Wetter-WM der Extreme Höllenhitze und biblischer Regen

Rio de Janeiro · Michael Essien hat schon viel erlebt, ist gestählt in unzähligen Schlachten mit Chelsea, Madrid und Milan. Als Ghanas Mittelfeldstar aber am Sonntag mit den Black Stars in Natal aus dem Flieger stieg, machte auch er große Augen: Die fast schon biblischen Regenfälle in der "Stadt der Sonne" vor dem Gruppenspiel gegen die USA beeindruckten Essien sichtlich - und sind nur eine der Wetterkapriolen während der noch jungen WM.

 Biblischer Regen, feuchte Hitze - die WM in Brasilien hat einige Wetterkapriolen zu bieten.

Biblischer Regen, feuchte Hitze - die WM in Brasilien hat einige Wetterkapriolen zu bieten.

Foto: dpa, te nic

Land unter in Natal, Dampfsauna in Manaus, beinahe minütlicher Wetterwechsel in Recife: Die Klima-Lotterie im Riesenland Brasilien macht Teams und Fans noch schwerer zu schaffen als befürchtet. Die langfristigen Vorbereitungen vieler Teams erweisen sich als nutzlos - auch im deutschen Camp sieht es ganz anders aus als geplant.

Dauerregen im deutschen Basislager

Während die Nationalelf bereits zwei Tage vor dem Auftaktspiel gegen Portugal am Montag nach Salvador aufgebrochen ist, meldet das DFB-Basislager bei Porto Seguro Dauerregen bei Temperaturen um 20 Grad. Dabei hatte der Fußballbund eigens sein "Campo Bahia" in die Abgeschiedenheit der Atlantik-Küste bauen lassen, weil er sich dort solides Klima erhoffte.

Die frühzeitige Abreise nach Salvador brachte allerdings auch nicht die erhoffte Konstanz: In den vergangenen Tagen bot die Metropole an der Allerheiligenbucht die komplette Bandbreite von tropischer Hitze bis zu Niederschlägen nahe der Sintflutgrenze.

Im Vergleich zur Lage im 900 km nördlich gelegenen Natal ist dies noch freundliches Herbstwetter. Am Sonntagnachmittag zeigte sich zwar kurz die Sonne, die sonst an 300 Tagen im Jahr dort scheint, ansonsten: Regen in sämtlichen Varianten. Die Folge: Straßen sind überschwemmt, Erdrutsche wurden gemeldet, der Zivilschutz musste Einwohner in Sicherheit bringen.

Kein Regen, dafür reichlich Wasser in der Luft machte am Samstag Italien und England in Manaus zu schaffen. "Es waren höllische Bedingungen", sagte Mittelfeldstar Andrea Pirlo nach dem italienischen 2:1 im amazonischen Dampfkessel mit 30 Grad bei rund 90 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Beide Teams haben ihre Lager während der WM im Raum Rio de Janeiro aufgeschlagen. Die Traumstadt meldete am Sonntagmorgen empfindliche Kühle, später Bewölkung bei 20 Grad - Badeurlaub ist da nur ein schöner (Fan-)Traum.

Wetter-Wechsel im Viertelstunden-Takt

In Recife, wo am Samstag Japan und die Elfenbeinküste spielten, geht es derweil vogelwild zu. Von strahlendem Sonnenschein bei Höllenhitze wechselt das Wetter mitunter binnen einer Viertelstunde zu Wolkenbrüchen bei Weltuntergangs-Stimmung - an den Stränden der Stadt werden die Liegen im Zehn-Minuten-Rhythmus auf- und abgebaut.

Dem ivorischen Topstar Didier Drogba schossen dabei vor Heimatgefühlen geradezu Tränen in die Augen. "Ich fühle mich wie daheim. Atmosphäre und Wetter sind wie bei uns an der Elfenbeinküste."

Die besten Bedingungen herrschen derzeit in Belo Horizonte: Mit Temperaturen um 25 Grad bei erträglicher Luftfeuchtigkeit glänzt "BH" derzeit. Für die südamerikanischen Topteams kam dies nicht unerwartet: Uruguay, Argentinien und Chile haben dort ihr Hauptquartier aufgeschlagen.

Den Chilenen nutzte dies wenig: In Cuiaba herrschten beim mühsamen 3:1 gegen Australien schon wieder Bedingungen, die denen in Manaus kaum nachstanden - selbst bei der wetterfesten "Roja" ging am Ende wenig. Das Wetter-Wechselbad geht weiter: Am Mittwoch muss Chile in der herbstlichen Kühle von Rio ran...

(sid)
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