Rassismus-Skandal in der 2. Bundesliga Danny da Costa von "Vollidioten" beleidigt

Düsseldorf · Der dunkelhäutige deutsche U21-Nationalspieler Danny da Costa vom FC Ingolstadt ist am Sonntag während des Spiels bei 1860 München (0:1) auf das Übelste beleidigt worden.

2. Bundesliga 13/14: 1860 - Ingolstadt
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Da Costa ist in Neuss am Rhein geboren, er ist in Deutschland aufgewachsen und spielt für die deutsche U21-Nationalmannschaft. Doch am Samstag in München zählte das für einige Zuschauer, die der Profi des Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt "Vollidioten" nennt, nicht. Denn der 20 Jahre alte da Costa ist dunkelhäutig — und deswegen wurde er während des Punktspiels bei 1860 München (0:1) auf das Übelste rassistisch beleidigt.

"Mehrere Leute meinten, bei Einwürfen oder Ballkontakten Sachen wie 'Nigger' oder 'Schwarzes Schwein' in meine Richtung rufen zu müssen. Immer, wenn der Ball in meine Nähe kam, gab es auch Affenlaute", sagte der 20-Jährige im SID-Interview am Montag.

Als es ihm zu viel geworden war, ging Danny da Costa zu Schiedsrichter Florian Meyer (Burgdorf) und machte ihn darauf aufmerksam. "Ich habe Herrn Meyer gesagt, dass ich da aufs Übelste beschimpft werde, dass das nicht mehr tragbar für mich ist", sagte er. Meyer veranlasste eine Stadiondurchsage, danach wurde es laut da Costa "etwas besser".

"Glaube, das war ein Einzelfall"

Für ihn seien diese sogenannten Fans "einfach nur Vollidioten", sagte da Costa. Ein generelles Rassismusproblem im deutschen Fußball wie in den dunklen 80er Jahren sieht er jedoch nicht. "Ich glaube, das war ein Einzelfall, das ist so noch nie vorgekommen. Ich kannte so etwas nicht, ich bin ja hier geboren und aufgewachsen. Das ist auch kein spezielles Problem von 1860-Fans. Ich glaube, dass man das in Deutschland eigentlich gut im Griff hat, aber wenn einige Vollidioten aus der Reihe tanzen, kann man nichts machen. Wenn man die richtigen Fans mit hineinzieht, wäre das nicht fair."

Danny da Costa hatte am vergangenen Dienstag beim 0:0 gegen Frankreich sein Debüt in der deutschen U21 gegeben. Zuvor hatte er von der U17 bis zur U20 alle Junioren-Auswahlen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) durchlaufen.

Da Costas Mitspieler Ralph Gunesch war sehr emotional mit den Rassismusvorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen. Er beklagte bei Facebook, Zuschauer auf der Gegentribüne "mit ihren drei trommelspielenden Gehirnzellen im Kopf" hätten da Costa schlimm beleidigt.

Gunesch schreibt Brief bei Facebook

"Einen dunkelhäutigen Gegenspieler permanent als 'Scheiß Nr', 'Zurück in den Busch' zu beschimpfen und mit Affenlauten zu begleiten, zeigt nur, dass Euer IQ knapp über dem eines verbrannten Toastbrotes liegt", schrieb Gunesch am Samstagabend und bekam dafür viel Zustimmung. "Schließt Euch zu Hause ein und labert mit dem rassistischen Müll Euren Wandteppich voll, aber verschont uns alle mit dem Gedankengut", fuhr Gunesch fort. "Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!!"

Gunesch (29) hatte auf der Ingolstädter Bank gesessen und offensichtlich die Beschimpfungen genau mitbekommen. Da Costa sei nach dem Spiel ziemlich konsterniert auf ihn zugekommen, sagte er in der WDR-Sendung "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs".

Die Vereine sollten alle rechtsradikalen Tendenzen "im Keim ersticken". Er sei durch seine Zeit beim FC St. Pauli (2003 bis 2006) stark sensibilisiert.

1860 München reagierte umgehend auf Guneschs Vorwürfe. Die "Löwen" teilten mit, dass sie das Verhalten der angesprochenen Zuschauer nicht akzeptieren werden: "Personen mit solchem Gedankengut sind keine Löwenfans. Wir wollen sie weder bei uns im Verein noch bei uns im Stadion haben. Bei diesem Thema haben wir null Toleranz und verurteilen das aufs Schärfste."

(sid)
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