der Emir will auf diese Weise - nach offizieller Lesart - "Sport-Champions entwickeln und einen gesunden Lebensstil fördern". Dass damit auch Talente gefunden werden, die ihre Nationalität wechseln und die 2022 für Katar um den WM-Titel spielen sollen, verneint die Akademieleitung noch. Zweifel daran drängen sich auf. Spielpraxis bekommen die Talente in Europa. Deshalb hat die "Aspire Foundation" 2012 den ostbelgischen Zweitligisten AS Eupen für angeblich fünf Millionen Euro übernommen.

Wie das Handball-Team wird übrigens auch die vielversprechende U 19 der Fußballer von einem Spanier betreut: Felix Sanchez leitete zuvor das Ausbildungszentrum des FC Barcelona. Und vielleicht übernimmt ja der Katar-Freund Pep Guardiola, der zwei Jahre bei Al-Ahli SC spielte und gegen eine hohe Gage Werbung für die Wüsten-WM machte, mal die A-Nationalmannschaft des Emirats. Bei Bayern München mag er bislang ja seinen 2016 auslaufenden Vertrag noch nicht verlängern. Die Konstellation lässt Raum für Spekulationen.

(RP)
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