"Das kleine gallische Dorf" Darmstadt fiebert der 2. Liga entgegen

Darmstadt · Vor einem guten Jahr viertklassig, jetzt Zweitligist - eine rasante Entwicklung, die für Präsident Rüdiger Fritsch doch folgerichtig ist. In dieser Saison geht es für den SV Darmstadt 98 erstmal gegen den Abstieg.

Arminia Bielefeld vergeigt Klassenverbleib in letzter Sekunde
26 Bilder

Darmstadt bejubelt Last-Minute-Aufstieg in Bielefeld

26 Bilder

Wenn Rüdiger Fritsch auf die vergangenen Jahre zurückblickt, dann muss er sich manchmal kneifen. "Das kommt einem Traum schon relativ nah", sagte der Präsident des SV Darmstadt 98. "Aber dahinter steckt auch eine solide Aufbauarbeit seit vielen Jahren", fügt er hinzu. "Wenn es mit dem Aufstieg nicht geklappt hätte, wäre es mit der geschaffenen Basis in den nächsten Jahren auf jeden Fall möglich gewesen." Nach über 20 Jahren starten die "Lilien" am Sonntag (15.30 Uhr, Live-Ticker) gegen den SV Sandhausen wieder in der 2. Bundesliga.

2. Bundesliga: Unsere Tipps zum 4. Spieltag
8 Bilder

Unsere Tipps zum 4. Spieltag

8 Bilder

Ende der Saison 2012/13 waren die Südhessen sportlich aus der 3. Liga abgestiegen. Nur weil Erzrivale Kickers Offenbach keine Lizenz erhielt, blieb man in der Liga. Unter Trainer Dirk Schuster legte der vermeintliche Abstiegskandidat dann eine starke Saison hin und schaffte in der Relegation gegen Arminia Bielefeld den sensationellen Aufstieg.

Nun geht der Verein wieder als Abstiegskandidat in die neue Spielzeit - für Trainer und Präsident kein Problem. "Wir sind das kleine gallische Dorf - so wie wir es in der letzten Saison auch waren", sagt Schuster. "Das ist keine Situation, mit der wir unzufrieden sind." Fritsch bremst die Erwartungen: "Wir wissen, dass wir uns in der 2. Liga wieder an Niederlagen gewöhnen müssen - und das wird uns auch nicht umwerfen."

Das sind die Aufstiegstipps der Trainer
20 Bilder

Das sind die Aufstiegstipps der Trainer

20 Bilder

Eine Jobgarantie will er seinem Cheftrainer trotzdem nicht geben. "Wir stehen am Anfang einer seit 21 Jahren herbeigesehnten Zweitliga-Saison. Da werden wir uns bestimmt nicht mit Abstiegsszenarien beschäftigen", sagt Fritsch. Zugleich verspricht er aber auch, dass der Verein den üblichen Reflexen des Fußballs nicht so einfach nachgeben werde. Schließlich basiere die Vereins-Philosophie auf Kontinuität und Stabilität.

Der Wirtschaftsjurist steht seit 2008 bei den "Lilien" in der Verantwortung, erst als Vizepräsident, seit 2012 als Präsident. Er erlebte die Insolvenz mit und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Verein sich seit 2008 so gut erholt hat. In den vergangenen Jahren habe man immer schwarze Zahlen geschrieben. Das soll auch in der zweiten Liga so sein.

Benschop bricht das Abschlusstraining ab
13 Bilder

Benschop bricht das Abschlusstraining ab

13 Bilder

Sein Grundsatz klingt banal, ist aber im Millionengeschäft Fußball alles andere als selbstverständlich: Nicht mehr Geld ausgeben, als man einnimmt. "Dass ein Wechsel auf die Zukunft meistens nicht funktioniert, haben ja einige andere Vereine vorgemacht", sagt Fritsch. "Auf Dauer wird man auf Pump nicht arbeiten können - weder im Fußball noch im normalen Leben."

Sieben Spieler hat der Verein bislang verpflichtet, alle ablösefrei. Torwart-Routinier Christian Wetklo (zuvor Mainz 05) ist der einzige, der über umfassende Bundesliga-Erfahrung verfügt. Doch der 34-Jährige steht nach dpa-Informationen schon wieder vor dem Absprung.

Zwei bis drei Qualitätsspieler sollten noch kommen, sagte Trainer Schuster bereits vor zwei Wochen. Zu vermelden gab es bislang noch nichts - sicher auch wegen der begrenzten Verdienstmöglichkeiten. Trainer und Präsident beschwören deswegen vor allem den Teamgeist, der die Mannschaft in der Vorsaison ausgezeichnet hat. "Wir können die Spieler nicht unbedingt mit hohen Gehältern locken, aber mit dem Darmstädter Spirit", sagt Fritsch mit Blick auf Neuverpflichtungen.

Und Schuster verweist gar auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Dort habe sich gezeigt, dass das Kollektiv stärker war als Einzelne. "Andere Mannschaften hatten deutlich bessere Individualisten, aber unter dem Teamaspekt waren die Deutschen mit Abstand die Besten. Und das hat sich in der vergangenen Saison ja auch bei uns bestätigt."

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort