WM-Kolumne Sturm gewinnt Spiele, Abwehr gewinnt Titel

Düsseldorf (RP). Es soll ja immer noch Fußballfans geben, die die alte Weisheit nicht kennen: Der Sturm gewinnt Spiele, aber die Abwehr gewinnt Titel. Vielleicht bringt ihnen das die Mannschaft von Brasilien in diesem Turnier noch bei. Die Brasilianer setzen auf ihre defensiven Qualitäten. Und die sind enorm. Das Achtelfinale gegen Chile hat es noch einmal gezeigt. Die Chilenen kamen kaum mal auch nur in die Nähe des Tores.

 Rainer Bonhof schreibt in seiner Kolumne über die WM.

Rainer Bonhof schreibt in seiner Kolumne über die WM.

Foto: ddp

Brasilien beschränkt sich aber nicht auf Mauern. In der Offensive schlägt die Mannschaft eiskalt und gekonnt zu. Die Tore von Fabiano und Robinho waren super herausgespielt, schnell und technisch hochwertig. Gnadenlos effektiv, sagen die Fachleute.

Das ist der Fußball, den Carlos Dunga schon als Spieler vorgelebt hat. Er war vom Denken her eher ein Europäer, er spielte diszipliniert und dachte immer an Absicherung. In seiner Nationalmannschaft weiß jeder, was er zu tun hat. Alle ordnen sich dem Erfolg unter.

In Brasilien wird Dunga dafür hart kritisiert, weil viele noch an den Zauberfußball der 50er und 60er Jahre denken. Aber Dunga hat Recht, wenn er sagt, dass sich der Fußball entwickelt hat und nun andere Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Wenn er mit Brasilien den Titel holt, werden sie ihn feiern. Und die Sorgen der brasilianischen Kritiker möchten viele Länder erst mal haben.

Holland hat auch die Lehren aus den vielen Jahren gezogen, als es schönen Fußball, aber keinen Titel gab. Bert van Marwijk lässt seine Stars Fußball mit System spielen. Ihn interessiert wie Dunga zunächst mal das Ergebnis. Dafür ist die Grundordnung wichtig.

Aber van Marwijk hat in der Offensive viele kreative Spieler, die eine Begegnung durch ihre Ideen und ihre Dribblings entscheiden können. Arjen Robben kommt nach seiner Verletzung wieder in Form, van Persie ist im Abschluss brandgefährlich, Kuyt gibt nie auf, ist schnell und attackiert die gegnerische Abwehr.

Und Sneijders Qualitäten als Spielgestalter erleben wir ja nicht erst in Südafrika. Er war auch für Inter Mailand ein entscheidender Mann auf dem Weg zum Triple. In der Mittelfeldzentrale stehen ebenfalls zwei ganz hervorragende Fußballer. De Jong und van Bommel haben viel Erfahrung, sie können das Spiel lesen und gute Pässe spielen. Es wird spannend sein zu sehen, wie Brasilien und Holland miteinander zurecht kommen. Das wird ein großes Viertelfinale am Freitag.

(RP)
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