Team-Porträt: Kamerun "Löwenbändiger" Finke setzt auf die Bundesliga

Düsseldorf · Der langjährige Freiburger Volker Finke steht vor seiner ersten Weltmeisterschaft. Der Kameruner Nationaltrainer kämpft dabei allerdings an mehreren Fronten.

 Zum siebten Mal nimmt Kamerun an einer WM teil.

Zum siebten Mal nimmt Kamerun an einer WM teil.

Foto: dpa, -

Der Prämienstreit ist wohl ausgestanden, Enfant terrible Samuel Eto'o zumindest halbwegs gezähmt - und der Achtungserfolg gegen Deutschland gab noch einmal Rückenwind: Nach langen Monaten voller interner Querelen scheint Kameruns Nationalmannschaft mit dem deutschen Trainer Volker Finke gerade noch rechtzeitig vor dem WM-Start in Brasilien in Tritt zu kommen.

"Bisher ist es gut gelaufen, aber was zählt, ist der 13. Juli", sagte Finke nach dem 2:2 gegen die DFB-Auswahl. Dann treffen die "Unzähmbaren Löwen" in ihrem ersten Gruppenspiel auf Mexiko - und es wird sich zeigen, ob Finke aus dem einst zersplitterten Team auch wirklich eine Einheit geformt hat. "Der Einstieg zur WM, ist das Wichtigste, auf das wir uns vorbereiten", sagte der langjährige Trainer des SC Freiburg.

Zuletzt hatten sich sein Team geschlossen präsentiert - allerdings vor allem im Streit mit dem heimischen Verband um die WM-Prämien. Angeblich soll sogar ein Boykott des WM-Tests gegen Deutschland im Raum gestanden haben. In der Heimat jedenfalls stießen die Profis mit ihren Forderungen auf Unverständnis

Ohnehin ist nach der Qualifikation für die WM ist die Erwartungshaltung im Land des Viertelfinalisten von 1990 riesig - obwohl die Strukturen im Land völlig brachliegen. Das Endspiel soll es werden, so die weit verbreitete Überzeugung. Mindestens. Und zu allem Überfluss drängt das National-Idol Roger Milla mit ständiger Kritik an Finke in die Öffentlichkeit.

"Ihm fehlt die Kompetenz, um Kamerun nach Brasilien zu führen. Die individuelle Stärke der Spieler hat die Qualifikation gesichert", äußerte der Publikumsliebling der WM 1990: "Für die WM brauchen wir einen Trainer, der Ahnung vom Fußball hat."

Die kann man Finke eigentlich nur schwer absprechen. 16 Jahre betreute der Sport- und Mathematiklehrer des SC Freiburg - und galt zu dieser Zeit als einer der innovativsten Trainer. Dort perfektionierte es der mittlerweile 66-Jährige, aus wenigen Mitteln viel zu machen. Eine Eigenschaft, die ihm auch bei seiner jetzigen Anstellung hilft.

Denn der nationale Fußball liegt am Boden: Der Verband war im vergangenen Jahr nach einem Streit über die Wiederwahl des im Gefängnis sitzenden Präsidenten sogar einige Wochen aus der FIFA ausgeschlossen. Inzwischen hat ein vom Fußball-Weltverband (FIFA) eingesetzter Übergangsvorstand die Geschäfte übernommen. Eine neue Satzung und Wahlen werden gerade vorbereitet.

Rein sportlich setzt Finke auch auf Know-How aus der Bundesliga. In Joel Matip (Schalke 04) und Eric Maxim Choupo-Moting (FSV Mainz 05) stehen zwei Bundesliga-Legionäre im 23-er Kader. Zudem ist der Ghanaer und ehemalige Bundesligaprofi Ibrahim Tanko Finkes Co-Trainer. Gepflegt wird die Mannschaft vom Freiburger Physiotherapeut Uwe Vetter.

Neben Superstar Samuel Eto'o ruhen die Hoffnungen vor allem auf Alex Song vom FC Barcelona und nach einer starken Vorbereitung auch auf Choupo-Moting. "Ich persönlich finde, dass er eine sehr gute Saison gespielt hat. Choupo ist immer in der Lage, zwei, drei Spieler individuell aussteigen zu lassen", sagte Finke über den Stürmer, der gegen Deutschland zum 2:2 getroffen hatte.

In der Gruppenphase bekommen es die Kameruner neben Mexiko mit dem Gastgeber Brasilien sowie Kroatien zu tun. Es wäre schon eine Überraschung, sollte sich das Finke-Team für das Achtelfinale qualifizieren.

(sid)
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