Ex-Stars als TV-Experten Ballack überzeugt — Maradona floppt

Belo Horizonte · Ronaldo, Maradona, Lineker, Ballack, Lizarazu, Scholl: Das "Who is Who" des Fußballs kommentiert das Geschehen rund um die WM. Nicht alle TV-Experten geben dabei eine gute Figur ab.

 Michael Ballack diskutiert bei ESPN mit Alexis Lalas.

Michael Ballack diskutiert bei ESPN mit Alexis Lalas.

Foto: Screenshot Youtube

Bixente Lizarazu kommt als Surfer daher, Gary Lineker gibt den Clown, und Michael Ballack profiliert sich immer mehr als neuer Günter Netzer: In Brasilien kommentiert das "Who is Who" des internationalen Fußballs das Geschehen rund um die WM. Aber längst nicht alle TV-Experten machen dabei eine gute Figur. Diego Maradona geht mit seiner Show ziemlich baden.

Ganz anders Ex-Capitano Ballack. Der 37-Jährige ist Chefkritiker beim US-Sender ESPN und wandelt mit seinen bissigen, manchmal witzigen, aber immer klaren Kommentaren auf den Spuren von Experten-Legende Netzer. Negative Kritiken gibt es nur für seinen Akzent. Das deutsche Drama im Achtelfinale gegen Algerien (2:1 n.V.) nannte der ehemalige Bayern-Star "Herzinfarkt-Fußball". Besonders von der ersten Hälfte sei er "schockiert" gewesen: "Das war die schlechteste Vorstellung seit Jahren." Ballack redet Klartext und bekommt für seine Analysen in den Internetforen viel Zuspruch.

Lineker ist der Star unter den Experten

Längst zum Inventar gehört BBC-Kommentator Lineker. Der ehemalige Stürmer ist so etwas wie der Star unter den TV-Experten dieser Welt - schlagfertig, selbstironisch und meinungsstark. Clown Lineker liefert den arg gebeutelten englischen Fans nach dem frühen Aus immerhin weiter beste Unterhaltung. "Wer hätte gedacht, dass wir schon raus sind, bevor Deutschland überhaupt zum zweiten Mal gespielt hat", meinte er mit dem typischen britischen Humor nach dem Scheitern von Rooney und Co.

Zum Niveau der Spiele in Brasilien sagte er: "Die Leute, die keinen Fußball mögen, tun mir einfach nur Leid." Auch die Deutschen bekommen bei Lineker natürlich ihr Fett weg. "Müller hat vergessen, dass er Müller ist", war sei Kommentar nach dem Algerien-Spiel.

Auch ARD-Mann Mehmet Scholl ist immer für einen kessen Spruch zu haben: "Die schönsten Elfmeter sind die, die flach oben reingehen." Ach so. Trotzdem hebt sich Scholl mit seiner lockeren Art erfrischend von anderen Alt-Stars ab. Ausgerechnet Brasiliens Legende Ronaldo, mit ein paar Kilo zu viel auf den Rippen, wirkt beim Analysieren der Selecao vor den Kameras von Globo merkwürdig hüftsteif und unsicher.

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Foto: imago/BildFunkMV/Norbert Fellechner

Auch Spaniens Jose Antonio Camacho kommentiert bei Telecinco so, wie er früher für Real Madrid verteidigt hat - humorlos. Und in Italien erlebte der ehemalige Nationalspieler Ciro Ferrara einen wahren Shitstorm, nachdem er sich bei Sky einige Patzer leistete.

"Surfer" Lizarazu wirkt bei seinen Auftritten für RTL in Frankreich immer, als sei er gerade aus dem Meer gekommen. Mit Wuschelkopf, breitem Grinsen und Drei-Tage-Bart geht der Weltmeister von 1998 unter die Fußball-Philosophen. "Mit Champagner-Fußball ist jetzt vorbei", sagte der kleine große Mann nach dem Beginn der K.o.-Runde.

Maradona im Quotentief

Derweil wird Maradona selbst in Südamerika nicht mehr richtig ernst genommen. Seine Show "De Zurda", die in Venezuela ausgestrahlt wird, steckt im Quotentief. Mit seinen Perlen-Ohrringen und protzigen Uhren an beiden Armen redet sich der einstige "Goldjunge" an der Seite des Journalisten Victor Hugo Morales um Kopf und Kragen. Seinen Intimfeind Pele und Franz Beckenbauer nannte er zuletzt "Idioten", weil sie die Sperre des uruguayischen "Vampir"-Stürmers Luis Suarez begrüßt hatten.

Währenddessen lachen sich die Zuschauer des niederländischen Senders NOS über Messi schlapp. Messi sitzt bevorzugt auf dem Schoß der ehemaligen Nationalspieler Willem van Hanegem oder Ronald de Boer und lässt sich streicheln und füttern. Messi ist ein Langhaardackel und mischt die tägliche Talkrunde mächtig auf. Der Vierbeiner ist so beliebt, dass er seine Fans mittlerweile auch bei Twitter amüsiert.

(sid)
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