Burnout Lewandowski: "Dauert Monate, bis ich der Alte bin"

Berlin · Wieder hat die Krankheit Burnout im Stressjob Profi-Fußball ein Opfer gefunden. Trainer Sascha Lewandowski von Zweitligist Union Berlin ist am akuten Erschöpfungssyndrom Burnout erkrankt.

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Foto: dpa, pse fdt

"Nach Einschätzung meiner Ärzte wird es noch Monate dauern, bis ich wieder der Alte bin. Dieser Zustand ist untragbar für Mannschaft und Klub", sagte Lewandowski in einer ersten Reaktion: "Ich hatte gehofft, dass eine kurze Pause reichen könnte, die Beschwerden deutlich zu verringern. Dies war aber leider überhaupt nicht der Fall."

Am 22. Februar 2016 hatte sich der gebürtige Dortmunder zunächst für drei Wochen krank schreiben lassen. Der Schritt sorgte zunächst für Verwunderung. Doch zeitgleich machte auch das Gerücht von einer psychischen Erkrankung die Runde. Der Klub hielt dicht, die Medien verzichteten zum Glück für alle Betroffenen auf Spekulationen.

Lewandowski hatte die "Eisernen" am 1. September 2015 hoch motiviert übernommen. Der ehemalige Jugendtrainer und Interimscoach von Bundesligist Bayer Leverkusen wollte den Klub-Traum vom Aufstieg in die Bundesliga realisieren. Doch bei der Umsetzung lief nicht alles nach Wunsch, die Mannschaft dümpelt im unteren Mittelfeld. Dennoch kam der engagierte Coach aus dem Ruhrgebiet mit seinem Fachwissen und seiner gründlichen Arbeitsweise bei Union gut an.

Co-Trainer Andre Hofschneider wird den Tabellenelften am Samstag (13.00 Uhr/Live-Ticker) im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt und bis zum Saisonende betreuen. Der Assistent hatte die "Eisernen" schon in den letzten beiden Spielen betreut.

Immer wieder waren in der Vergangenheit Spieler und Trainer in deutschen Profi-Fußball psychisch erkrankt. Zu den bekanntesten Fällen gehörte Ralf Rangnick. Der heutige Trainer und Sportdirektor von RB Leipzig erklärte am 22. September 2011 als Trainer von Schalke 04 wegen des Erschöpfungssyndroms seinen Rücktritt.

Auch Ex-Nationalspieler Sebastian Deisler bekannte sich 2003 zu seinen Depressionen und begab sich in stationäre Behandlung. Schiedsrichter Babak Rafati litt ebenfalls unter Depressionen, als er am 19. November 2011 versuchte, sich das Leben zu nehmen. Meistertrainer Ottmar Hitzfeld gab ebenfalls zu, dass er während seiner Zeit als Trainer 2004 unter Burnout litt - dies aber verschwieg.

Klub reagiert betroffen

Beim Klub Union reagierte man betroffen. "Wir sind sehr traurig über das plötzliche und unerwartete Ende unserer Zusammenarbeit. Schweren Herzens müssen wir jedoch erkennen, dass uns Umstände dazu zwingen, die nicht in unserer Hand liegen", sagte Lutz Munack, Geschäftsführer Sport bei Union: "Wir alle hier bei Union wünschen ihm eine schnelle und vollständige Genesung und hoffen, dass wir uns irgendwann unter besseren Vorzeichen einmal wiedersehen."

Union-Präsident Dirk Zingler war von Anfang an umfassend über Lewandowskis Krankheit informiert. Nach Gesprächen mit dem Trainer kam man gemeinsam zu dem Entschluss, den bis Juni 2017 datierten Vertrag mit Lewandowski vorzeitig aufzulösen. Auch war es der Wunsch des scheidenden Coaches, die Diagnose zu veröffentlichen.

Für Lewandowski war Union von Anfang an mehr als nur ein Job. "Die Anteilnahme der Menschen an ihrem Verein, die positive Unterstützung in schwierigen Phasen, immer wieder Zuspruch und Aufmunterung der Fans auch für mich als Trainer - Union war selbst in dieser kurzen Zeit etwas Besonderes für mich", sagte der Trainer.

(sid)
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