Team-Porträt: Russland Capello träumt mit seiner Wundertüte vom Halbfinale

Düsseldorf · Hinter der Stärke der russischen Nationalmannschaft steht vor der WM in Brasilien ein Fragezeichen. Normalerweise sollte im Achtelfinale Schluss sein, Trainer Fabio Capello aber träumt vom Halbfinale.

 Offensiv sind die Russen stark besetzt, nur die Abwehr bereitet Trainer Fabio Capello Probleme.

Offensiv sind die Russen stark besetzt, nur die Abwehr bereitet Trainer Fabio Capello Probleme.

Foto: dpa, Shamukov Ruslan

Achtelfinale? Vorschlussrunde? Oder doch ein Scheitern in der Gruppenphase? Hinter der tatsächlichen Leistungsstärke der "Wundertüte" Russland steht mal wieder ein großes Fragezeichen. Während Experten der Sbornaja bei der Fußball-WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) allenfalls den Einzug in das Achtelfinale zutrauen, träumt Trainer Fabio Capello bereits vom ganz großen Coup. "Wir können unter die ersten Vier kommen", sagte der 67-Jährige der italienischen Tageszeitung La Repubblica.

Für das mit Abstand beste Ergebnis bei einer WM-Endrunde müsste für die Russen bei ihrer dritten Teilnahme allerdings alles nach Plan laufen - und das tat es zuletzt ganz und gar nicht: Kapitän Roman Schirokow, der sich kurzfristig einer Knie-OP unterziehen muss, wird in Brasilien fehlen.

Selbst wenn in der eher schwach besetzten Gruppe H mit den Mannschaften aus Belgien, Südkorea und Algerien der Gruppensieg gelingt, droht bereits in der Runde der letzten 16 das Aus. Denn dort könnte es zu einem Duell mit dem dreimaligen Champion Deutschland oder Portugal kommen.

Aber selbst ein erneutes Aufeinandertreffen mit den Südeuropäern würde Capello und Co. keine Angst einjagen. "Zur Erinnerung: Niemand hat erwartet, dass wir die Qualifikation als Gruppensieger abschließen werden", sagte Capello - wohlwissend, dass genau dort unter anderem Portugal in Schach gehalten worden war.

"Die Spieler sind total auf die Endrunde fokussiert. Nach zwölfjähriger Abwesenheit bei diesem großen Fußball-Fest wollen sich meine Spieler in ihrer besten Verfassung präsentieren. Sie wollen etwas gewinnen", sagte Capello, der nach der WM 2018 in Russland seine Trainerkarriere beenden wird.

Um am Zuckerhut für die ein oder andere Überraschung zu sorgen, überließ der "Mister" nichts dem Zufall. Die Vorbereitungsgegner Slowakei (1:0), Norwegen (1:1) und Marokko (2:0) wurden gewählt, um die Spielweise der Gegner in Brasilien zumindest etwas zu simulieren.

Zumindest sollten die russischen Spieler im Gegensatz zu Akteuren anderer europäischer Mannschaften topfit sein. Von Mitte Dezember bis März dauerte die Winterpause in Russland an, die Akkus der Kicker werden dementsprechend aufgeladen sein. Durch die WM-Teilnahme erhofft sich die Sbornaja vier Jahre vor der Heim-WM zudem einen Aufschwung im eigenen Land - auf und neben dem Platz.

"Wir haben sehr loyale Fans, bei den Olympischen Spielen in Sotschi konnte man sehen, wie leidenschaftlich sie hinter ihren sportlichen Vorbildern stehen. Die WM wird für die russischen Fans so aufregend wie nie zuvor. Es wird eine neue Erfahrung", sagte der 23 Jahre alte Stürmer Alexander Kokorin.

Er ist neben Torhüter Igor Akinfejew und Mittelfeldspieler Alan Dsagojew der Star im russischen Team. Neben diesem Trio setzt Capello ausschließlich auf Spieler aus der Premjer Liga, ganz "heimatverbunden" will er sein Team auch in Moskau auf die WM vorbereiten. "Für die Spieler ist es wichtig, nah bei ihrer Familie zu sein. Uns steht in Russland alles, was wir benötigen, zur Verfügung", sagte der Italiener.

(sid)
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