Team-Porträt: USA Klinsmann will die Großen ärgern

Düsseldorf · Die Nationalmannschaft der USA ist "made in Germany": Der Trainer heißt Jürgen Jürgen Klinsmann, der "Sonderberater" Berti Vogts, viele Spieler kommen aus der Bundesliga.

 Die USA blicken nach einem Rekordjahr optimistisch Richtung Brasilien.

Die USA blicken nach einem Rekordjahr optimistisch Richtung Brasilien.

Foto: dpa, David Maxwell

Auf den schicken neuen Trikots steht zwar USA drauf, doch der Inhalt ist zu großen Teilen "made in Germany". Trainer Jürgen Klinsmann formt seit fast drei Jahren die Verbandsstrukturen nach seinen Vorstellungen - und die Nationalmannschaft erst recht. Bei der WM in Brasilien will der 49-Jährige die Früchte seiner Arbeit ernten - und seinen alten Arbeitgeber Deutschland ärgern.

"Eine WM ist das aufregendste Event, das du in deiner Karriere spielen kannst. Eine WM in Brasilien kannst du nicht toppen", sagt Klinsmann. Bei der Endrunde (12. Juni bis 13. Juli) in der Gruppe G kommt es zum Duell mit Ghana, Portugal und, ausgerechnet, Deutschland.

"Todesgruppe nennen sie das", sagt Klinsmann über die Angst vor der "group of death" in den USA und lacht, aber er weiß auch: "Das Spiel gegen Ghana ist wie ein K.o.-Spiel". Es wird eine Art Endspiel zum Turnierauftakt sein.

Fehlen wird in Brasilien Landon Donovan. Klinsmann versetzte die Fußball-Szene in den USA in helle Aufruhr, als er den bekanntesten Spieler des Landes nicht in den WM-Kader berief - auch einige WM-Fahrer verstanden die Entscheidung nicht.

Nicht weniger spektakulär war eine Entscheidung im März: Klinsmann zauberte Berti Vogts aus dem Hut. Der Ex-Bundestrainer, der 1996 Deutschlands EM-Titel verantwortete, ist "Sonderberater" der USA.

"Wir sind absolut begeistert, dass wir Berti gewinnen konnten. Er bringt eine Fülle an Wissen und Erfahrung als Spieler und Trainer mit, und er weiß, was nötig ist, um auf höchstem Level erfolgreich zu sein", sagt Klinsmann: "Wir haben ein großartiges Verhältnis." Der 67-jährige Vogts ist Mädchen für alles: Scout, Analytiker, Berater.

In dem Österreicher Andreas Herzog, seinem ehemaligen Mitspieler bei Bayern München, hat Klinsmann einen weiteren deutschsprachigen Kollegen im Trainerstab. Der 45-Jährige wollte eigentlich Nationaltrainer in seinem Heimatland werden, nun ist er Klinsmanns oberster Scout für Europa.

Weltweit suchen Herzog und sein Team nach Talenten mit US-Hintergrund, das Jugendförderprogramm wird stetig weiterentwickelt. Hoffenheims Fabian Johnson debütierte unter Klinsmann ebenso wie John Brooks von Hertha BSC und Julian Green von der zweiuten Mannschaft von Meister Bayern München. Alle drei fahren zur WM, außerdem auch der ehemalige Schalker Jermaine Jones oder der künftige Frankfurter Timmy Chandler.

"Viel läuft in die richtige Richtung", sagt der ehemalige Welt- und Europameister Klinsmann - und immerhin einen Titel hat er im Vorjahr schon gewonnen. Im Finale gegen Panama errangen die Amerikaner 2013 zum fünften Mal den Gold Cup. Hinzu kamen in Klinsmanns Amtszeit Prestige-Erfolge wie ein 1:0 in Italien oder das kuriose 4:3 gegen Deutschland.

In der Qualifikation sicherten sich die USA ausgerechnet gegen Erzrivale Mexiko das Ticket nach Brasilien. Dort wollen Klinsmann und die USA für Gesprächsstoff sorgen: "Der nächste Schritt ist, dem Team klar zu machen, dass die WM noch zwei Level höher liegt." Und wenn es nicht klappt? Der Vertrag von Klinsmann wurde gerade erst bis 2018 verlängert.

(sid)
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