Team-Porträt: Kolumbien Falcao-Aus sorgt für Frust

Düsseldorf · Die Nationalmannschaft Kolumbiens hat sich zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder für eine WM-Endrunde qualifiziert. Doch das Aus des verletzten Stürmerstars Radamel Falcao trübt die Freude.

 Kolumbien geht mit großen Hoffnungen bei der WM an den Start.

Kolumbien geht mit großen Hoffnungen bei der WM an den Start.

Foto: dpa, Thierry Roge

Als Radamel Falcao die kolumbianischen Fußballfans neun Tage vor WM-Beginn in die Depression stürzte, war das Gesicht des Hoffnungsträgers a. D. völlig versteinert. "Ich möchte keinem gesunden Spieler den Platz wegnehmen, und ich will mich nicht gegen meine eigene Gesundheit entscheiden", sagte der tief enttäuschte Stürmerstar, der die Hände wie zum Gebet gefaltet hatte, über seinen verletzungsbedingten WM-Verzicht.

Ganz Kolumbien hatte in den Wochen vor der Endrunde in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) auf die Wunderheilung des 60-Millionen-Mannes vom AS Monaco gehofft, doch am Ende war es ein aussichtsloses Rennen gegen die Zeit. Nach seinem Kreuzbandriss Ende Januar erholte sich Falcao nicht rechtzeitig.

Nun muss der 28-Jährige seinen Teamkollegen, die in der Vorrundengruppe C auf Griechenland, Japan und die Elfenbeinküste treffen, aus der Ferne die Daumen drücken.Trainer Jose Pekerman, der in Adrian Ramos nur einen Bundesligaprofi nominierte, bezeichnete den Ausfall seines Stars "schmerzvoll und traurig".

Falcao hatte die schwere Verletzung in einem Pokalspiel beim Viertligisten Chasselay erlitten. Daraufhin gingen bei Chasselays Verteidiger Söner Ertek, der den neunmaligen Torschützen in der WM-Qualifikation gefoult hatte, Morddrohungen aus Kolumbien ein.

Um die Wogen zu glätten, erteilte Falcao dem Amateur "Absolution": "Ich mache dich nicht für den Unfall verantwortlich, sowas passiert im Fußball", twitterte der Starstürmer.

Dieser Unfall macht Nationaltrainer Jose Pekerman allerdings einen Strich durch die Rechnung. Schließlich hatte der Argentinier vor der Verletzung Falcaos noch prophezeit, dass der Torjager der Cafeteros "der beste Spieler bei der Endrunde" sein wird: "Er hat überragende Fähigkeiten und ein Team um sich herum, das ihn immer unterstützt."

Eben dieses Team hatte dafür gesorgt, dass Kolumbien erstmals nach 16 Jahren Abstinenz wieder bei einer WM dabei sein wird. Staatsoberhaupt Juan Manuel Santos bot Pekerman, der mit Argentinien bei der Endrunde 2006 im Viertelfinale an Deutschland gescheitert war, daraufhin die kolumbianische Staatsangehörigkeit an.

Dass es dieses Angebot geben würde, hätte beim Amtsantritt Pekermans im Januar 2012 kaum jemand für möglich gehalten. Der 64-Jährige, der die kolumbianische Auswahl nach nur einem Sieg aus den ersten drei Qualifikationsspielen übernahm, musste sich zunächst gegen große Widerstände behaupten.

Nach der souveränen Qualifikation gehörte die Skepsis der Vergangenheit an. Sogar die Altstars huldigten Pekerman. Nach Ansicht von Carlos Valderrama hat der Coach eine "goldene Generation" geformt. "Wir haben bestens geschulte Fußballer unter einer sehr guten Regie", sagte der Mann mit der Löwenmähne. Was das Team allerdings ohne seinen Topstar zu leisten imstande ist, bleibt abzuwarten.

(dpa)
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