Fotos WM 2010: Frankreichs Trainingsboykott
Nein, hier ist kein Aufruhr im Gange. Viel mehr werden neugierige Journalisten beim Training der französischen Nationalmannschaft zurückgehalten. Wobei das Wort "Training" etwas zu hoch gegriffen wäre. Die "Equipe Tricolore" hat nach dem Rauswurf von Stürmerstar Nicolas Anelka die öffentliche Übungseinheit boykottiert.
Nach einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen Mannschaftskapitän Patrice Evra und Fitness-Coach Robert Duverne bestieg die Mannschaft den Bus und verschwand. Kurz danach erklärte Delegations-Leiter Jean-Louis Valentin seinen Rücktritt.
"Ich bin angewidert", sagte Delegations-Leiter Jean-Louis Valentin nach dem blamablen Vorfall und erklärte umgehend seinen Rücktritt.
Evra und Duverne hatten sich vor Beginn des Trainings angebrüllt, Duverne warf daraufhin seine Stoppuhr quer über den Trainingsplatz.
Der umstrittene Trainer Raymond Domenech, dessen Zwist mit Anelka am vergangenen Donnerstag die Equipe Tricolore endgültig in Aufruhr versetzt hatte, ging dazwischen, konnte oder wollte den Boykott aber nicht verhindern.
Als die Mannschaft verschwunden war, las Domenech in deren Namen sogar eine Stellungnahmne vor.
"Alle Spieler, ohne Ausnahme, protestieren gegen die Entscheidung der FFF (französischer Verband, Anm. d. Red.), Nicolas Anelka zu suspendieren", zitierte der Coach.
Die Weigerung des Verbandes, sich vor dem Rauswurf von Anelka mit diesem auszutauschen, habe zu dem Trainingsboykott geführt.
Am Ende des Briefes hieß es: "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Wir werden alles geben, damit Frankreich seine Ehre wiederfindet."
Der Slogan "All together for a new dream in blue", was auf Deutsch soviel bedeutet wie "Alle zusammen für einen neuen Traum in blau", wirkt angesichts des Boykotts fehl am Platz. Fast sogar zynisch.
Was die Equipe Tricolore fast rasend macht, ist die Tatsache, dass Streit und Obszönitäten nach draußen drangen.
Raymond Domenech steht nach dem Skandal allein. Von der Mannschaft verlassen, von der Presse verschmäht, von Anelka beleidigt...