Aachens Sportdirektor im Porträt Alemannias Erfolgsgarant: Jörg Schmadtke

Athen (rpo). Von der Skandal-Nudel zum solide geführten Europacup-Teilnehmer mit Kult-Potenzial: Bei Zweitligist Alemannia Aachen gab es in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung zu bestaunen. Der Baumeister des Erfolgs heißt Jörg Schmadtke, Ex-Bundesliga-Keeper von Fortuna Düsseldorf.

Seit der Ex-Bundesliga-Keeper von Fortuna Düsseldorf, Bayer Leverkusen und dem SC Freiburg vor drei Jahren bei der Alemannia einstieg, hat er viel bewirkt und vor allem einen ganz schwierigen Balanceakt geschafft: Der damals vor dem Lizenzentzug stehenden Klub ist heute nahezu schuldenfrei und hat sich sportlich dennoch Jahr für Jahr weiterentwickelt. "Was Jörg hier aufgebaut hat, verdient höchste Anerkennung", lobt Trainer Dieter Hecking.

Dass der 40-Jährige den Weg in die deutsch-niederländische Grenzstadt geschafft hat, haben die Aachener einem Zufall zu verdanken. "Ich habe mich damals als Verbands-Sportlehrer beworben, als ich im kicker die Annonce der Alemannia sah", erzählt Schmadtke: "Und da dachte ich mir einfach: Schreibst du halt eine Bewerbung mehr. Es passte, und heute kann ich selbstbewusst behaupten, dass ich schon maßgeblichen Anteil an der Entwicklung hier habe." Am Mittwoch spielte die Alemannia bei AEK Athen sogar um den Einzug in die dritte Runde des Uefa-Cups.

Mit Akribie und Entschlossenheit, aber auch der nötigen Lockerheit ging Schmadtke seine Arbeit am Tivoli an. "Er kennt jeden Spieler von der ersten bis zur vierten Liga, ist sich für keine Kritik zu schade und selbst für Kritik empfänglich", stellt Hecking klar. In seiner Karriere hatte der schon als Spieler sehr wiss- und lernbegierige Schmadtke auch gute Lehrmeister. In Freiburg lernte er unter Trainer Volker Finke und Klub-Chef Achim Stocker, wie man mit geringen Mitteln viel bewegen kann. In Leverkusen schaute er sich bei Manager Reiner Calmund Tricks und Kniffe ab.

Der Sportdirektor überlässt nichts dem Zufall. "Ich treffe keine leichtfertigen Entscheidungen. Dies kann man sich in Zeiten knapper Kassen auch gar nicht erlauben", betont er. Neben der sportlichen Qualität spielt der Charakter bei der Verpflichtung von Spielern eine große Rolle: "Es muss einfach passen." So bei der als Volltreffer zu wertenden Verpflichtung von Hecking. Als dieser noch beim VfL Lübeck war und für die neue Saison plante, sprach er zahlreiche Spieler an, die auch Schmadtke auf dem Zettel hatte, so zum Beispiel Florian Bruns oder den inzwischen ins "Team 2006" beförderte Simon Rolfes. "Das war für mich ein deutliches Zeichen, dass er zu mir und der Alemannia passen würde", erklärt Schmadtke.

Elf Abgänge, 13 Neuzugänge

Die Fluktuation am Tivoli vor dieser Saison war groß. Es galt nicht nur, einen neuen Trainer zu installieren, sondern auch elf Abgänge zu verkraften und 13 Neuzugänge zu integrieren. Schmadtke und Hecking haben dies erstaunlich schnell geschafft. Stolz ist der Sportdirektor aber vor allem darauf, dass "der Verein inzwischen eine gewisse Seriosität genießt und dass die Trennung von Trainer Jörg Berger, die einzige in meiner Amtszeit, in beiderseitigem Einvernehmen und absolut sauber über die Bühne ging".

Die gute Arbeit des Sportdirektors hat natürlich auch andere Interessenten auf den Plan gerufen. Am Tivoli hat Schmadtke noch einen Vertrag bis 2007, allerdings mit einer Klausel im Falle eines Angebots aus der Bundesliga. Ein solches von 1860 München lehnte er vor einigen Monaten dennoch ab. "Ich bin jung, dynamisch und offen für alles", betont Schmadtke: "Wenn ein Moment kommt, wo es hier nicht mehr passt, bin ich weg. Aber der ist noch nicht gekommen." Nur Trainer werden will er nun nicht mehr: "Ich denke, ich habe mein Ding gefunden."

(sid)
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