Team-Porträt: Australien "Socceroos" mit Trotz und Talent in der Hammergruppe

Düsseldorf · In einer Gruppe mit Weltmeister Spanien, Vizeweltmeister Niederlande und Geheimfavorit Chile gelten die Australier als krasser Außenseiter. Doch genau das stachelt die Socceroos an.

 Australien ist zum dritten Mal in Serie bei einer WM dabei.

Australien ist zum dritten Mal in Serie bei einer WM dabei.

Foto: dpa, Paul Miller

Resignation hat anscheinend keinen Platz im Denken von Ange Postecoglou. "Wir Australier haben es im Blut, niemals aufzugeben. Vor allem im Sport glauben wir an unsere Fähigkeit, jeden schlagen zu können, egal in welcher Disziplin und egal wie der Gegner heißt", sagte der australische Fußball-Nationaltrainer voller Trotz, nachdem das Los seine Mannschaft in der WM-Gruppe B mit Titelverteidiger Spanien, Vizeweltmeister Niederlande und den von vielen Experten als Geheimfavoriten gehandelten Chilenen zusammengeführt hatte. Dass alle Welt sein Team abschreibe, sei "logisch", fügte er lakonisch hinzu.

Die Underdog-Rolle der "Aussies" ist auch durch den Umstand begründet, dass langjährige Korsettstangen wie Torhüter Mark Schwarzer (41) oder Mittelfeldstar Harry Kewell (35) ihre internationalen Karrieren mittlerweile beendet haben.

Als einer der Letzten aus der alten Garde ist Tim Cahill übriggeblieben. Der 34 Jahre alte Rekordtorschütze der australischen Nationalmannschaft (31 Länderspieltreffer) lässt seine Karriere bei Red Bull New York in der Major League Soccer ausklingen.

Die dritte WM-Teilnahme nach 2006 (Aus im Achtelfinale) und 2010 (K.O. in der Vorrunde) soll der Schlussakkord seiner internationalen Laufbahn werden. Angst vor den prominenten Gegnern hat auch er nicht, wie seine spontane Reaktion bei Twitter auf die Auslosung zeigte: "Was für eine großartige Gruppe! Gegen solche Mannschaften zu spielen, macht eine Weltmeisterschaft so besonders."

Um den Offensivstar herum vollzieht der australische Fußball derzeit einen Umbruch. Beim Länderspiel im März gegen WM-Teilnehmer Ecuador (3:4) waren sieben Spieler in der australischen Startelf jünger als 26 Jahre.

Ursprünglich hätte der frühere DFB-Trainer Holger Osieck bei der WM auf der Bank der Socceroos sitzen sollen, doch den 65-Jährigen konnte nach zwei 0:6-Niederlagen gegen Brasilien und Frankreich im Oktober auch die souveräne Qualifikation für Brasilien nicht mehr retten.

Nachfolger Postecoglou, von 2000 bis 2007 U20-Nationaltrainer, will seinen Verjüngungskurs ohne Rücksicht auf Verluste auch bei der vierten WM-Teilnahme des Landes und der dritten in Folge beibehalten - im Blick hat er dabei bereits das übernächste Weltturnier 2018 in Russland: "Australien besitzt exzellente Spielergenerationen im Nachwuchs, die immer stärker werden und mit etwas mehr Erfahrung tolle Vorstellungen abliefern können. Ich bin überzeugt, dass Australien die ganze Welt überraschen wird - nicht unbedingt in diesem Sommer, aber in vier Jahren."

Zu den Spielern mit Perspektive für 2018, die 2014 bereits WM-Luft schnuppern dürften, gehören die Deutschland-"Legionäre" Mitch Langerak (25, Tor, Borussia Dortmund), Ben Halloran (21, Mittelfeld, Fortuna Düsseldorf) sowie die Angreifer Mathew Leckie (23) und Nikita Rukavytsya (26) vom FSV Frankfurt. Flügelstürmer Robbie Kruse (25) von Bayer Leverkusen verpasst das Turnier wegen eines Kreuzbandrisses.

Als "Geheimwaffe" hat Postecoglou den früheren Abwehr-Haudegen Craig Moore (38, 46 Länderspiele) als Mentor für die jungen Spieler in seinen Trainerstab berufen. Der frühere Mönchengladbacher hat in seiner langen Karriere einiges mitgemacht, sich auch von einer Hodenkrebserkrankung aus dem Jahr 2008 nicht unterkriegen lassen.

Moores Karriere wurde übrigens kurioserweise ausgerechnet durch Postecoglou beendet, der ihn in der Saison 2009/10 als Trainer des A-League-Klubs Brisbane Roar nach Differenzen ausmusterte.

(sid)
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