Alle 2. Bundesliga-Artikel vom 26. Januar 2004
Aachen krönt sich zum Herbstmeister
Aachen krönt sich zum Herbstmeister

Geisterspiel im menschenleeren StadionAachen krönt sich zum Herbstmeister

Aachen (rpo). Alemannia Aachen hat das Geisterspiel gegen den 1. FC Nürnberg gewonnen und sich damit nachträglich zum Herbstmeister der Zweiten Liga gekrönt. Den Siegtreffer erzielte ein wie "Phönix von der Asche" zurückgekehrter Bachirou Salou. Keine Zuschauer, viele Tore: Auch ohne Unterstützung der Fans holte sich Alemannia Aachen im ersten "Geisterspiel" der deutschen Fußball-Geschichte nachträglich den Herbstmeistertitel. Die Mannschaft von Trainer Jörg Berger besiegte den 1. FC Nürnberg 3:2 (2:2) und holte sich damit die am grünen Tisch verlorenen drei Punkte zurück. Der bisherige Spitzenreiter Rot-Weiß Oberhausen (29) fiel auf den zweiten Platz zurück, Nürnberg (28) ist nun Vierter. Zweimal waren die Franken durch Marek Mintal (7.) und Neuzugang Lawrence Aidoo (11.) in Führung gegangen, zweimal schaffte die Alemannia durch Ivica Grlic per Foulelfmeter (9.) sowie Emmanuel Krontiris (23.) den Ausgleich. In der 78. Minute machte schließlich Bachirou Salou den Alemannia-Sieg perfekt. Die Partie war nötig geworden, nachdem FCN-Trainer Wolfgang Wolf bei der 0:1-Niederlage im ersten Duell am 24. November 2003 durch ein Wurfgeschoss am Kopf getroffen wurde und seine Mannschaft in den letzten 19 Minuten nicht mehr betreuen konnte. Daraufhin legten die Franken vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Protest ein und erzwangen ein Wiederholungsspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So sorgten rund 250 Personen auf dem Tivoli für ein wahrlich gespenstisches Szenario. 40 abgezählte Personen pro Verein (inklusive Spieler), die Schiedsrichter, ausgewählte Medienvertreter (50 Reporter, 16 Fotografen plus Fernseh-Kommentatoren und Kameraleute) Sicherheits- und Sanitätsdienst, Stadionsprecher, Techniker zwei Würstchenverkäufer und Toilettenpersonal waren nur zugelassen. Vor dem Spiel sagte dann auch noch der letzte zutrittsberechtigte Fan ab. DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun blieb krank zu Hause. Für den 78-Jährigen war eigentlich wie gewohnt das Bänkchen neben dem Spielertunnel vorgesehen. Doch auch ohne Zuschauer unterstrichen beide Teams ihre Ambitionen auf den Aufstieg. Bereits nach sieben Minuten verwertete Mintal ein Zuspiel des vom VfL Wolfsburg verpflichteten Sven Müller, doch im Gegenzug fiel bereits der Ausgleich. Nach einem Foul von Thomas Stehle an Alemannia-Kapitän Karlheinz Pflipsen verwandelte Ivica Grlic den fälligen Strafstoß. Wiederum nur zwei Minuten später war es der von Borussia Mönchengladbach zum "Club" gewechselte Aidoo, der für die erneute Führung sorgte. Den 2:2-Ausgleich erzielte Krontiris in der 23. Minute nach Zuspiel von Stefan Blank her, ehe der eingewechselte Salou den Siegtreffer erzielte. Der Togolese und frühere Bundesligaspieler war in der Winterpause aus der Landesliga nach Aachen gewechselt. Die Gastgeber spielten dabei nahezu in der identischen Aufstellung wie beim Sieg im November. Lediglich der damalige Siegtorschütze Daniel Gomez musste aufgrund seiner Dopingsperre pausieren. Die Bestnoten verdienten sich bei der Alemannia Blank und Torschütze Krontiris. Auf Nürnberger Seite wussten die beiden Neuzugänge Aidoo und Müller zu gefallen. STATISTIK ZUM SPIEL:Aachen: Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat, Blank - Frank Paulus, Grlic (69. Bediako), Brinkmann - Pflipsen - Meijer, Krontiris (76. Salou) Nürnberg: Schäfer - Wolf, Nikl, Thomas Paulus, Stehle - Larsen - Sven Müller (86. David), Mintal, Lars Müller (81. Obele) - Aidoo (74. Slovak), Vittek Schiedsrichter: Wagner (Hofheim) Tore: 0:1 Mintal (7.), 1:1 Grlic (9., Foulelfmeter), 1:2 Aidoo (11.), 2:2 Krontiris (23.), 3:2 Salou (79.) Zuschauer: keine Beste Spieler: Blank, Krontiris - Aidoo, Sven Müller Gelbe Karten: - Wolf (5/2), Aidoo, Sven Müller

Hinten sicherer, vorne kaum Tore

MSV blieb zwei Mal ohne GegentrefferHinten sicherer, vorne kaum Tore

Duisburg (RP). Öfter mal was Neues. "Zu null" spielen - das könnte die MSV-Zauberformel sein für eine sportlich bessere Rückrunde. Mit den beiden Tests in Verl und am Samstag in Essen machten die Zebras einen Anfang dazu.Wenn auch die Gegner nur viertklassig waren, sie strengen sich gegen Profitruppen stets engagiert an, deshalb sollte man den Wert von 1:0-Erfolgen nicht unterbewerten. Wichtig auch fürs Gemüt: Die Mannschaft blieb zwei Mal ohne Gegentreffer, das macht Mut. Wenn auch die erste große Bewährung erst am Samstag in Lübeck auf dem Programm steht, die Lichtblicke sind nicht zu übersehen. Auch am traditionsreichen Uhlenkrug machte Thomas Baelum ein überzeugendes Spiel. Der neue Abwehrchef dirigiert, steht sicher, hat Überblick und darf als Gewinn bezeichnet werden. Freilich, auch er muss an der Lohmühle erst durch das Fegefeuer des ersten Meisterschaftsspiels, von dem sehr viel abhängen kann _ für den weiteren Verlauf des Punkterennens, aber auch im Hinblick auf das für den Verein und seine finanzielle Planung so wichtige Pokalspiel auf dem Gladbacher Bökelberg. Denn beim VfB Lübeck brennt schon mal der Baum, wenn es um heiß begehrte Punkte geht. Norbert Meier präsentierte beim 1:0-Sieg (Tor: Markus Kurth) bis auf Pavel Drsek die erste Elf für Lübeck. Vor Dirk Langerbein dürfte es zur Besetzung mit El Kasmi, Drsek, Baelum und Hirsch kommen. Mit Wolters, Maas und Bugera steht die Mittelreihe, vorne stürmen im 4-3-3-System Keidel, Kurth und Spizak, das taktisch aber auch zum 4-4-2 werden kann, ganz danach, wie Lübeck kommt. Dazu gesellen sich die am Uhlenkrug eingewechselten Caca, Peschel, Voss und Kazior, außerdem werden Ahanfouf, Gruev, Beuckert, van Houdt und Kruse den Kreis komplettieren. Sorge gibt es allerdings noch um Pavel Drsek, dessen Muskelverletzung am Gesäß nur langsam abklingt. Physiotherapeut Peter Kuhlbach ist freilich zuversichtlich, dass der Tscheche beim Start in der Hansestadt an Bord ist. Das Tor des Tages in Essen erzielte Markus Kurth in der 56. Minute. Erst hatte Peter Peschel auf Vorarbeit von Alex Bugera die Unterkante der Latte getroffen, dann servierte "Bugi" dem Torschützen das Spielgerät erneut und diesmal maßgerecht. Gut zehn Chancen hatten die Zebras gegen den Oberligisten, neun wurden nicht verwertet. Das ist neben der Zuversicht auf neue Stärke in der Defensive eine ernste Mahnung für allzu optimistische Blicke in die Rückrunde. 0:0 gegen Freiburg, 1:1 gegen Stuttgart, 0:2 gegen Wolfsburg, jetzt zwei Mal 1:0 in Verl und Essen - das macht in der Summe drei Tore in fünf Testspielen. Wohl auch deshalb wurde Peter van Houdt nachträglich verpflichtet. "Wir haben heute nochmal drei Stunden zusammen gesessen und hoffen, dass wir das Steuer noch herum reißen können", sagte Chef Walter Hellmich.