50 Tage vor der WM Neue Unruhen mit einem Toten erschüttern Brasilien

Rio De Janeiro/Köln · Die jüngsten Unruhen in Rio de Janeiro mit einem Toten und die Sorgen um die Fertigstellung des Stadions von Sao Paulo dämpfen die Vorfreude auf die Fußball-WM im Sommer in Brasilien.

Ein Toter bei Unruhen in Rio de Janeiro
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Ein Toter bei Unruhen in Rio de Janeiro

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50 Tage vor dem Start der WM in Brasilien sind die Hoffnungen von Fifa-Präsident Joseph S. Blatter auf ein ruhiges und harmonisches Fußball-Fest weiter gesunken. Ein Toter, anhaltende Proteste und die jüngsten Straßenkämpfe mit der Polizei in den Favelas des Endspielortes Rio de Janeiro nährten erneut Zweifel.

Zur gleichen Zeit sorgte sich Jerome Valcke, Generalsekretär des Weltverbandes, anlässlich seiner Stippvisite um die Fertigstellung des Stadions in Sao Paulo, Ort des Eröffnungsspiels am 12. Juni.

Doch mehr noch bereiten die immer wieder aufflammenden Unruhen und eskalierende Gewalt die größten Probleme. In Rio kam am Dienstag bei einer Schießerei ein Mann ums Leben. Noch ist allerdings nicht klar, wer den 30-Jährigen erschossen hat. Die Proteste hatten in einer Favela, nahe der Copacabana, begonnen. Zuvor war die Leiche eines 25 Jahre alten Mannes gefunden worden. Der Tänzer soll brasilianischer Medien zufolge durch Polizeigewalt gestorben sein.

Wütende Demonstranten hatten daraufhin Barrikaden aus brennenden Reifen errichtet und Glasflaschen geworfen, um gegen den gewaltsamen Tod von Douglas Rafael da Silva Pereira zu protestieren. Im Verlauf der Proteste und beim Eintreffen der Elite-Einheiten wurde dem 30-Jährigen in den Kopf geschossen. Bei Ankunft im Krankenhaus konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Das meldete das Nachrichtenportal des brasilianischen Senders Globo.

Hiobsbotschaften im Wochentakt

Der jüngste Vorfall dürfte nicht zur allgemeinen Beruhigung der einheimischen Fußball-Fans und WM-Touristen beigetragen haben. Fast im Wochentakt erschüttern Hiobsbotschaften die Vorfreude auf das große Spektakel. Erst vor einer Woche wurden aus der WM-Stadt Salvador de Bahia 39 Tote, zahlreiche Verletzte, Plünderungen und Schäden in Millionenhöhe während eines zweitägigen Polizeistreiks gemeldet. In Brasiliens drittgrößter Stadt bestreitet unter anderem die deutsche Nationalmannschaft am 16. Juni ihr WM-Auftaktspiel gegen Portugal.

Die Fifa-Verantwortlichen reagieren trotz der anhaltenden Proteste der Brasilianer gegen Geldverschwendung für die WM und Olympia 2016 in Rio de Janeiro sowie Korruption demonstrativ gelassen. Horror-Szenarien passen nicht ihr Bild von einem friedlichen Fußball-Fest. "Wir sind zuversichtlich, dass die lokalen Behörden die Situation rasch in den Griff bekommen. Wir haben volles Vertrauen in die brasilianischen Behörden und deren für die WM entwickeltes Sicherheitskonzept", sagte Sicherheitschef Ralf Mutschke (Taunusstein) dem Sport-Informations-Dienst.

Soldaten sichern deutschen WM-Spielort Salvador da Bahía
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Und als wäre die Hypothek nicht groß genug, sorgt ausgerechnet das Stadion in Sao Paulo für einige Sorgenfalten. Zwei schwere Unfälle mit insgesamt drei Toten hatten die Bauarbeiten am Itaquerao immer wieder verzögert. Vor allem bei der die Errichtung der Zusatztribünen hinkt man hinterher.

"Ich glaube fest daran, dass Sao Paulo in letzter Minute fertig sein wird", verkündete Valcke in der Arena Corinthians, in der am 12. Juni die WM-Endrunde mit der Partie zwischen Brasilien gegen Kroatien beginnt. "Der Zeitplan ist eng. Es darf keine Minute mehr verloren werden. Wir haben ja auch keine andere Wahl, als das Eröffnungsspiel in Sao Paulo zu machen", ergänzte Valcke. Der Testlauf für die Arena soll am 17. Mai beim Erstligaspiel zwischen Hausherr Corinthians SC und Figueirense stattfinden.

Carlos Alberto, Brasiliens Weltmeister von 1970 in Mexiko, sieht derweil sein Heimatland "im Übergang". Dies erklärte der 69-Jährige in Rio de Janeiro beim Eintreffen der WM-Trophäe am Dienstag in Rio de Janeiro - dem Tag, als der Tote aus den Favelas die Schlagzeilen bestimmte.

(sid)
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