Borussia Mönchengladbach Gladbach kann in Bremen die nächste Serie beenden

Mönchengladbach · Lucien Favre ist ein vorsichtiger Mensch. Darum gibt der Trainer von Borussia Mönchengladbach gern den Bedenkenträger, wenn es um ihn herum besonders euphorisch ist. Dass Borussia drauf und dran ist, sich zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren, weiß Favre natürlich.

Gladbach - Bremen
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"Wir alle können die Tabelle lesen", sagt er gern. Doch die Lektüre des Bundesliga-Klassements zeigt auch die andere Option auf: Platz vier und die damit verbundene Teilnahme an den Play-offs zur Meisterliga. In denen ist Favres Team 2012 an Kiew gescheitert.

Er weiß, dass der Fußball unberechenbar ist, vor allem, wenn man sich zu sicher fühlt und daher die Spannung nachlässt. Die Gladbacher haben als Dritter fünf Punkte Vorsprung auf Bayer Leverkusen, den aktuellen Vierten. Aber "es sind noch sechs Punkte im Spiel", auch das ist ein typischer Favre-Satz. Es gibt also ein Szenario, in dem Favres Team dann doch noch von Bayer überholt werden kann.

Dass im Fußball alles möglich ist, hat Favre in seiner Zeit als Gladbach-Trainer selbst bewiesen. Als er im Februar 2011 kam, war die Mannschaft nahezu abgestiegen. Doch Favre rettete sie - und führte den Fast-Absteiger in der folgenden Saison zum ersten Mal nach 16 Jahren in den Europapokal. Inzwischen hat er aus Borussia ein Spitzenteam geformt. Gladbach ist auf hohem Niveau stabil, und die Art und Weise, wie das Team Fußball spielt, liefert wenige Argumente für die These, dass es sich die fixe Teilnahme an der Meisterliga noch nehmen lässt.

Faktisch fehlen den Borussen zwei Punkte, um alles zu klären. Praktisch können sie das heute in Bremen regeln, wenn sie siegen. Das wäre sogar ein bisschen logisch - kurioserweise, weil es den letzten Gladbacher Sieg dort 1987 gab, damals war es ein 7:1-Triumph. Doch eben die schwarze Serie spricht für Gladbach. Denn in dieser Saison ist Borussia gut darin, ewige Negativserien zu brechen. Es gab den ersten Sieg bei 1899 Hoffenheim. Und zuletzt wurde auch die seit 1989 währende Sieglosigkeit in Heimspielen gegen Leverkusen mit dem 3:0-Erfolg beendet. "Gelingt uns das auch in Bremen, dürfen wir unseren großartigen Erfolg feiern. Aber selbst wenn wir in Bremen nur einen Punkt holen und damit unsere Serie weiter Bestand hätte, wäre es ein weiterer Punkt auf unserem Weg", sagt Sportdirektor Max Eberl.

Führt dieser spätestens nach 34 Spielen (am letzten Spieltag kommt Augsburg) in die Champions League, würde Favre seine bisherige Arbeit in Gladbach krönen. Er hätte Borussia binnen viereinhalb Jahren von der Schwelle zur nationalen Zweitklassigkeit auf die ganz große europäischen Bühne geführt. Und das 40 Jahre nach dem bisher größten Triumph der Klubgeschichte: 1975 wurde Borussia Meister und Uefa-Cup-Sieger.

Nun wird es keinen Titel geben, aber "für den Verein wäre der Einzug in die Champions League vergleichbar mit einer Meisterschaft. Es gibt die Bayern und die anderen Topteams, die sonst um diese Plätze spielen. Wenn wir in diese Phalanx jetzt einbrechen würden, wäre das großartig", sagt Sportdirektor Max Eberl. Er sagt es im Konjunktiv. Noch wird die Champions League als "unser großes Ziel" definiert. "Wir wollen es erreichen", stellte Lucien Favre klar. Ehrgeiz ist erlaubt, bei aller Vorsicht.

(RP)
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