Rolle rückwärts Köln wird keine Klage gegen Pezzoni prüfen

Köln · Zweitligist 1. FC Köln setzt im Fall Kevin Pezzoni vorerst auf Deeskalation. Der Klub wird im Streit mit seinem Ex-Profi über die Abläufe der umstrittenen Vertragsauflösung nach eigenen Angaben bis auf Weiteres keine Klage prüfen.

"Unsere Rechtsabteilung wird dem Rechtsanwalt von Kevin Pezzoni in einem Schreiben auf unzutreffende Aussagen im Interview hinweisen sowie auf die Bestimmungen des Aufhebungsvertrages, insbesondere die Wohlverhaltensklausel", sagte Kölns Medien-Leiter Gerd Koslowski auf SID-Anfrage.

In der Verärgerung über Pezzonis Vorwürfe in einem Zeitungsinterview vom vergangenen Sonntag hatten sich Kölns Spitzen zunächst rechtliche Schritte gegen den 23-Jährigen vorbehalten. Mögliche Verstöße Pezzonis gegen eine Verschwiegenheitsklausel in der Auflösungsvereinbarung kamen als Ansatzpunkt für eine Klage in Betracht.

Auch die Rückforderung der vereinbarten Abfindung, die Schätzungen zufolge zwischen 150.000 und 300.000 Euro betragen haben soll, in voller Höhe oder in Teilen stand im Raum.

Pezzoni hatte am Samstag schwere Vorwürfe gegen den 1. FC Köln erhoben. Der Verein wehrte sich dagegen, rückte aber gleichzeitig von seiner bisherigen Darstellung ab, der Spieler hätte um die Auflösung seines Vertrages gebeten.

Pezzoni sagte der "Welt am Sonntag", ihm sei es vorgekommen, als habe der Bundesliga-Absteiger "auf eine günstige Gelegenheit gewartet, um mich loszuwerden".

Abwehrspieler vermisste Rückendeckung

Er habe seinen Vertrag nie auflösen wollen: "Der Vorschlag wurde vom Verein an mich herangetragen." Der 23 Jahre alte Abwehrspieler erklärte weiter, er habe gehofft, "dass die Verantwortlichen sich hinter mich stellen und versuchen, mich zu schützen. Eigentlich sollte ein Verein dazu in der Lage sein, seine Spieler vor den Fans zu schützen. Das war in diesem Fall nicht so."

FC-Geschäftsführer Claus Horstmann erklärte einige Stunden später: "Der Spieler ist am Mittwoch, 29. August, zu uns gekommen, weil er sich nicht mehr zutraute, im Spiel gegen Cottbus aufzulaufen. Die für ihn schlechtere Alternative zur Vertragsauflösung wäre gewesen, ihn aus dem Kader zu streichen. Deswegen haben wir uns auf die Vertragsauflösung geeinigt. Er hat zudem noch eine Abfindung erhalten."

Pezzoni war von FC-Hooligans an seiner Haustür und im Internet bedroht worden. Nach Angaben des Vereins war der Vertrag daraufhin in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst worden. Ein gewalttätiger Angriff auf Pezzoni im diesjährigen Karneval soll laut FC-Mitteilung einen privaten Hintergrund gehabt und nicht in Zusammenhang mit der Gewaltbereitschaft in Teilen der Kölner Anhängerschaft gestanden haben.

(sid)
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