Kader für die WM 2018 Joachim Löw macht keine Kompromisse mehr

Köln · Joachim Löw zieht die Zügel an. Die Kracher gegen Spanien und Brasilien sind für den Bundestrainer die letzten Härtetests vor der vorläufigen Nominierung seines WM-Kaders. Der Konkurrenzkampf ist groß.

Joachim Löw bei der EM 2021 – Freiburger, DFB-Pokalsieger, Weltmeister
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Das ist Joachim Löw

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Joachim Löw hat keinen Nerv mehr für wachsweiche Kompromisse. Er hat zu Beginn der Zielgeraden Richtung Russland seinen WM-Helden Mario Götze öffentlich abgewatscht, er hat die Bundesliga scharf kritisiert - und bei der WM-Nominierung wird der Bundestrainer unabhängig von Namen und Meriten gnadenlos entscheiden. "Erfolg und Leistung stehen über allem", sagte Löw vor dem doppelten Härtetest der deutschen Fußball-Weltmeister gegen die Kracher-Gegner Spanien und Brasilien.

Der Bundestrainer gönnte seinen strapazierten Stars am Montag zwar noch einen freien Tag bei ihren Familien, doch ab Dienstag werden trotz Bundesliga- und Europapokal-Stress in Düsseldorf die Zügel angezogen. "Bevor wir das endgültige WM-Aufgebot benennen, wollen wir sehen und spüren, dass die Spieler unseren Zielen alles unterordnen und dafür alles geben", sagte Löw. Die letzte Chance vor der Nominierung am 15. Mai: Die Länderspiele gegen Spanien am Freitag (20.45 Uhr/ARD) und gegen den Rekordweltmeister in Berlin am 27. März (20.45 Uhr/ZDF).

Mit einem vergleichsweise großen Kader kann Löw ein letztes Mal experimentieren und seine Wackelkandidaten auf die Probe stellen. "Ich möchte sehen, mit welcher Leidenschaft wir zu Werke gehen, wie unsere Vorgaben umgesetzt werden. Ich werde sicher auch das eine oder andere ausprobieren."

Dann aber geht es ans schmerzhafte Zusammenstreichen. 26 Spieler sind nun dabei, dazu kommen abhängig von ihrer Fitness oder Form Götze, Marco Reus und Kapitän Manuel Neuer. Macht 29. Nur 20 Feldspieler und drei Torhüter dürfen mit nach Russland. Umkehrschluss: Löw muss den WM-Traum von mindestens sechs Spielern platzen lassen.

Wer könnte das sein? Die "Brecher" Mario Gomez und Sandro Wagner konkurrieren im Sturm um den vakanten Platz neben Timo Werner. Sollte Neuer fit werden, ist nur für Bernd Leno oder Kevin Trapp Platz. In der Innenverteidigung wird es wohl Matthias Ginter oder Niklas Süle treffen, Weltmeister Shkodran Mustafi ist erst gar nicht mehr dabei. Das gilt auch für Julian Weigl oder Andre Schürrle. Es wird eng. Ganz besonders im Mittelfeld.

"Insgesamt ist die Tür zur Nationalmannschaft noch nicht geschlossen, es gibt noch einige Spieler, die weiter unter Beobachtung stehen und eine Chance haben, wenn sie uns in den nächsten Wochen überzeugen", sagt Löw. Doch das "wenn" darf man sich betont vorstellen: Diese Tür zu durchschreiten, wird enorm schwierig.

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Denn zwei von drei Plätzen im Tor (Neuer, Marc-Andre ter Stegen) und 14 von 20 im Feld scheinen vergeben. Die Kategorie "unangreifbar" umfasst alleine: Jerome Boateng und Mats Hummels in der Innenverteidigung, ferner Jonas Hector als einzigen Linksverteidiger gehobener Klasse, dazu Joshua Kimmich, Julian Draxler, Sami Khedira, Toni Kroos und Thomas Müller, außerdem Mesut Özil, Leroy Sane und Werner.

"Auf einigen Positionen haben wir eine extrem große Auswahl, auf anderen allerdings nicht. Wir brauchen daher auch Spieler, die flexibel und variabel einsetzbar sind", betont Löw. Das spricht für Sebastian Rudy und möglicherweise auch Emre Can oder Lars Stindl. Alle, fordert der Weltmeister-Trainer, "müssen wissen, worauf es uns ankommt", nämlich: "Wenn wir in Russland wieder erfolgreich sein wollen, müssen wir bedingungslosen Hunger auf Erfolg haben."

Für den WM-TÜV hat Löw größte Kaliber vorgesehen. "Spanien und Brasilien sind willkommene Härtetests und genau die richtigen Gradmesser", sagt Löw, dem Erkenntnisse (noch) über Ergebnisse gehen: "Sowohl Spanien als auch Brasilien können im Sommer in Russland den Titel holen."

Länderspiele sind nach der vorläufigen WM-Nominierung im Dortmunder Fußball-Museum noch in Klagenfurt gegen Gastgeber Österreich (2. Juni) und in Leverkusen gegen Saudi-Arabien (8. Juni) angesetzt. Die historische WM-Mission startet mit dem Abflug nach Moskau am 12. Juni. Wer an Bord sitzt, hat Löws knallharte Auslese überstanden.

(sid)
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