WM-Starter Russland im Porträt Russland hat bei der Heim-WM (fast) keine Chance auf die Sensation

Moskau · Die russische Nationalmannschaft muss bei der Heim-WM mit einer enormen Erwartungshaltung fertig werden. Die Aussichten sind alles andere als rosig.

 Der russische Fußball-Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow.

Der russische Fußball-Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow.

Foto: dpa/Marius Becker

Stanislaw Tschertschessow ist nicht zu beneiden. Auf dem Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft ruhen bei der Heim-WM (14. Juni bis 15. Juli) die Hoffnungen und Träume aller 145 Millionen Einwohner des Riesenreichs - darunter natürlich auch die von Staatspräsident Wladimir Putin. Doch außerhalb Russlands glauben nur wenige Experten an die stolze Sbornaja, für die der Einzug in die K.o.-Runde wohl schon ein Erfolg wäre.

"Es ist eine Ehre für mich, bei der WM auf heimischem Boden Cheftrainer der Nationalmannschaft zu sein", sagte Tschertschessow im Interview mit dem Weltverband FIFA: "Ich sehe das als ein besonderes Privileg und werde alles in meiner Macht stehende tun, damit die Spieler an das denken, was sie zu tun haben."

Welche Rolle dabei die "deutschen" Legionäre Konstantin Rausch und Roman Neustädter spielen werden, ist noch offen. In die Schlagzeilen geraten waren beide zuletzt wegen eines nächtlichen Ausflugs nach der 0:3-Niederlage im Vorbereitungsspiel gegen Brasilien. Der russische Verband RFS reagierte mit einer Geldstrafe, die früheren Bundesliga-Profis (Neustädter absolvierte sogar zwei A-Länderspiele) entschuldigten sich öffentlich.

"In Zukunft werden wir unser Bestes geben, solche Fehler nicht zu wiederholen, und wir hoffen, weiter zum Kreis der Nationalmannschaft zu gehören", teilten Neustädter (30/Fenerbahce Istanbul) und Rausch (28/Dynamo Kiew) mit. Tschertschessow äußerte sich dazu nicht, im folgenden Länderspiel gegen Frankreich (1:3) kamen die eingebürgerten Deutschen aber zum Einsatz. Zudem berief der Coach beide am 11. Mai in den vorläufigen Kader.

Viele Alternativen hat Tschertschessow ohnehin nicht. In der Sbornaja gibt es nicht den einen großen Star, fast alle Nationalspieler verdienen ihr Geld in der heimischen Liga. Der bekannteste Profi ist Torhüter und Kapitän Igor Akinfejew. Mittelfeldspieler Alexander Golowin (beide ZSKA Moskau) machte beim Confed Cup im vergangenen Sommer auf sich aufmerksam.

Im Sturm ruhen die Hoffnungen vor allem auf Fedor Smolow, nachdem sich Torjäger Alexander Kokorin von Zenit St. Petersburg im Europa-League-Achtelfinale gegen RB Leipzig verletzte und um seine WM-Teilnahme bangen muss. Dazu kommen die jungen Mirantschuk-Zwillinge Alexej und Anton, die zumindest ein Versprechen für die Zukunft sind.

Zunächst zählt aber die Gegenwart für Tschertschessow, der nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2016 mit der schwierigen Aufgabe des Umbruchs betraut worden war. "Wir haben keine Krise, nur ein paar Probleme, die zu lösen sind", sagte der Coach, der von 1993 bis 1995 das Tor von Dynamo Dresden gehütet hat.

Bei der Generalprobe Confed Cup reichte es für Russland nur zu Platz drei in der Vorrunde (ein Sieg), entsprechend verhalten war die Stimmung auf den Zuschauerrängen. Ob das bei der WM besser wird, ist fraglich.

(sid)
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