Verwirrung um Katar 2022 Fifa relativiert Valckes Aussagen zu Winter-WM

Hamburg · Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke hat die Diskussionen um die Austragung der WM 2022 in Katar beendet: Die Endrunde der Weltmeisterschaft wird erstmals nicht im Sommer stattfinden. Doch der Fifa-Vizepräsident weiß nichts davon.

Fußball-EM 2024 in Deutschland: die Stadien und Spielorte
22 Bilder

EM 2024 - Stadien und Spielorte in Deutschland

22 Bilder
Foto: dpa/Alexander Hassenstein

Seit drei Jahren wurde hitzig diskutiert — nun scheint die Entscheidung gefallen: Die umstrittene Weltmeisterschaft 2022 in Katar findet nicht im Sommer statt. Das verkündete Fifa-Generalsekretär Valcke am Mittwoch völlig überraschend in einem Hörfunk-Interview.

Glaubt man Valcke, hinter Präsident Joseph S. Blatter der zweitmächtigste Mann bei der Fifa, wird das Endrunden-Turnier im arabischen Emirat wohl ein Novum in der Historie darstellen: Erstmals wird eine WM in den Wintermonaten ausgetragen. Offiziell ist die Entscheidung aber noch nicht. Der Beschluss muss noch vom Exekutivkomitee des Weltverbandes Fifa abgesegnet werden. Die nächste Sitzung ist für den 20. März angesetzt.

Kurz nach dem Vorpreschen Valckes relativierte die Fifa die Aussagen ihres mächtigsten Mannes hinter Präsident Joseph S. Blatter. "Das Turnier wird erst in acht Jahren ausgetragen. Von daher wird der Beratungsprozess nicht übereilt", hieß es in einer Stellungnahme. Vor der WM in Brasilien sei nicht mit einer Entscheidung zu rechnen. Die nächste Sitzung der Fifa-Exekutive ist für den 20. März angesetzt.

WM-Vergabe 2018/2022: Reaktionen
Infos

WM-Vergabe 2018/2022: Reaktionen

Infos
Foto: AFP

"Der Termin für die Weltmeisterschaft wird nicht im Juni und Juli sein", sagte Valcke bei Radio France: "Das Turnier wird, denke ich, zwischen dem 15. November und spätestens dem 15. Januar ausgetragen." Angesichts von Temperaturen um die 25 Grad sei dies die "perfekte Zeit, um Fußball zu spielen". Ob im Winter 2021/22 gespielt wird oder über den Jahreswechsel 2022/23, ließ Valcke offen.

Fifa-Vize widerspricht Valcke

Fifa-Vizepräsident Jim Boyce sagte, er sei "schockiert" über die Äußerungen von Generalsekretär Valcke zur WM 2022. Die Entscheidung darüber fälle das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes, sagte Boyce am Mittwoch dem TV-Sender Sky Sport. "Stand jetzt bleibt das Turnier im Sommer", betonte Boyce. Eine Entscheidung über den Termin falle nicht vor Ende 2014/Anfang 2015.

Eine Verlegung der WM in den Winter wäre ein vorläufiger Schlussstrich unter der jahrelangen Diskussionen darstellen. Seitdem Katar am 2. Dezember 2010 in Zürich den Zuschlag zur Austragung der WM erhalten hatte, hagelte es Kritik aus allen Richtungen. Nicht nur der Sport, auch die Politik hielten die Austragung in den Sommermonaten mit Temperaturen von knapp 50 Grad für unverantwortlich.

"Wer hier lebt, weiß, dass Hitze erst beginnt, wenn eine 4 vorne steht. Die beginnt aufzuleuchten, wenn es Ende Mai, Juni wird, also auch, wenn die WM gespielt werden soll", hatte Ex-Europameister Ulli Stielike kürzlich dem SID gesagt: "Im Juni und Juli kannst du hier nicht vor die Tür gehen. Es wäre besser, dann nicht die WM zu spielen. Man sollte es irgendwann zwischen November und April machen." Stielike ist zurzeit Coach beim katarischen Klub Al-Arabi.

Auch Franz Beckenbauer sprach sich zuletzt deutlich für die Verlegung des Turniers in die Wintermonate aus. "Im Sommer ist es unmöglich zu spielen. Da sind es 45 bis 50 Grad. Der Aufwand mit unterkühlten Stadien ist zu groß, das kostet Milliarden. Einfacher ist es im Winter. Da hat man optimale Temperaturen", sagte der Fußball-Kaiser bei Sky. Und selbst der medizinische Chef der FIFA, Michel D'Hooghe, hatte sich für eine Winter-WM ausgesprochen. "Es wäre besser, bei akzeptablen Temperaturen zu spielen."

Fraglich bleibt aber, wie eine Winter-WM in den ohnehin schon engen internationalen Spielkalender integriert werden kann. Vor allem aus England, wo über den Jahreswechsel traditionell viele Partien stattfinden, hatte es zuletzt immer wieder kritische Stimmen gegeben. Katar hatte sich bisher gegen eine Austragung der WM im Winter gesträubt. Schließlich habe jeder bei der Ausschreibung um die hohen Temperaturen im Wüstenstaat gewusst.

(sid/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort