"Ich glaube an den Titel" Kuranyi erlebt seine "Heim-WM" nur am TV

Köln · Die Weltmeisterschaft findet im Geburtsland von Kevin Kuranyi statt. Das Turnier in Brasilien wird der 32 Jähre alte Ex-Nationalspieler aber nur am Fernseher verfolgen können.

Kuranyis Traumtor im Derby
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Kevin Kuranyi wird am anderen Ende der Welt sein, wenn am kommenden Donnerstag der Anpfiff zur WM in Brasilien ertönt. Und vermutlich wird er schlafen. Im fernen Moskau muss der frühere Bundesliga-Torjäger schon ab Montag im Trainingslager für seinen Arbeitgeber Dynamo schuften, aufgrund der Zeitverschiebung finden die Spiele in Russland oft zu weit fortgeschrittener Stunde statt, das Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien etwa um Mitternacht.

Keine Stadionbesuche, keine Treffen mit den alten Kollegen der deutschen Nationalmannschaft - das Turnier in seinem Geburtsland wird Kuranyi nur im Fernsehen erleben. "Das macht mich schon ein bisschen traurig. Ich habe mich schon lange auf die WM in Brasilien gefreut und wäre gerne vor Ort gewesen", sagte Kuranyi dem SID.

In seinem Sommerurlaub in Petropolis, einem Ort in der Nähe seiner Geburtsstadt Rio de Janeiro, gewann der 32-Jährige immerhin einen Eindruck von der Stimmung im Land. Die Vorfreude der Menschen sei riesig, glaubt Kuranyi, "schließlich ist Fußball in Brasilien das Größte überhaupt." Aber klar sei auch, "dass die Menschen so ihre Sorgen haben und auch mit einigen Dingen im Land nicht zufrieden sind", sagte er mit Blick auf die zahlreichen Proteste gegen das kostspielige Großereignis.

Aus sportlicher Sicht schlagen gleich drei Herzen in Kuranyis Brust. Er sei zu einem Fan der russischen Nationalelf geworden, natürlich drücke er aber auch Brasilien fest die Daumen. "Ich hoffe, dass sie eine begeisternde WM spielen. Wenn sie dann aber auf die DFB-Elf treffen, ist auch klar, für wen mein Herz schlägt: für Deutschland. Das ist mein Team, für das ich 52 Spiele bestritten habe", sagte er.

Seit seiner Tribünenflucht im Oktober 2008 ist das Kapitel Nationalmannschaft für Kuranyi, der bereits seine erste "Heim-WM" 2006 in Deutschland als Zuschauer verfolgen musste, beendet. Wehmut, nicht mehr zum Kreis der DFB-Elf zu gehören, empfindet Kuranyi aber längst nicht mehr. "Das ist erledigt. Aber gerade eine WM in meinem Geburtsland Brasilien wäre natürlich etwas ganz Besonderes gewesen. Mittlerweile kann ich damit leben, empfinde auch keinen Groll oder ähnliches. Im Gegenteil. Ich würde mich riesig freuen, wenn die Jungs Weltmeister werden. Ich glaube an den Titel", sagte Kuranyi. Zu einigen Nationalspielern wie Manuel Neuer oder Mesut Özil hat er noch immer Kontakt.

Dass beim Team von Bundestrainer Joachim Löw zuletzt die Diskussion um verletzte Leistungsträger und Negativschlagzeilen abseits des Platzes die Stimmung trübten, sieht Kuranyi nicht als Hindernis für den Erfolg. "Du kannst das perfekte Trainingslager haben - und am Ende erreichst du deine Ziele trotzdem nicht. Und umgekehrt hat auch schon manches Team nach einem nicht ganz optimalen Trainingslager stark aufgespielt", sagte er.

Wenn die deutsche Mannschaft am 16. Juni gegen Portugal erstmals ins Turnier eingreift, wird Kuranyi genau hinschauen. Und vermutlich nicht schlafen. Im Gegensatz zum Eröffnungsspiel erfolgt der Anpfiff zur russischen Prime Time um 20.00 Uhr.

(sid)
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