Confed-Cup in Brasilien Prostitution hat in Brasilien Hochkonjunktur

Rio de Janeiro · Confed-Cup, WM, Olympia – die großen Sport-Events in Brasilien sind auch für das älteste Gewerbe der Welt ein lukratives Geschäft. Doch das hat auch seine Schattenseiten.

Confed-Cup 2013: die Eröffnungsfeier
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Confed-Cup, WM, Olympia — die großen Sport-Events in Brasilien sind auch für das älteste Gewerbe der Welt ein lukratives Geschäft. Doch das hat auch seine Schattenseiten.

Ein kärglich eingerichtetes Hotelzimmer in Belo Horizonte im Südwesten Brasiliens, schummriges, kühles Licht. Andrea, eine Prostituierte, steht halbnackt vor dem Spiegel und hat ihr Gesicht dick geschminkt — doch die Sorgenfalten auf ihrer Stirn treten deutlich hervor.

"Ich mache mich zurecht, trage High Heels", berichtet sie, "ich muss immer hübsch sein, weil der Konkurrenzkampf auf der Straße echt hart ist. Jeden Tag stehen neue Mädchen da." Der Confed-Cup und die Fußball-WM 2014 locken Zehntausende Touristen ins Land — klar, dass davon auch die Prostituierten profitieren wollen.

20 Kunden am Tag

Andrea hat schon heute 20 Kunden am Tag, im Durchschnitt zahlt jeder von ihnen umgerechnet 15 Euro. Bereits der Confed-Cup — Belo Horizonte ist wie bei der WM Spielort — sollte eine Steigerung bringen, die WM mit weiteren vier Spielen und das Fußball-Turnier bei Olympia auch. "Es werden viele Leute kommen. Und die Ausländer geben gerne Geld aus, sie bezahlen unseren Preis, feilschen nicht rum — anders als die Männer hier", sagt Andreas Kollegin Vitoria.

Tudo bem also? Alles gut? Nein! Prostitution ist in Brasilien zwar legal, dass Dritte damit Geld verdienen aber nicht. Genau das passiert nun jedoch häufiger. Außerdem blüht der Sextourismus wie die Kinderprostitution. Brennpunkte sind neben Rio de Janeiro, wo die Endspiele von Confed Cup und WM ebenso stattfinden wie Olympia 2016, die Confed-Cup- und WM-Spielorte Fortaleza und Recife.

"Zehn Real oder ein Teller mit Essen"

In Fortaleza im Nordosten blüht in einem Umkreis von rund einem Kilometer um das Estadio Castelao die Kinderprostitution. "Ein Programm kostet zehn Real (3,50 Euro) oder einen Teller mit Essen", sagt ein Straßenmädchen, das angibt, 22 zu sein, aber viel jünger aussieht. "Wir sind mit Blick auf die WM sehr besorgt", sagt die Lokalpolitikerin Eliane Gomes, und berichtet von Jungen und Mädchen im Alter von zehn Jahren, die sich prostituierten. "Und die Politik tut nichts, um diese Verbrechen zu unterbinden."

Nicht alle im vom Katholizismus geprägten Brasilien wollen sich damit abfinden, dass Prostitution für viele dazugehört. Angesichts von Fällen wie dem von Raquel Pachecho fällt der Kampf dagegen aber schwer. Die Prostituierte wurde als "Bruna Surfistinha" landesweit berühmt, ihre Autobiographie verfilmt.

"Brasilien ist das einzige Land der Welt, in dem Prostituierte einen Orgasmus haben", sagte Fernando Gabeira, ein Politiker und Schriftsteller, einmal scherzhaft. Er setzt sich für die Rechte Prostituierter ebenso ein wie Maria Aparecida Vieira von Aprosmig.

Die Associacao das Prostitutas de Minas Gerais bietet im Vorfeld der WM Sprachkurse in Belo Horizonte an. "Wenig ist für Brasilianer so wichtig wie Fußball und Sex. Wir wollen, dass auch die Besucher aus dem Ausland Spaß haben", sagt Vieira. Außerdem wolle sie "die Mädchen so ausbilden, dass sie etwas vom Confed-Cup und von der WM haben". Die WM-Organisatoren unterstützen das Projekt finanziell.

Vor allem englisch, aber auch spanisch, französisch, italienisch stehen auf dem Stundenplan. 300 Interessierte haben sich für die Kurse eingeschrieben, etwa 20 nehmen regelmäßig teil. "Ich schlafe nicht nur mit den Männern, ich spreche auch mit ihnen. Manche kommen sogar nur, um zu reden, deshalb muss ich ihre Sprache lernen", sagt die Prostituierte Maria.

Laut Aprosmig arbeiten derzeit rund 800 Frauen und Männer in Belo Horizonte im horizontalen Gewerbe. Für die WM werden weitere 300 erwartet. "Dann werden die Straßen regelrecht überlaufen sein", sagt Vieira.

(sid/seeg/spol)
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