Niederlande trifft auf Mexiko Van Gaal gegen Herrera: Duell der Feierbiester im WM-Achtelfinale

Fortaleza · Beim Achtelfinale zwischen den Niederlanden und Mexiko werden die Augen der Fans auch auf die Trainerbänke gerichtet sein. Louis van Gaal und Miguel Herrera zählen zu den bisherigen Stars der WM.

 Louis van Gaal steht trotz der sportlichen Erfolge in der Heimat wegen seiner defensiven Spielweise am Pranger.

Louis van Gaal steht trotz der sportlichen Erfolge in der Heimat wegen seiner defensiven Spielweise am Pranger.

Foto: afp, DM/rc

Für Louis van Gaal geht es am Sonntag in Fortaleza um mehr als nur den Einzug ins WM-Viertelfinale. Bei seiner Premiere auf der großen Fußball-Bühne steht auch ein ganz besonderer Titel des niederländischen Trainers auf dem Spiel - der des größten Feierbiestes. Herausforder ist Mexikos Nationalcoach Miguel Herrera, der mit seinen emotionalen Auftritten beim Weltturnier am Zuckerhut zu einem der Stars geworden ist. Keiner fiebert so sehr mit wie der 46-Jährige, niemand jubelt so schön wie der etwas pummelige Herrera.

Mit seiner leidenschaftlichen Art tanzte und trippelte sich Mexikos Trainer in die Herzen der Fußball-Fans in aller Welt. Beim Sieg gegen Kroatien jubelte Herrera mit seinen Spielern derart hingebungsvoll, dass er zu Boden ging. Torwart Guillermo Ochoa war seinem Coach mit voller Wucht in die Arme gesprungen, so dass dieser auf den grünen Rasen fiel.

"Man of the Match" – die Spieler des Spiels
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Ein vor Freude zu Boden gegangener Trainer? Moment, das gab es doch schon. Richtig, im September 2009 wurde van Gaal "Opfer" des auf ihn zurennenden Franck Ribery, der beim 5:1-Sieg des FC Bayern München bei Borussia Dortmund seine Freude mit dem Niederländer teilen wollte. "Es war sehr schwierig, stehen zu bleiben", sagte van Gaal nach dem Lapsus froh gelaunt.

Die Szene stammt aus van Gaals erstem Bayern-Jahr, als im Verhältnis zwischen den Münchnern und van Gaal noch alles in Ordnung war und der Niederländer mit dem Gewinn des Doubles reichlich Grund zur Party hatte. Als selbst ernanntes Feierbiest erlebten die Bajuwaren ihren selbstbewussten Coach.

Mexiko-Trainer Herrera rastet aus vor Freude
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Mexiko-Trainer Herrera rastet aus vor Freude

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In Brasilien macht ihm Herrera diesen Spitznamen nun streitig. Nach verkorkster Qualifikation hat der nur 1,68 Meter große Erneuerer des mexikanischen Fußballs die Lateinamerikaner souverän durch die WM-Vorrunde geführt. Aus dem belächelten Sprücheklopfer ist längst eine angesehene Trainergröße geworden.

Nach dem Achtelfinaleinzug wählte sogar der Staatschef die Nummer des leitenden Angestellten seiner Landesauswahl. "Ich möchte euch zum siebten Spiel begleiten, zum Finale. Da will ich bei euch sein", sagte Präsident Enrique Pena Nieto. Erst einmal aber sollen nun die Niederländer mit Bayern-Star Arjen Robben Spielfreude, Disziplin, Teamgeist und Entschlossenheit der "Tri" kennenlernen.

"Die mexikanische Version von Rumpelstilzchen"

"Natürlich wollen wir auch sie schlagen", sagte Herrera vor dem spannungsverheißenden Duell am Sonntag (18.00 Uhr/Live-Ticker). Die Metamorphose dieses kürzlich noch zerstrittenen Haufens erstaunt. Herrera hat in den vergangenen sechs Monaten nicht nur ein Team geformt, sondern auch die Menschen in der Heimat euphorisiert.

"Die mexikanische Version von Rumpelstilzchen" nannte die "Süddeutsche Zeitung" den impulsiven, wild gestikulierenden und gestenreichen Dauerläufer an der Seitenlinie. "Das ist der coolste Typ der Fußball-WM", meinte "Die Welt". Die Fans verehren ihn. Im WM-Hotel Parque Balneario in Santos kommt er jeden Tag vor die Tür, um Autogramme zu schreiben. Er ist der WM-Trainer mit den meisten Followern bei Twitter - mehr als 700.000 sind es inzwischen.

Von derlei Popularität kann van Gaal derzeit nur träumen. Trotz der sportlichen Erfolge steht der General in der Heimat wegen seiner defensiven Spielweise am Pranger. Grund zum Jubeln hatte er in Brasilien dennoch schon genug. Beim 5:1 zum Auftakt gegen Spanien zuckte van Gaal aber kurz zusammen. Nach seinem Flugkopfball zum 1:1 stürmte Robin van Persie auf ihn zu. Doch anders als Ribery 2009 klatschte der ManUnited-Torjäger van Gaal nur heftig ab. Dem Bondscoach blieb ein weiterer Sturz erspart.

(dpa)
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