DFB-Gegner Schweden im Porträt Besser ohne Zlatan - Schweden hofft auf Traumsommer

Stockholm · Schweden hat es ohne Zlatan Ibrahimovic erstmals nach zwölf Jahren wieder zu einer WM geschafft. Deutschland Gruppengegner will auch dort ohne den einstigen Superstar auskommen.

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Es war Ende April, als es den Schweden zu bunt wurde mit den anhaltenden Spekulationen. Nein, ließ Lars Richt, der Sportdirektor des schwedischen Verbandes, ausrichten, "Zlatan hat es sich nicht anders überlegt". Im Klartext: Zlatan Ibrahimovic stehe zu seiner Entscheidung, nicht mehr für die schwedische Nationalmannschaft zu spielen. Er habe mit dem selbsternannten Fußball-Gott sicherheitshalber nochmals telefoniert, berichtete Richt, und es bleibe dabei: "Es ist ein Nein!"

Überraschend war an den Aussagen von Richt vor allem, dass der mittlerweile 36 Jahre alte Ibrahimovic bereits "vor einiger Zeit entschieden hat, nicht mehr für das Nationalteam zu spielen". In der Tat erweckte der grandiose Selbstdarsteller ja durchaus den Eindruck, als werde die WM gar nicht angepfiffen, wenn er daran nicht teilnehme. Tatsächlich wird Ibrahimovic in Russland sein - als gut bezahlter Repräsentant einer Kreditkartenfirma. "Eine WM ohne mich wäre keine WM", sagt der Mann mit dem großen Ego.

Nationaltrainer Janne Andersson hat ohnehin nie daran geglaubt, dass Ibrahimovic seinen Rücktritt, den er nach der EM 2016 in Frankreich bekannt gegeben hatte, rückgängig macht. Er rief den Rekordtorschützen, mittlerweile bei Los Angeles Galaxy in der nordamerikanischen Profiliga MLS beschäftigt, auch nie an, um ihn zur Rückkehr zu bewegen. Genervt hat die Schweden das Thema dennoch: Hatten sie es nicht ohne Ibrahimovic zur WM geschafft, erstmals seit zwölf Jahren?

"Wir müssen endlich anfangen, über die großartigen Spieler zu reden, die wir in dieser Mannschaft haben", fordert Andersson. Neben Emil Forsberg (RB Leipzig) gelten Kapitän und Fußballer des Jahres Andreas Granqvist (FK Krasnodar), Albin Ekdal vom Hamburger SV, Victor Lindelöf (Manchester United) und der einst beim Hamburger SV enttäuschende Marcus Berg (Al-Ain FC) als Säulen des Mannschaft. Ein Ibrahimovic hätte die gesamte Statik der Blaagult, der Blau-Gelben, zerstört.

Andersson hat als Nachfolger von Erik Hamren das System der Schweden grundlegend anders ausgerichtet. Mit Ibrahimovic wirkte die Mannschaft stets eindimensional, jetzt ist sie weit weniger ausrechenbar. Forsberg treibt das schnelle Umschaltspiel an, nun verteidigen alle zehn Feldspieler. Ibrahimovic, sagte Schwedens Fußball-Legende Kurt Hamrin, sei "eine Qual" gewesen auf dem Platz, "die Tatsache, dass er nicht mehr dabei ist, ermöglicht es jedem, zu wachsen und mehr Verantwortung zu übernehmen".

Was daraus entstehen kann, haben die Schweden in den Play-offs gegen Italien bewiesen. In Russland soll die Geschlossenheit zum Einzug ins Achtelfinale führen, wie 2002 und 2006, denn, betonte Andersson, nur dabei zu sein, das sei ihm zu wenig.

Die Spieler sehen das ähnlich selbstbewusst. "Wir haben immer das Gefühl, dass wir bestehen können", sagte Forsberg. Die Erwartungen in der Heimat sind jedenfalls hoch. Auf Schweden, behauptet die Zeitung „Expressen“, "wartet ein Traumsommer".

(sid)
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