Plädoyers mit Augenzwinkern Sind wir jetzt Holländer oder Spanier?

Düsseldorf (RPO). Nach dem Halbfinal-Aus unserer jungen Himmelsstümer muss sich der Fußball-Fan entscheiden: Hält er es im Finale mit unserem kleinen Nachbarn Holland oder mit den Spaniern, die uns besiegt haben? Bei uns lesen Sie zwei Standpunkte mit Augenzwinkern.

WM 2010, Deutschland - Spanien: Einzelkritik
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Warum wir jetzt alle Holländer sind!

Im Grunde ist dieses Votum ein Plädoyer dafür, wie wir auf Umwegen doch noch Weltmeister werden können. Dazu lassen wir den langen Arm des Kaisers und von Uli Hoeneß walten. Immerhin sind Mark van Bommel und Arjen Robben zwei Stützpfeiler der Bayern, die nun gewissermaßen nachholen können, was Ihnen im Champions-League-Finale versagt geblieben ist. So kann der Bayern-Kapitän van Bommel wenigstens als Spieler der Niederlande einen Pokal hochhalten — und dieser wird ihm nach der Lage der Dinge auch deutlich lieber sein.

Außerdem haben wir es geschafft, dass holländische Spieler nach gefühlten einhundert Jahren der Erzfeindschaft im deutschen Fernsehen Interviews auf Deutsch geben und nicht mehr auf Englisch - so wie in den 70ern, 80ern oder 1990, wo man die Deutschen sogar auf dem Platz noch bespuckt hat. Alles vergeben, alles verziehen, wenn ihr diese Puyols in Grund und Boden spielt.

Der ehemalige HSV-Profi Rafael van der Vaart, dieses Schlitzohr, hat zwar mit Rücksicht auf seine spanische Großmutter den Iberern den Finaleinzug gegönnt. Aber verheiratet ist er mit Sylvie van der Vaart. Und die finden alle Deutschen sowieso ganz toll. Zudem kann man dem jungen Talent Elia, der jetzt das Hamburger Trikot trägt, auch gut die Daumen drücken.

Also werft Eure Vorurteile über Bord. Bitte ein bisschen mehr Sympathie für unsere kleinen Nachbarn, die mit der aus Argentinien (!) stammenden Maxima eine Prinzessin haben, die so wunderschön jubeln kann. Da müssen wir eben einmal großzügig auf den Siegerjubel von Angela Merkel verzichten. Keine Frage: Wir sind jetzt alle Holländer!

Warum wir jetzt alle Spanier sind!

Ganz klar, die Deutschen müssen jetzt zu Spanien halten. Denn nur so können wir unsere verwundete Fußballseele doch noch kitten. Genau wie vor vier Jahren. Damals flog die deutsche Elf durch Italien aus dem Turnier. Und die Italiener wurden Weltmeister. War das nicht ein kleiner Trost für uns? So konnten wir wenigstens behaupten, dass wir gegen den Weltmeister verloren hatten.

Nicht zu vergessen ist natürlich auch die ewige Fußball-Feindschaft zwischen den Niederlanden und Deutschland. Wie haben wir uns gefreut, als die Niederländer 2002 nicht mit zur WM fahren durften. Und jetzt sollen sie plötzlich Weltmeister werden? Nicht mit uns. Und unsere holländischen Nachbarn sind ja auch nicht gerade zimperlich mit uns, wenn wir bei einem internationalen Turnier verloren haben. Aus dieser Konkurrenz kann einfach keine dicke Freundschaft und Solidarität werden.

Zumal sich die meisten Deutschen ein Finale Deutschland gegen die Niederlande gewünscht hatten. Das Ziel dabei war ganz klar: Die Niederländer deutlich in ihre Schranken zu weisen und als Weltmeister vom Platz zu gehen. Wenn wir das schon nicht selbst erledigen können, dann sollten das die Spanier für uns tun. Das sind sie uns schließlich schuldig.

Schließlich sind uns die Spanier doch auch in gewisser Weise viel näher als die Niederländer. Klar, gerade hier in NRW gibt es eine geografische Nähe zu Frau Antje und Co. Doch haben wir nicht in Spanien sogar ein 17. Bundesland? Wir wollen doch lieber an den Stränden der Costa Brava, Andalusiens, der Kanaren oder der Balearen liegen als an der holländischen Nordsee. Schöneres Wetter, besseres Essen und schönere Menschen als in den Niederlanden inklusive.

Es ist also eindeutig: Nur Spanien kann der verdiente Weltmeister sein. Und deshalb sind wir jetzt alle Spanier. Denn neben all den Nebensächlichkeiten gibt es auch noch einen wesentlich entscheidenderen Grund: Die Spanier spielen einfach den besseren Fußball.

(RPO)
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