Verkehr, Internet, Sponsoren und die Sicherheit Darum sind die Stadien in Brasilien nicht voll

Sao Paulo · Manche Zuschauer rieben sich verwundert die Augen: In den WM-Stadien in Brasilien blieben viele Sitze frei, manchmal bis zu einem Drittel. Dafür gibt es viele Gründe.

WM 2014: Die Stadien in Brasilien
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Foto: afp, GUALTER NAVES

Mal brach der Verkehr zusammen, dann das Internet. Die Sponsoren haben offenbar wieder zu viele Karten, mit denen sie nichts anfangen können. So mancher Fan hat es sich aufgrund der hohen Kosten und Sicherheitsbedenken wohl wieder anders überlegt. Und manchmal war einfach nur das Wetter schuld. Die Gründe sind vielfältig, das Ergebnis ist frustrierend: Ausgerechnet bei der WM in Brasilien, im "Land des Fußballs", bleiben bis zu einem Drittel der Plätze leer.

Der Weltverband Fifa rühmte sich am Sonntag mit einer Auslastung von etwa 97 Prozent. Doch da diese Zahlen nur die verkauften (und an Sponsoren vergebenen) Plätze beinhalten, kommen sie der Wahrheit nicht einmal nahe. Da selbst bei der Neuauflage des letzten WM-Finals zwischen Spanien und den Niederlanden (1:5) fast 4000 Plätze frei blieben, war der Unmut bei Fans und Spielern groß.

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Ähnlich war es beim zweiten Vorrunden-Knaller zwischen England und Italien (1:2). "Ich habe so viele freie Sitze gesehen. Und ich habe so viele Freunde, die gerne dabei gewesen wären", schimpfte ein englischer Fan.

Beim Spiel Mexiko gegen Kamerun wurden 3000 bestellte und bezahlte Tickets gar nicht erst abgeholt. Angesichts der bis zu siebenfachen Überbuchung vieler Spiele eigentlich ein Unding. In Natal regnete an diesem Tag zwar wie aus Kübeln, doch welcher ausländische Fan bleibt nach einer teuren Anreise über mehrere Tausend Kilometer einfach im Hotel?

Insgesamt waren bis zum Wochenende rund 13 Prozent der etwa drei Millionen Eintrittskarten im Preis von 66 bis 730 Euro (für Einheimische schon ab 10 Euro) noch nicht abgeholt worden. Einige werden noch ihren Besitzer finden, aber sicher nicht alle.

Nach dem Spanien-Spiel sprach ein Sprecher des Organisationskomitees von "einigen Problemen" bei der Internet-Distribution. Medien berichteten von durchaus großer Aufregung im Verband, der umgehend eine Untersuchung startete, das Ergebnis aber wohl nicht veröffentlichen wird.

Beim Anpfiff war das Stadion gar erschreckend leer. Viele Zuschauer berichteten davon, dass der Verkehr in Salvador - auch Ort des ersten deutschen WM-Spiels gegen Portugal - komplett zusammengebrochen sei. Rechtzeitig kam allenfalls, wer irgendwann aus dem Taxi ausstieg und die letzten Kilometer zu Fuß absolvierte.

Auch bei der Partie der Schweizer gegen Ecuador am Sonntag in Brasilia füllte sich die Arena erst nach dem Anpfiff so richtig. Der Brasilianer kommt gerne auf den letzten Drücker, bei der Eröffnungsfeier vor dem Spiel ihrer Mannschaft gegen Kroatien war das nachher proppevolle Stadion ebenfalls nur halb gefüllt. Aber den Anstoß verpasst kein echter Fan absichtlich.

Auffallend leer sind die Stadien auch bei vermeintlich wenig attraktiven Spielen wie Mexiko gegen Kamerun oder Elfenbeinküste gegen Japan. Offenbar wurden viele Karten verfallen gelassen, die vor der Auslosung erworben wurden. Wieder andere haben offenbar trotz Glücks in der Fifa-Ticket-Lotterie auf die Reise verzichtet, nachdem sie die übertrieben gestiegenen Preise für Flüge und Hotels oder die ständigen Nachrichten von gewaltsamen Demonstrationen verfolgten. Den Verkauf der personalisierten Tickets erlaubt die Fifa nur auf einem eigenen Portal.

Das größte Ärgernis sind und bleiben die freien Plätze im Sponsoren-Bereich, die den echten Fans die Möglichkeit nehmen, ein WM-Spiel zu verfolgen. Diejenigen, die ihre Karten einfach verfallen ließen, haben jedoch die Forderung nach einer Änderung des Kontingents torpediert.

(sid)
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