WM-Qualifikation DFB-Team siegt weiter — Schürrle meldet sich zurück

Baku/Düsseldorf · Fünfter Sieg im fünften Spiel: Das DFB-Team hat seine Siegesserie in der WM-Qualifikation fortgesetzt und mit 4:1 (3:1) gegen Aserbaidschan gewonnen. Die Tore in Baku erzielten André Schürrle (19./81.), Thomas Müller (36.) und Mario Gomez (45.).

 Die deutschen Nationalspieler bejubeln den dritten Treffer.

Die deutschen Nationalspieler bejubeln den dritten Treffer.

Foto: dpa, mb hak

Selbst die schönsten Serien enden einmal. Am Sonntag fing sich die deutsche Nationalmannschaft im achten Spiel seit der Europameisterschaft in Frankreich das erste Gegentor. Das war die eigentliche Überraschung beim WM-Qualifikationsspiel in Aserbaidschan. Der 4:1-Erfolg des großen Favoriten geriet trotzdem nicht in Gefahr. Den größten Anteil am Sieg verbuchte André Schürrle, der zwei Treffer erzielte und den von Thomas Müller vorbereitete. Das vierte Tor markierte Mario Gomez. "Wir haben 4:1 gewonnen, aber es war nicht alles Gold, was glänzt", sagte Bundestrainer Joachim Löw im TV-Sender RTL und zeigte sich mit der Leistung "bedingt zufrieden".

Der Weltmeister ließ sich in Baku nicht nur beim vorübergehenden Ausgleich zum 1:1 überraschen. Er hatte offenbar auch gedacht, von Anfang an im Schongang zum Erfolg kommen zu können. Das war ein Missverständnis. Aserbaidschan suchte durchaus den Weg nach vorn und antwortete auf allzu lässige deutsche Aufbauversuche mit energischen Attacken. Das zentrale deutsche Mittelfeld reagierte darauf zunächst mit beleidigtem Rückzug aus drohenden Zweikämpfen (Toni Kroos) oder grotesken Fehlpässen (Sami Khedira). Weil es darüber hinaus häufig an freiwilliger Laufarbeit bei den Kollegen mangelte, lag die Last des Aufbauspiels eine Halbzeit lang beim Schalker Innenverteidiger Benedikt Höwedes.

Das ist nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung und auch nicht seine größte Qualität. Über weite Strecken der ersten Hälfte entwickelte die DFB-Auswahl deshalb wenig Tempo.

Dabei gab die doch erfreulich offensive Gangart der Gastgeber reichlich Gelegenheit, bei Ballgewinn zur üblichen Geschwindigkeit zu finden. Zwei Tore waren dafür Beweis genug. Schürrles 1:0-Führung bereitete der Kölner Jonas Hector nach einem konzentriert vorgetragenen Angriff über die linke Seite vor. Das 2:1 leitete Schürrle mit einem Ballgewinn und dem anschließenden Pass in die Tiefe auf Thomas Müller glänzend vor. Müller ließ auch noch den Torwart aussteigen und schob lässig ein.

Das dritte Tor unmittelbar vor der Pause hatte weniger mit Geschwindigkeit als mit athletischer Überlegenheit zu tun. Mario Gomez entledigte sich in der Mitte des Strafraums von Aserbaidschan unter Einsatz seines imposanten Körpers der Verteidiger und köpfte den Ball nach präziser Flanke von Joshua Kimmich in den Winkel. Es war der Moment, in dem der Mannschaft von Aserbaidschan klar wurde, dass größere Überraschungen an diesem Tag nicht vorgesehen waren. Von seiner taktischen Marschroute ging das Team des kroatischen Trainers Robert Prosinecki allerdings nicht ab. Das gab den Deutschen bei zunehmender Spieldauer immer mehr Raum, weil sich die Heimmannschaft nach anstrengenden Läufen in den Angriff die eine oder andere Verschnaufpause im Rückwärtsgang gönnen musste. Der Gast hatte nun aber auch nicht vor, sich ohne Not zu verausgaben. Er beschränkte sich auf Spielkontrolle und ließ den Ball laufen.

Das Publikum in Baku hatte dennoch großen Spaß. Schon eine Viertelstunde vor dem Abpfiff ließen die Zuschauer die Begeisterungswelle durchs Stadion schwappen. Den Glauben an die Sensation hatten sie längst aufgegeben, Ihnen reichte, dass ihre Mannschaft den großen Gegner gerade zu Beginn der Begegnung geärgert hatte. Der Ausflug in den tiefen Osten Europas wird nicht jedem der hochbelasteten deutschen Spieler gefallen haben. Für Schürrle war es ein Schritt auf dem Weg zur alten Klasse. Er nutzte nicht nur seine Torchancen mit professioneller Entschlossenheit, er bot auch läuferisch eine sehr ansprechende Vorstellung.

"Natürlich liegt es viel am Vertrauen, das ist doch ganz normal. Ich fühle mich hier pudelwohl, der Trainer schenkt mir viel Vertrauen und sagt das auch öffentlich, dann kann ich das auch zurückzahlen", sagte der Doppeltorschütze nach der Partie. Löw lobte seinen Schützling:
"Er hat zwei Tore gemacht, von daher war das natürlich auch gut für ihn für das Selbstbewusstsein."

Für Schürrle scheint die Nationalelf jene Wohlfühlzone zu sein, die Stürmer benötigen, wenn es mal nicht so richtig läuft im Verein. Die (früheren) Kollegen Miroslav Klose und Lukas Podolski werden sich erinnern.

(RP)
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