Köln-Duo im Interview Schmadtke: "Stöger ist das größere Feierbiest"

Köln · Sie sind die Macher beim 1. FC Köln und können mit den Rheinländern im Spiel gegen den VfL Bochum am Montag ( 20.15 Uhr/Live-Ticker) den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen. Im Doppel-Interview mit dem Sport-Informations-Dienst lassen Sportdirektor Jörg Schmadtke (50) und Trainer Peter Stöger (48) die Saison Revue passieren.

 Haben sich nicht gesucht, aber gefunden: Peter Stöger (l.) und Jörg Schmadtke.

Haben sich nicht gesucht, aber gefunden: Peter Stöger (l.) und Jörg Schmadtke.

Foto: dpa, Angelika Warmuth

Sie sind die Macher beim 1. FC Köln und können mit den Rheinländern im Spiel gegen den VfL Bochum am Montag (20.15 Uhr/Live-Ticker) den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen. Im Doppel-Interview mit dem Sport-Informations-Dienst lassen Sportdirektor Jörg Schmadtke (50) und Trainer Peter Stöger (48) die Saison Revue passieren.

"Herr Schmadtke, ganz Köln feiert schon vor dem Spiel gegen Bochum den Aufstieg. Haben Sie noch Zweifel?"

Jörg Schmadtke: "Wir sind guter Hoffnung, dass wir das am Montag realisiert bekommen. Aber davor müssen wir noch ein bisschen arbeiten. Es wird eher eine Herausforderung sein, die dann entstehenden Emotionen des Umfelds unter Kontrolle zu halten."

"Herr Stöger, Sie haben unabhängig vom Ausgang des Spiels neben dem Aufstieg bereits die Meisterschaft gefordert..."

Peter Stöger: "Wir wollen diesen ersten von vier Matchbällen nutzen, weil es vor heimischem Publikum eine ideale Konstellation ist. Wenn es klappt, werden wir gebührend feiern. Aber es gibt keinen Grund, danach das Arbeiten einzustellen. Ich möchte unbedingt Meister werden, wir wollen die meisten Punkte holen, die der FC je in einer Zweitliga-Saison geholt hat, und für unsere Gegner geht es noch um Relegationsplätze oder gegen den Abstieg. Das sollte Antrieb genug sein."

"Sie haben Karneval in Köln schon mitgefeiert. Haben Sie schon in etwa eine Vorahnung, was am Montag los sein wird?"

Stöger: "Eine gewisse Vorahnung habe ich schon. Es wird sicher noch ein Stück weit extremer werden, weil sich alles um den Fußball und die Mannschaft drehen wird. Aber das nehmen wir gerne mit."

"Wer von Ihnen beiden ist das größere Feierbiest?"

Schmadtke: "Mit Sicherheit Peter. Er wirkt sehr ruhig, aber wie das eben so ist mit den stillen Wassern: Es bricht so manchmal aus ihm heraus."

Stöger: "Aber karnevalsmäßig ist auch Jörg sehr gut unterwegs (lacht). Ich habe im letzten Jahr schon eine extrem emotionale Meisterfeier mit Austria Wien erlebt, mit der niemand gerechnet hat. Den Erfolg hier beim FC würde ich aber höher einstufen, weil ein Aufstieg für den Klub eine essenzielle Geschichte ist."

"Gab es für Sie in dieser Saison irgendeinen Moment, in dem sie an der Entscheidung zweifelten, für Köln auf die Champions-League-Teilnahme mit der Austria verzichtet zu haben?"

Stöger: "Nie. Und das würde ich auch sagen, wenn wir nicht vor dem Aufstieg stehen würden. Ich freue mich, dass auch die Leute bestätigt wurden, die sich im vergangenen Sommer für mich stark gemacht haben. Es ist nicht üblich, einen Österreicher zu holen, selbst wenn er Meister geworden ist. Wenn es nicht funktioniert hätte, hätte ich meine Sachen packen müssen und wäre zurück nach Österreich oder in die dritte deutsche Liga. Aber die Verantwortlichen hier hätten sich anhören müssen, wieso sie einen Trainer geholt haben, der die Bundesliga nicht kennt. Deshalb weiß ich es sehr zu schätzen, dass ich diese Chance bekommen habe."

"Herr Schmadtke, Sie kamen offiziell nach dem Trainer. Haben Sie sich auch schon irgendwie für ihn stark machen können?"

Schmadtke: "Mit der Personalie Peter Stöger hatte ich nichts zu tun. Aber ich bin sehr froh, dass diese Entscheidung so gefallen ist, weil Peter sehr gut in diese Stadt und zu diesem Verein passt."

"Wie ist Ihr Verhältnis untereinander?"

Schmadtke: "Es hat vom ersten Tag an extrem gut funktioniert. Und das ist bis heute so geblieben."

"Wie wohltuend ist das für Sie, nachdem es bei Ihrer letzten Station durchaus zwischenmenschliche Probleme mit dem Trainer gab?"

Schmadtke: "In der Rückbetrachtung haben Mirko Slomka und ich in Hannover dreieinhalb Jahre extrem professionell gearbeitet, denn die Ergebnisse waren gut. Natürlich will ich nicht verhehlen, dass es im Moment angenehmer ist, weil wir uns auf der zwischenmenschlichen Ebene deutlich besser verstehen."

"Wie verfolgen Sie die sportlich schwierige Situation in Hannover derzeit?"

Schmadtke: "Bis zum Spiel gegen den HSV mit großer Sorge. Aber dieser Sieg war ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt, und das freut mich sehr."

"Und jetzt muss man sich mehr Sorgen machen um den HSV und Slomka..."

Schmadtke: "Das nehme ich wahr, aber das ist nicht meine Baustelle, denn es ist ja kein ehemaliger Klub, zu dem ich eine besondere emotionale Bindung habe."

"Sie haben in einem Interview zugegeben, dass Ihnen der FC vor Ihrem Amtsantritt vorkam wie ein Chaosverein. War das die Sicht des Außenstehenden oder hat sich so viel geändert?"

Schmadtke: "Die Außensicht spielt sicher eine Rolle. Aber intern habe ich einen gut aufgestellten Klub vorgefunden. Wir hatten ja in diesem Jahr keine Krise, keine Phase, in der es überhaupt hätte unruhig werden können."

"Herr Stöger, Sie haben in Köln und in Deutschland sogar schon neue Fußballbegriffe eingeführt. Zum Beispiel den des Winterkönigs..."

Schmadtke: "Oder Out-Einwurf. Aber wir haben in der Kabine einen großen Zettel hängen mit allen Übersetzungen." (lacht)

Stöger: "In Österreich wird die Runde anders gespielt, deshalb braucht man auch für den, der vor den Winterferien führt, eine Bezeichnung. Und das ist eben der Winterkönig."

"Wie viel Kölner steckt schon im Düsseldorfer Jörg Schmadtke?"

Schmadtke: "Grundsätzlich bleibe ich immer Düsseldorfer, weil es meine Heimat ist. Aber ich lebe sehr gerne in Köln, weil die Stadt sehr offen ist und einen sehr schnell umarmt und mitnimmt. Über die Tätigkeit im Klub bin ich sicher ein Stück weit Kölner geworden. Köln ist mir schon ans Herz gewachsen in dem Jahr, aber übergreifend würde ich sagen, ich bin Rheinländer."

"Und wie viel Kölner steckt im Wiener Peter Stöger?"

Stöger: "Ich habe mich vom ersten Tag an wohl gefühlt. Ich bin echter Wiener, aber mir fehlt nichts. Ich war in dem ganzen Jahr nur zwei Mal in Wien, einmal weil ich eine Veranstaltung fest zugesagt hatte und einmal über Weihnachten. Ansonsten steige ich nicht in den nächsten Flieger, sobald wir frei haben, weil ich hier alles habe. Natürlich fehlen mir einzelne Personen, aber die kommen mich Gott sei Dank oft besuchen, weil es ihnen hier auch gefällt."

(sid)
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