Vergabe der Fußball-WM Minister Gerd Müller fordert Aus für WM in Katar

Berlin · Entwicklungsminister Gerd Müller attackiert den Fußball-Weltverband Fifa wegen der Vergabe des Turniers 2022. Der CSU-Politiker prangert in einem Interview "Sklavenarbeit" und "Missachtung der Menschenrechte" in dem Land an.

Die Fifa – ein Verein macht Milliardenumsatz
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Foto: AFP

Die Bundesregierung geht auf Konfrontationskurs zum Fußball-Weltverband Fifa. Als erstes Kabinettsmitglied hat Entwicklungsminister Gerd Müller die Fifa öffentlich zu einer Korrektur der Vergabe des WM-Turniers 2022 an Katar aufgefordert. "Wenn die Fifa klug ist, revidiert sie die Entscheidung", sagte der CSU-Politiker in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" und nannte den umstrittenen Fifa-Beschluss "Fehlentscheidung" sowie "Fehlurteil".

Seine generelle Kritik an der Vergabe-Politik des Verbandes wegen Missachtung von Menschenrechten, Klimaschutz und Nachhaltigkeit bezog Müller auch auf die bevorstehende WM-Endrunde in Brasilien. Teile der Pläne für das Spektakel in Südamerikas größtem Land bezeichnete er als "unverantwortlich".

Besonders scharf klagte Müller die Fifa wegen der WM-Vergabe nach Katar an: "Es gibt Menschenrechtsverletzungen bis zur Sklavenarbeit beim Bau der Stadien. Was ist das für ein Signal zum weltweiten Klimaschutz, wenn Stadien mitten in der Wüste gebaut werden, die dann mit hohem Energieaufwand klimatisiert werden müssen?"

Mit Blick auf die Probleme in Katar, aber auch auf die Massenproteste in Brasilien gegen die Milliarden-Ausgaben für den Fußball statt für gesellschaftlich bedeutsamere Projekte konstatierte der 58-Jährige außerdem: "Es ist nicht mehr zeitgemäß, eine Fußball-WM abgehoben von den Menschen zu machen und soziale und ökologische Standards zu ignorieren."

Als Beispiel für entsprechende Fehler nannte Müller den brasilianischen WM-Spielort Manaus: "Dort wurde ein Stadion mitten in den tropischen Regenwald gebaut, ohne die Nachhaltigkeit zu klären. Das ist unverantwortlich." Wie für alle Lebensbereiche müsse auch für Sportevents "Nachhaltigkeit, also ein schonender Umgang mit unseren Ressourcen, das Leitbild sein". Seine Äußerungen zu Themen aus dem Ressort Inneres seines für Sport zuständigen Kabinettskollegen Thomas de Maizière begründete Müller mit der "großen Rolle des Sports in der Entwicklung" und der immer auch "politischen Dimension des Sports".

Müller betonte für sein Ressort die Bedeutung des Sports, "weil er die Herzen der Menschen öffnet". In seinem Haus würden das Projekt "1000 Fußballplätze für Afrika" mit Plänen beispielsweise für Mali oder die Förderung des Frauenfußballs in Afghanistan ebenso bearbeitet wie Projekte in Armenvierteln Brasiliens.

Nach den zahlreichen Negativschlagzeilen rund um die WM 2022 kämpft Katar anscheinend um positive sportliche Schlagzeilen. Angeblich wollen die Organisatoren der Handball-WM 2015 Tausende Fans zu dem Turnier nach Doha (11. bis 27. Januar) einladen. "Katar wird mindestens 5000 Personen einladen, vielleicht sogar 10 000", sagte Hassan Moustafa, Präsident der Internationalen Handball-Föderation (IHF). Auch für die Flug- und Hotelkosten sämtlicher Journalisten wolle der Ausrichter aufkommen. "Katar betrachtet die Handball-WM als gute Möglichkeit, sich der Welt zu präsentieren. Sie möchten zu diesem Anlass die Leute als Gäste in ihr kleines Land holen", sagte Moustafa.

Für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 sind derartige Pläne bislang nicht bekannt. Und so wird weiter munter über den Standort diskutiert — hauptsächlich außerhalb der Fifa. Sepp Blatter, der Präsident, hatte noch einmal bekräftigt, an dem Plan festzuhalten und absolut keine Zweifel an dem Ausrichter habe.

(sid/dpa)
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