Team-Porträt: Portugal Mit Ronaldo zum ersten WM-Titel

Düsseldorf · Deutschlands Gruppengegner Portugal baut bei der WM in Brasilien vor allem auf Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Doch er ist nicht der einzige Hochbegabte in Paulo Bentos Team.

 Portugals Trumpf in Brasilien ist Superstar Cristiano Ronaldo.

Portugals Trumpf in Brasilien ist Superstar Cristiano Ronaldo.

Foto: dpa, Mario Cruz

Anfang April stand in Portugal plötzlich die Welt still. Cristiano Ronaldo - Weltfußballer, Kapitän der Selecao, Rekordtorschütze - könnte die WM in Brasilien verpassen, geisterte es plötzlich durch die Medien. Eine Entzündung an der Patellasehne legte "Ronnie" damals für einige Tage bei seinem Klub Real Madrid auf Eis. Der Schreck sitzt den Portugiesen noch heute in den Knochen - auch wenn es Ronaldo nach einer neuerlichen Verletzung langsam besser geht und er am Samstag erstmals wieder mit der Mannschaft trainierte.

Wenn ein Mann die "Brasilianer Europas" endlich zum ganz großen Triumph, dem ersten WM-Titel, führen kann, dann Ronaldo. Das hat er in der Champions League in diesem Jahr zum Leidwesen der deutschen Fans oft genug bewiesen.

Als eitler Pfau abgestempelt, hat er Schalke 04, Borussia Dortmund und Bayern München so richtig weh getan. Er schoss allein in den K.o.-Spielen gegen die drei deutschen Teams sieben Tore. Nun, zur Erleichterung seiner Millionen Fans wieder einigermaßen fit, will er der deutschen Nationalmannschaft im Gruppenduell einheizen.

"Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass er alle unsere Probleme löst", sagt Trainer Paulo Bento zwar beharrlich. Doch die Wahrnehmung ist eine andere. Bei der WM in Brasilien kümmern sich alleine vier Bodyguards um den 29 Jahre alte Superstar, den die Zuschauer am Zuckerhut belagern werden. Der Rest des Teams wird bloß von zwei weiteren Sicherheitsleuten bewacht. Prominenz kann auch lästig sein.

Für Bento ist es die Krux, ein System für Ronaldo zu entwickeln, ohne dabei ausrechenbar zu werden. Zudem müssen die Iberer wie bei der EM 2012 zu einem verschworenen Haufen verwachsen. Dann können sie für Furore sorgen. Beim Turnier in Polen und der Ukraine war erst im Halbfinale gegen den späteren Champion Spanien Schluss (2:4 im Elfmeterschießen).

"Das Achtelfinale ist unser Minimalziel", sagt Bento vor dem kommenden Großevent: "Von da an wollen wir aber jedes Team schlagen, das sich uns in den Weg stellt und sehr weit kommen." Das Potenzial für die Rolle des Geheimfavoriten kann man den Portugiesen durchaus zusprechen. Der kleine 10-Millionen-Einwohner-Staat, 1966 WM-Dritter, bringt in aller Regelmäßigkeit hochveranlagte Spieler hervor.

Unterwäsche-Model Ronaldo ist beileibe nicht der einzige Weltklassespieler bei den Portugiesen, die zum vierten Mal in Folge an einer WM-Endrunde teilnehmen. Joao Moutinho (AS Monaco) kann an guten Tagen ebenso den Unterschied ausmachen wie der schnelle Nani von Manchester United. Fabio Coentrao und Pepe sind unangefochtene Stammspieler bei Real Madrid - die Stars von Bayern München wissen, was das bedeutet.

Dennoch blieben Kampfansagen aus dem Lager der Selecao bislang aus. "Das erste Spiel ist sehr wichtig, weil in Deutschland eine Top-Nation unser Gegner ist", meinte Ronaldo zurückhaltend: "Wir haben keinen Druck, weil die Favoriten Brasilien, Spanien, Argentinien und Deutschland sind."

Am 16. Juni zählt es für Portugal und für seinen Superstar Ronaldo. Dann steigt das Duell mit der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw.

(sid)
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